Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 6 JsJfzb1beIer &Anzeiger Samstag, 22. Oktober 1988 die Besetzung des Sudetenlandes kam es nämlich zu empfindlichen Lieferverzöge- rungen. Nicht mehr erleben konnte Josef Herold die Vollendung seines Werkes. Er starb am 4. November 1938 ganz unerwartet. Auf Jo- sef Herold folgte Amtsbürgermeister Erwin Müller. - Amtsbürgermeister Erwin Müller. Zur Auflockenng meines nüchternen Be- richtes bekam ich vor einigen Jahren von einem meiner Freunde einen Zeitungsbe- richt - ein Dokument - in dem u.a. zu le- sen war: »Der internationale Wintersportplatz Kitzbühel mit seinen 60prozentigen Auslän- dergästen, zum Großteil Engländer, war im Augenblick der Machtübernahme in der Ostmark eines der umstrittenen Fremden- verkehrsprobleme. Auch wegen seiner überhöhten Preise ... « Es war das Problem zu lösen: Sollte Kitz- bühel Besuchern aus dem westlichen Aus- land abträglich gegenüberstehen oder inter- nationaler Fremdenort bleiben? Göbbels und der Präsident des Reichs- und Fremden- verkehrsverbandes Esser trafen die Ent- scheidung: Kitzbühel bleibt internationaler Gästeort. Wie gut und mit welchem Selbstvertrauen aber damals die Kitzbühler Unternehmer arbeiteten, geht wohl auch daraus hervor, daß man vom hohen Preisniveau nicht ab- ging und die Besuche bzw. die Übernach- tungen der Gemeinschaft »Kraft durch Freude« erst gar nicht in die Fremdenver- kehrsstatistik aufnahm. Trotz der hohen Umbaukosten im Jahr 1938 stand das Unternehmen immer noch besser da. Man zahlte Diyidenden und der Schuldenstand verringerte sich zusehends. 1940 wurde Oberingenieur Wido Messer- klinger Vorstand. Die Frequenzen stiegen weiter. Die Wartezeiten waren beträchtlich. Die Kriegsverhältnisse haben zu dieser Zeit der Kitzbüheler Fremdenverkehrswirt- schaft keinen Abbruch getan. Das Erho- lungsbedürfnis der stark beanspruchten Menschen brachte einen Gästezustrom wie noch nie. 1943. Die Nächtigungsziffern in Kitzbü- hel stiegen immer noch an. Hohe Frequen- zen bei der Hahnenkammbahn. Wegen Personalmangels mußte der Schlittenaufzug eingestellt werden. Die er- sten ausländischen Hilfskräfte (Kriegsge- fangene) mußten eingestellt werden. Mate- rialmangel verhinderte notwendige Erneue- rungsarbeiten. 1944. Der Geschäftsbericht der Gesell- schaft konnte nicht mehr gedruckt und die Hauptversammlung nicht mehr abgehalten werden, weil der Aufsichtsrat nicht mehr vollzählig zusammentreten konnte. Bürger- meister Müller schrieb an Fritz Tscholl an die Front: »Der Aufsichtsrat ist durch das Ableben von Carl Planer nicht mehr kom- plett. Bitte, bestätigen Sie uns schriftlich, daß Sie mit allen gefaßten Beschlüssen ein- verstanden sind, damit der Jahresabschluß seine Gültigkeit hat.« Was auch geschah. Trotz der Kriegswirren, Reisebeschrän- kungen und Stromproblemen erreichte das Unternehmen im Jahr 1944 das beste Ergeb- nis seit Bestehen der Hahnenkammbahn. 610.000 DM wurden eingenommen. Davon mußten 350.000 DM an Steuern bezahlt werden. 30.000 DM konnten trotzdem als Gewinn ausgewiesen werden. 1945 passierte es dann. Der Bürgermei- ster, die Aufsichtsrte, der Vorstand und der Betriebsleiter wurden über Verfügung der Militärregierung ihres Amtes enthoben, Ministerialrat Simmert übernahm die Lei- tung des Bahnunternehmens. Die Hahnen- kammbahn blieb in Betrieb, sie blieb unbe- schädigt. Trotz schwierigster Verhältnisse und Meinungsverschiedenheiten mit der Besatzungsmacht konnte nahezu durchge- hend gefahren werden. In den Jahren 1946, 1947 und 1948 ging es nur sehr langsam wieder bergauf. 1949 konnte man hinsichtlich einer günstigen Entwicklung im Fremdenverkehr wieder optimistisch sein. Ein gutes Zeichen: Es gab wieder Wartezeiten. 