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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 16. Jänner 1988 Die nach wie vor instabile wirtschaftliche Lage mit einigen Anzeichen einer Konjunk- turbelebung und mit Wachstumsvorteilen gegenüber der gesamtösterreichischen Wirt- schaft erlauben für 1987 eine Prognose des Wirtschaftswachstums in Tirol von real 3,1 %. Diese Wachstumsrate liegt unter jener des Jahres 1986, aber um 2 % über der Rate für Osterreich prognostiziert wurde. Gerade in konjunkturschwachen Zeiten hat sich eine gezielte Wirtschaftsförderung als Instrument zur Sicherung von Arbeits- plätzen, zur Erleichterung von Investitionen und zur Förderung der Innovationsbereit- schaft bewährt. 1987 hat die Wirtschaftsför- derung des Landes Tirol dadurch noch eine zusätzliche Belastung erfahren, daß das Sa- nierungskonzept sofort zu spürbaren Ein- schränkungen der Wirtschaftsförderung des Bundes geführt hat. Besonders ausgewirkt haben sich diese Einschränkungen in struk- turschwachen Regionen des Landes. Die Ti- roler Landesregierung hat daher beschlos- sen, die gemeinsam mit dem Bund einge- richtete Sonderförderung für Osttirol fort- zuführen und den Anteil zu übernehmen, der vom Bund nicht mehr finanziert wird. Das gleiche Sonderförderungsprogramm wie für den Bezirk Lienz wurde auch für den Bezirk Landeck übernommen, der eben- falls von den Maßnahmen des Bundes ge- troffen wurde. Damit wurden die Schwer- punkte für die regionale Förderung des Landes gesetzt. Die verstärkte regionale Förderung wird ab dem kommenden Jahr auf weitere Zonen ausgedehnt werden, die als wirtschaftlich benachteiligte Gebiete festgestellt werden. Eine Studie der Universität Innsbruck, die im Auftrag derTiroler Handelskammer über die Wirtschaftsförderung Tirols erstellt wurde, hat Anregungen für eine Neuord- nung der Wirtschaftsförderung des Landes gegeben. Ein seltener Fund Der Kitzbüheler Tischlermeister Hans Schott entdeckte auf einer seiner zahlrei- chen Wanderungen auf der Bockseite am 2. Jänner 1988 in Jochberg an einem alten Bergahorn einen sogenannten »Feuer- schwamm« von seltener Größe. Der Schwamm ist »dreistöckig« von einer Ge- samthöhe von 27 cm und einem Gesamt- durchmesser von 53 cm. Der oberste Schwamm, mit dunkler Haut, mißt im Durchmesser 32 cm, die beiden unteren, graugelb gefärbt, je 36 cm. »Feuerschwamm« deshalb, weil solche Baumschwämme von geweihten Osterfeu- er angebrannt und dann in die Häuser von Verwandten und Bekannten getragen wurden, wo jeweils ein Stück des glühen- den Schwammes als »Osterfeuer« abge- schnitten wurde. Beachtlich auch der alte Bergahorn auf der Bockseite mit einem Stammdurchmes- ser von 1 m. Eine Arbeitsgruppe, zusammengesetzt aus Wissenschaftern der Universität Inns- bruck, Referenten des Amtes der Landes- regierung, der Tiroler Handelskammer und der Arbeiterkammer für Tirol haben die Möglichkeiten der Umsetzung der Vor- schläge der Studie geprüft und einige Maß- nahmenvorgeschlagen, die in der im Gang befindlichen Neuordnung berücksichtigt werden. Ziel der vorgesehenen Neuord- nung der Wirtschaftsförderung ist die Stär- kung der Effizienz, besonders durch regio- nale Förderungsschwerpunkte. In diesem Zusammenhang soll auch der Weg für die geforderte Einbindung der Wirtschaftsför- derung in die allgemeine Datenverarbeitung ausgebaut und eine Vereinfachung in der Verwaltung der Förderungsmittel erreicht werden. Für die Durchsetzung dieser Aufgaben, insbesondere für die Sonderförderungspro- gramme und die regionale Förderung, sind infolge der Einschränkungen des Bundes zusätzliche Budgetmittel erforderlich. Nur mit ausreichenden finanziellen Mitteln kann die Wirtschaftsförderung zur Siche- rung der Arbeitsplätze und zum Ausgleich regionaler Entwicklungsunterschiede bei- tragen. Im Jahr 1987 wurden bis zum Stichtag (24. 