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Seite 8 J(jlibüheler eLAnzeiger Samstag, 25. Juni 1988 Arbeitsplatzsuche für Schulabgänger Man könnte beinahe ein Lied davon sin- gen »Alle Jahre wieder . . .«. Ja, alle Jahre wieder suchen viele Schulabgänger entwe- der nach einem ihrer Ausbildung entspre- chenden Arbeitsplatz oder nach einer pas- senden Lehrstelle. Da das Thema Jugendarbeitslosigkeit in fast aller Munde ist, und da beinahe alle El- tern einmal mit dem Problem der Arbeitsp- latzsuche für ihre Sprößlinge konfrontiert werden, ist geradejetzt -kurz vor Schulen- de - der Zeitpunkt gekommen, um auch im Kitzbüheler Anzeiger über dieses Thema zu berichten. Im Bezirk Kitzbühel zum Beispiel wird es mit Schulende 1988 hundert lehrstellensu- chende Schüler geben. Demgegenüber ste- hen 312 offene Lehrstellen, die mit Schul- schluß 1988 zur Besetzung kommen könn- ten. Aufgrund dieser Zahlen muß man an- nehmen, daß jeder Schulabgänger einen Lehrplatz bekommt und sogar noch 200 Lehrplätze offen sein müßten. Diese Annahme ist aber falsch. Es gibt deshalb so viele offene Lehrstellen, da diese Zahlen speziell durch das Gastgewerbe auf- gewertet werden. Hier ist das Angebot an Arbeitsplätzen tatsächlich größer als die Nachfrage. Der Trend geht total ab vom Gastgewerbe, und der Grund liegt wohl darin, daß die Jugend- lichen wissen, daß man als Koch oder Kell- ner keineswegs eine geregelte Arbeitszeit mit ausgiebiger Freizeit, geschweige denn Sonn- und Feiertage kennt. Die geringe Be- zahlung in dieser Branche steht im Alter der Schulabgänger meist noch im Hintergrund. Eigentlich ist es traurig, daß in einer Ge- gend wie im Bezirk Kitzbühel, wo der Frem- denverkehr groß geschrieben wird, der Ruf des Gastgewerbes so sinkt, denn gerade hier herrscht große Nachfrage an qualifizierten Arbeitskräften. Zum Glück gibt es aber eine rege Zusam- menarbeit zwischen den Schulen und den Arbeitsämtern, welche nicht erst mit Schul- schluß tätig werden, sondern auch schon während des-Schuljahres künftige Arbeits- plätze vermitteln. Einige Jugendliche entscheiden sich nach den Pflichtschuljahren auch für eine berufs- bildende Schule, welche wiederum die Ar- beitsplatzsuche um einige Jahre hinauszö- gert. Nur wie heißt es so schön; »Aufge- schoben ist nicht aufgehoben«. Schulabgänger von mittleren oder höhe- ren berufsbildenden Schulen haben zwar »laut Papier« eine breite Palette an gelernten Berufen vorzuweisen, aber ob sie tatsäch- lich in der gewünschten Branche unterkom- men, ist noch lange nicht gesagt. Manche Betriebe lehnen auch Absolven- ten von berufsbildenden Schulen generell ab; sie erziehen sich ihre Lehrlinge lieber selbst. Andere Betriebe wiederum inserie- ren wie folgt: »Suchen jungen dynamischen HAK-Absolventen mit langjähriger Pra- xis«. Mit 20 Jahren hat man die HAK beendet, 1 *** ** ** * * * ** * * * * * ** * ** unter langjähriger Praxis versteht man ca. 10 Jahre; also ist man laut Rechnung minde- stens 30 Jahre alt, und in diesem Alter hat man schon den passenden Arbeitsplatz. Hat man diesen noch nicht, so kann man sich ja bei der inserierenden Firma bewerben und wird spätestens bei den Gehaltsvorstellun- gen scheitern. Die Firma will nämlich eher das »jung« bezahlen; daß man eine langjäh- rige Praxis hat, wird leider meist bei der Be- zahlung sehr wenig berücksichtigt. Eigentlich könnte man sich über dieses Thema noch stundenlang unterhalten, ohne auf eine ideale Lösung zu kommen. Dazu reicht aber diese Seite nicht aus. Deshalb möchte ich nun zum eigentlichen Sinn und Zweck dieses Artikels kommen. Da noch immer die meisten Mädchen den Beruf Büroangestellte, Verkäuferin und Fri- seurin ergreifen, möchte ich in den nächsten Ausgaben des Kitzbüheler Anzeigers je- weils auf der Jugendseite einige noch nicht so populäre Berufe vorstellen. Vielleicht kann ich dadurch jungen Men- schen, welche sich noch nicht für den pas- senden Beruf entscheiden konnten, ein we- nig behilflich sein. Die Entscheidung für den richtigen Beruf ist schließlich für's gan- ze spätere Leben maßgebend und sollte da- her nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Diese Woche: Modist Der Modist entwirft, fertigt an, garniert und ändert Kopfbedeckungen. Er arbeitet nach Zeichnungen, Modellen oder eigenen Entwürfen, bügelt oder frischt getragene Hüte auf. Die Lehrzeit von 2 Jahren kann auch durch die Absolvierung der Modeschule, Abteilung Modist, ersetzt werden. Eignungsvoraussetzungen: Ausgeprägter Formen- und Farbensinn, guter Ge- schmack, Vorstellungsvermögen, Finger- und Handgeschicklichkeit. Lernen ist wie das Rudern gegen den Strom Sobald man aufhört damit, treibt man zurück Der gute Tip Sicher freut sich jeder, daß nun endlich die warme Jahreszeit ins Land gekehrt ist und grüne Wiesen und Blumen die Land- schaft zieren. Die Zeit ist gekommen, da die Kinder wieder nach Herzenslust und Laune im Garten herumtollen können. Aber Vorsicht! Beim Spielen kommt es auch vor, daß Kinder von den Beeren im Garten »naschen«. Das könnte gefährlich werden, da sie die eßbaren Beeren noch nicht von den giftigen unterscheiden kön- nen. Eiben und Goldregen sind besonders gefährlich, denn bei diesen Pflanzen enthal- ten nicht nur die Früchte, sondern auch die Blätter das Gift. Bei den Blumen sind Eisenhut, Maiglöck- chen und Herbstzeitlose am giftigsten; aber zum Glück schmecken diese Pflanzen-so ab- scheulich, daß Kinder die Blätter und Blüten gleich wieder ausspucken. Übrigens: Sollten Sie einen Cotaniaster Strauch im Garten haben, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Diese Beeren zie- hen die Kleinen zwar meist an, sind aber völ- lig harmlos.
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