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Ist Zimmervermietung im Sommer rentabel? Seite 10 VJ1bühe1er A(Anzeiger Samstag, 17. September 1988 In einer Fremdenver- kehrsregion wie im Bezirk Kitzbühel hat beinahe jeder Hausbesitzer einige Privat- zimme oder Appartements zur Verfügung, die er so- wohl im Sommer als auch im Winter an Gäste vermie- tet. Da sich in unserer Ge- gend viele wunderschöne Skigebiete anbieten, läßt sich im Winter ein guter Preis für Übernachtung mit Frühstück erzielen, der im richtigen Vehältnis zum An- gebot steht. Und jeder Gast ist gerne bereit, diesen Preis zu bezahlen. Auch ist im Winter beinahe jeder Zim- mervermieter ausgebucht. Wie sieht aberjtzt die Si- tuation im Sommer aus? Die Sommersaison be- ginnt zwar laut Kalender schon im Mai, aber oft spielt das Wetter um diese Jahres- zeit nicht recht mit. Man kann auch nicht verlangen, daß sich die Gäste bei nie- drigen Temperaturen bei uns in den Bergen frösteln. Vor allem sehnt sich jeder nach einem kalten Winter nach »hitzigem Wetter« und gerade Gäste, die um diese Jahreszeit Urlaub machen, zieht es in den sonnigen Sü- den. Somit sind die wenig- sten Gästebetten im Mai bei uns belegt. Bleibt immer noch die Zeit von Juni bis September zur Vermietung. In diesen Monaten sieht man vor al- lem älteres Publikum bei uns, da sich leider die Ju- gend mit dem Wandern in den Bergen nicht recht an- freunden kann. hk Viele Zimmervermieter 1 profitieren hier vom soge- nannten Stammgast, der schon seit Jahren immer wieder in unsere Gegend kommt, um sich hier zu er- holen. Er kennt das Gebiet schon in- und auswendig, aber er fühlt sich eben wohl bei uns. Aber auch dieser Gast, oder besser gesagt, speziell dieser Gast, will etwas ge- boten haben, und da er des Vermieters »treuester Fan« ist,, wird man sich ganz selbstverständlich beson- ders aufmerksam um ihn kümmern. Wenn die Vermieterin jetzt eine Bäuerin ist, die ne- benbei noch die Landwirt- schaft zu besorgen hat, und pro Woche 4 Stammgäste hat, die es ihr abverlangen, des öfteren ein kleines Pläuschchen einzulegen, wird ihr wahrscheinlich ein 24-Stunden-Tag zu kurz werden. Nun aber zum heikleren Thema, dem Preis. Während man im Winter, wie anfangs schon erwähnt, um eine Preisklasse höher liegt, kann man im Sommer - sofern die Zimmer nicht eine Luxusausstattung ha- ben - kaum mehr als 120 bis 150 Schilling pro Person und Tag verlangen. Zieht man davon die Ortstaxe und 10 % MWSt ab, bleiben knappe 100 Schilling übrig. Mit diesem Betrag müssen Frühstück, Warmwasser, Strom, Wäschewaschen, etc. abgegolten sein. Der Rest, wenn noch einer bleibt, gehört dem Ver- mieter. Während im Winter die Gäste den ganzen Tag beim Skifahren sind und nur am Vormittag und gegen Abend die Anwesenheit des Haus- besitzers benötigen, ist der Sommertourist größtenteils zu Hause. Er sonnt sich im Garten oder auf dem Bal- kon, und bei Schlechtwetter hält er sich im Aufenthalts- raum auf. Da ein Gast, der in einer Frühstückspension Urlaub macht, die »familiäre Atmo- sphäre« liebt, sollte also im Sommer der Zimmerver- mieter 90 % des Tages zu Hause sein. Wenn er nun einmal Lust hat, in seinem eigenen Garten ein Sonnen- bad zu nehmen, wird es wahrscheinlich die Anwe- senheit der Gäste nicht er- lauben. Oder liegen Sie ger- ne im Bikini oder »oben ohne« neben Ihren Gästen? Von einem Familienausflug am Wochenende kann gar Ibiza - die Insel der Ver- rückten, Individualisten und Ausgeflippten. Auf Ibiza treffen sich Mo- demacher und die Schicke- ria, ganz einfach Leute, die keine Rede sein. Und das alles für 120 Schilling! Mit diesem Bericht will ich niemanden von der Zim- mervermietung im Sommer abraten, das steht mir gar nicht zu. Außerdem gibt es genug Leute, die sich damit ihr tägliches Brot ver- dienen. Ich will lediglich die Fra- ge in den Raum stellen, ob der Aufwand, den man mit dem Sommergast hat, in einem richtigen Verhältnis zur Entschädigung steht. Werden die Privatzim- mervermieter weiterhin im Sommer die Preise so nied- rig halten, um sich nach der Saison die Frage zu stellen: »Lohnt sich Zimmervermie- tung im Sommer?« »in« sind. Und genauso »in« ist auch die Mode von Ibiza. Wer heuer auf einer Party oder in der Disco auffallen will, der kleidet sich nach dem Ibiza- Stil. Das Motto ist ganz einfach: Je weniger, desto schöner; je kürzer, desto besser. Zur Auswahl stehen getupfte Miniröcke mit hautengen Tops, knallenge Stretchklei- der, durchsichtige Petti- coats, zerrissene Leders- horts oder poppige Rad- lerhosen. Und die Farben »schwarz-weiß« sind ein »Muß«. Ob sich dieser Modetrend auch in unseren Breiten durchsetzen kann, steht noch offen. Denn erstens spielt uns das Wetter für diese »lüfti- ge« Kleidung nicht immer mit und zweitens muß man für diese Mode - um nicht lächerlich zu wirken - eine tadellose Figur haben. Und schließlich leidet in Osterreich beinahe jeder Dritte an Übergewicht. 4 Geheimtip für die Partyzeit: Ibiza Look
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