11.) aus den Fonds 390 Darlehen mit einem Gesamtvolumen von 53,4 Millionen Schilling bewilligt. Für Zinsenzuschüsse und einmalige Zuschüsse steht ein Betrag von 34,5 Millionen Schilling zur Verfü- gung. Außerdem wurden im Rahmen der TBG zwölf Haftungen für ein Kreditvolu- men von 20,4 Millionen Schilling übernom- men. Im Rahmen der Hilfsmaßnahmen wur- den zur Sicherung von Betrieben 5,017.000 Schilling ausbezahlt, wobei ein Betrag von 4,057.000 Schilling auf Darlehen entfällt. Im gleichen Zeitraum waren Darlehens- rückführungen in Höhe von 5,150.000 Schil- Hans Schott mit seinem Baumschwamm ling zu verzeichnen. Der Bund stellt, wie bereits erwähnt, seit 1. Jänner 1987 für Regionalförderungen in Tirol keine Mittel mehr zur Verfügung. Des- halb muß das Sonderförderungsprogramm Lienz ebenso wie das seit 1. Juni 1987 gel- tende Sonderförderungsprogramm Landeck nur aus Landesmitteln finanziert werden. Durch die hier zur Verfügung gestellten Mittel wird in den entwicklungsschwachen Regionen ein echter Investitionsanreiz ge- geben. Dies drückt sich auch in der Tatsache aus, daß in den Bezirken Lienz und Landeck im laufenden Jahr ein Investitionsvolumen von nahezu 200 Millionen Schilling zur För- derung ansteht. Die Wirtschaftsförderung hat mit der Ar- beitnehmerförderung einen Partner bekom- men. An und für sich gehört zu den Zielen der Wirtschaftsförderung schon die Siche- rung bestehender und die Schaffung neuer Arbeitsplätze; mit der Arbeitnehmerförde- rung wird das soziale Netz für den Arbeit- nehmer feinmaschiger gestrickt mit der Ab- sicht, auch die Mobilität und den Bildungs- zugang zu erleichtern. Im Rahmen dieser Aktion wurden in diesem Jahr fast 4,5 Mil- lionen Schilling geleistet. Mit ca. zwei Mil- lionen Schilling ist der restliche Bedarf für dieses Jahr zu veranschlagen. Eine Sorge, die wir mit wirtschaftlich so- gar besser fundierten Staaten teilen, ist die Jugendbeschäftigung. Das Problem ver- schiebt sich zusehends von den 15- bis 19jäh- rigen und zu den höheren Anforderungen, die heute allgemein gestellt werden. Für die Eingliederung junger Menschen in den Ar- beitsprozeß ist nicht nur eine wachsende Wirtschaft Voraussetzung, sondern es gilt auch das Bildungsdefizit abzubauen und Qualifikationen zu vermitteln, die den An- forderungen unserer Zeit entsprechen. Die Praxis erfordert immer mehr eine Kombination von Fähigkeiten auf den ver- schiedenen Stufen der jeweils abgeschlos- senen Schulbildung, z.B. den Maschinen- bauer mit Fremdsprachenkenntnissen, den Handelsakademieabsolventen mit Kennt- nissen der Systemanalyse usw. Das Problem der Jugendarbeitslosigkeit geht uns unter die Haut. Ich muß aber davor warnen - und der Jugendbeschäftigungsbe- richt gibt viele Anhaltspunkte dafür - die Lösung dieses Problems nur mit politischer Optik zu sehen. In der Bewältigung des Problems der Ju- gendarbeitslosigkeit sieht das Land Tirol eine besonders wichtige Aufgabenstellung. Auch wenn sich das Problem der Jugend- arbeitslosigkeit im Vergleich zu 1986 leicht entspannt hat, so müssen wir der Ausbil- dung und Weiterbildung unserer Jugend be- sondere Aufmerksamkeit widmen, denn sie ist es, die künftig in unserem Land die Ver- antwortung übernehmen muß. Das Land Tirol hat im laufenden Budgetjahr bisher über zehn Millionen Schilling für Maßnah- men zur Förderung der Jugendbeschäfti- gung ausgegeben, darunter die auf das Land Tirol entfallenen Kostenanteile für den Ver- ein zur Schaffung vorübergehender Beschäf- tigungsmöglichkeit für Jugendliche im Bun- desland Tirol, Mittel für das Sonderförde- Landesrat Komm.-Rat Christian Huber: Wirtschaft und Wirtschaftsförderung H. Teil und Schluß
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