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Renovierte Gundhabingkapelle wiedereröffnet Von Dir. Peter Brandstär.ter Der Altarraum der Gur.dhabingkpel1e. Foto: Maria Luise Jirandstätter Seite 14 J(jkbahcler eUnzeiger Samstag, 18. Juni 1988 Im Zuge des AUS DLCS der Brxenta1er Straße zu Beginn der siebziger Jahre sollte die Gundhabingkapelle einer Straßenver- breiterung geopfert werden. Der Ablösebe- scheid für die Kapeie, die im Besitz der Dorfnachbarschaft Gundhabing steht, war schon ergangen und die Ablösesumme be- reits ausbezahlt. Dem lierzhaften Eingrei- fen des Froidlbauern Sebastian Foidl sen. war es zu danken, daß der Abbruch verh in- der md die Kape11 un:er Denkmalschutz gestellt wurde. Die im Jahre 1832 erbaute und im Jahre 1927 leiztnas renovierte Ka- pelle befand sich aber in enem höchst deso- laten Zusaizd. Am 30. November 197 besichtigte über meine Anregung der Leiter des Denkma- amtes, Hofrat Menardi, cic Kapelle und leg- te en Restaurierungskonzept vor. Die vor- gesehenen Arbeiten wurden auf einIge hun- derttausend Schilling gechätzt, sodaß man vorerst keine Möglichkeit der Realisierung sah. Ein Aufruf im Herbst 1981 an die Gund- habinger Bevölkerung zur Mithilfe bei der Renovierung brachte viel Zustimmung, so- daß ich doch eine schritweise Sanierung ins Auge fassen konnte. So wurde im Jahre 1983 die Kapelle mit geklobenen Lärchenschin- deln neu eingedeckt. Der Bauhof der Stact- gemeinde besorgte durch einen Entfeucli- tungsgraben die Trockenlegung und Neu- fundamentierung der lKarelle. Im Frühjahr 1984 haute das Baubezirksamt einen neuen, gegen die Straße gesicherten Aufgang zur Kapelle. Dann wurde der schadhafte Au- ßenputz entfernt unc die Kapelle neu ver- putzt und gefärbelt. Harald Kunstowny stif- tete zwei neue sehr schön gearbeitete Fen- ster. Im :ahre 1985 konnte in die Innenreno- vierung geschritten werden. Wilhelm Ghe:- ta (Tulfes) renovierte die von Johann Entfe- der (1791-1864, Schwaz) aus dem Jahre 1832 stammenden Fresken: Decker.fresko - Anbetung der Hirten; Deckenfresko über der Apsis: Bischof Nikolaus, Johannes Ev. und hl. Sebas:ian; an der Rückwand: HI. Bartholomäus und hl. Klara; in den Nischen üDer der Eingangstür (außen) Hl. Florian, Leonhard und Aloisius. Im Jahre 1986 wurde der Restaurator Henrich Wechner (Euch bei Jenbach) mit der Restaurierung des Altares beauftragt: Freilegung der Origia1fassung (Schwarz- Gold), Renvierung der Figuren hi. Fran- ziskus und Antonius. 1-11. Geist, zwei Reh- quienschreine scwie acht Kerzenleuchter. Bein Abtragen des Altares kam eine alte la- teinische W:dmungsinschrift zutage, sie lautet auf deutsch: »Zu Ehren ces ans Kreuz geschlagenen CliristEs ließ Enoch Gerzner aus Salzburg diesen heiligen Altar errichten im Jahre des wiedergewonnenen Heils 1643. Wieder erneuert 174 Enoch Gerzner kcnnte Manfred Rupern im Zuge von Nach- Die Gundhwzngkape/ie nach der Inovie- rung. Foto: t4aria Luise Bra dsätter forschungen als Salzburger Handelsherrn identifizieren. Gerzner stiftete diesen Altar für die Kirche auf der Hohen Salve. Wie der Altar später nach Gundhabing kam, ist noch ungeklärt. Das Altarbild wurde von Restau- rator Egidio Ita (Innsbruck) renoviert: Rei- nigung vom Kerzenruß, Festigung der Mal- schicht, mit Rohleinengewebe zweifach doublieren und mit Keilrahmen versehen. Unter der Darstellung »Christus und die Jünger von Emmaus« befindet sich eine frü- here Malerei. Eine Freilegung wurde nach Proben an verschiedenen Stellen nicht fort- gesetzt, da sich zeigte, daß diese Malerei be- reits sehr beschädigt ist. Im gleichen Jahr wurde der häßliche Betonboden in der Ka- pelle entfernt und ein passender Holzboden verlegt. Im Jahr 1987 wurden vom akad. Bildhau- er Sepp Dangl die Figuren der Kreuzigungs- gruppe und der hl. Sebastian einer gründli- chen Renovierung unterzogen: Drei Mal- schichten mußten abgedeckt werden, die Fassung und Vergoldung war großteils neu zu machen, da von der Originalfassung nur mehr Reste vorhanden waren, ebenso waren viele Teile zu ergänzen (Pfeile, Strahlen, Finger und Gliedmaßen). Die Figuren leuchten nun in neuer Pracht und bilden für die Kapelle eine besondere Zier. Hier sei auch erwähnt, daß die Figuren Maria, Jo- hannes (unter dem Kreuz) und Sebastian im September 1981 gestohlen wurden. Der Froidlbauer Sebastian Foidl sen. erstattete sofort Anzeige. Da Martin Wörgötter sie kurz vorher fotografierte, konnten anhand dieser Bilder die Figuren durch die Interpol in Deutschland sichergestellt werden. Nachdem der Strafprozeß gegen die Diebs- bande abgeschlossen war, wurden am 12. Juli 1985 die Figuren von Sebastian Foidl, Martin Wörgötter und Peter Brandstätter bei der Kriminalabteilung der Polizeidirektion Linz wieder abgeholt. Die Figuren sind jetzt diebstahlgesichert aufgestellt. Das Bild vom Brand in Gundhabing in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, dem mehrere Höfe zum Opfer gefallen sind, befindet sich jetzt im Heimatmuseum, in der Kapelle wird eine Kopie dieses Bildes angebracht. Mit der Neuaufstellung der Bänke, der Anbringung von Fenstergittern (Fa. Anton Pichler) und der Renovierung der Kreuzwegtafeln durch Tischlermeister i.R., Alois Haberger, waren die Renovie- rungsarbeiten abgeschlossen. Zum Schluß darf ich allen, die zur Reno- vierung beigetragen haben, herzlich dan- ken: Dem Land Tirol und dem Denkmalamt (S 245.000.— Subventionen im Laufe der Jahre seit 1982), der Dorfnachbarschaft Gundhabing (S 170.000.—), der Stadtge- meinde Kitzbühel (Material- und Arbeits- leistungen von ca. S90.000.—), dem Baube- zirksamt (Erstellung des Kpellenaufgan- ges). Dank vor allem den vielen privaten Spendern aus der Bevölkerung von Gundha- bing (S 71.000.—). Die Abwicklung des Bauaufwandes von S 568.515,62 wurde von der Rechnungsstelle der Stadtgemeinde überprüft und für ordnungsgemäß und rich- tig befunden. Anläßlich der Wiedereröffnung fand in der Gundhabingkapelle am 20. Mai 1988
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