1948/49 wurden der Sessellift Ehrenbach- höhe und der Schlepplift Jufen in Betrieb ge- nommen und die Geburtsstunde des Kitzbü- heler Skizirkus war gegeben. Im Jahre 1950 kam es zu größeren perso- nellen Veränderungen. Ing. Messerklinger In eigener Sache: Sind ab sofort auch mit Telefax zu erreichen, Nr. 0 53 56 / 25 7 66 wurde wieder Betriebsleiter. Dipl.-Ktm. Fritz Tscholl wurde in den Vorstand bestellt und Bürgermeister Dr. Camillo v. Busch- mann zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates gewählt. Eine neue Zeit begann bei der Bergbahn Aktiengesellschaft genauso wie im Frem- denverkehr. Die Hahnenkammbahn stand zwar immer noch im Mittelpunkt des Berg- bahngeschehens in Kitzbühel. Aber schön langsam bekam sie innerörtliche Konkur- renz. Man blickte bereits hinüber zum Kitz- büheler Horn, zur Bichlalm und Ende der 50er-Jahre schielten die Verantwortlichen bereits nach Jochberg, zur Resterhöhe und nach Kirchberg. Die Entwicklung bis zum heutigen Skigroßraum war nicht mehr auf- zuhalten. Mir fehlt heute leider die Zeit, die Berg- bahngeschichte, die u.a. die Geschichte der Hahnenkammbahn ist, noch näher zu be- leuchten. Tatsache ist, daß alles, was bis zum heuti- gen Tag geschah, sich sehen lassen kann. Der Bergbahn AG Kitzbühel entwickelte sich als Firma zum größten und umsatz- stärksten Seilbahnunternehmen Oster- reichs. Wir betreiben 60 Anlagen. Wir be- schäftigen bis zu 550 Personen in der Winter-Hochsaison und wir tragen neben- bei die Verantwortung für all das, was am Seilbahnsektor von Aschau bis zum Paß Thurn geschieht. Und wenn wir sehr stolz sind auf unser Unternehmen, bisher auch erfolgreich waren, eines sollten wir nicht vergessen: Angefangen hat alles hier, an dieser Stelle, wo wir uns heute zu einer schlich- ten Feier getroffen haben, bei der Hah- nenkammbahn! Ein Wort noch in eigener Sache: Ich be- kenne mich zu dieser Bahn und ich hoffe, daß Sie uns in dieser Ausführung, kosmeti- sche Operationen ausgenommen, am Berg und im Tal noch möglichst lange erhalten bleibt. Ich weiß, daß ich mir mit dieser Aussage altmodisches Denken einhandeln werde, Diese Hahnenkammbahn ist für mich ein Stück Alt-Kitzbühel, ein Stück Ge- schichte dieser Stadt. In dieser Stunde gedenke ich mit großer Hochachtung und Respekt jenen Pionieren, die den Mut aufgebracht haben, vor 60 Jah- ren dieses Werk, die Hahnenkammbahn, zu bauen. Und zu diesen Pionieren zählte auch Herr Generaldirektor Dr. Julius Bueb. Ich bitte nun Herrn Bürgermeister Hans Bret- tauer, die Laudatio auf diese starke Persön- lichkeit zu halten und dessen Gedenktafel zu enthüllen. (Darüber berichten wir in unserer näch- sten Ausgabe.) Bauernball in Kitzbühel Am Samstag, 22. Oktober 1988, findet im Hotel,>Zur Tenne« der Kitzbüheler Bauern- ball statt. Beginn 20 Uhr. Zum Tanz und zur Unterhaltung spielen die Kastelruther Spat- zen aus Südtirol. Bei diesem Ball werden auch die Almbau- ern und die Alminger, die heuer »aufbischt« durch die Stadt fuhren, prämiiert. Es sind dies: Matthias Gintsberger, Gintsbergbau- er, Going, Josef Koidl, Mühlenbauer, Reith, Peter Koidl, Zimmerauerbauer, Reith, Fritz Egger, Brunnhofer, St. Johann, Nikolaus Gasteiger, Pöllbauer, Kitzbühel, Thomas Adelsberger, Untereggbauer, Reith, Peter Widmayr, Lindenthalbauer, Reith, Josef Jöchl, Reitherwirt, Reith, Anton Filzer, Waldhof, Kitzbühel. Außerdem werden Matthias Hochfilzer und Josef Koidl mit einer Jubiläumsfahne für den 10. Almabtrieb durch die Raiffeisen- bank geehrt. Die Kasteiruther Spatzen.
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