Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 19. November 1988 XJ1zbühekr Unzeiger Seite 11 ‚.4,•• tü)et Im Mittelpunkt der Hauptversammlung 1988 der Edelweißgilde Kitzbühel stand der eindrucksvolle Tourenbericht. Obwohl dieser nicht einmal Anspruch auf Vollstän- digkeit erheben kann, wurden dennoch über 1100 Gipfel erstiegen, 520 zum Teil sehr al- pine Skitouren durchgeführt und 842 Klet- terfahrten verzeichnet, davon 45 im III., 80 im IV., 198 im V., 252 im VI., 177 im VII., Im steilen Kaiserfels. Foto: Archiv Grünwald 66 im VIII. und 24 im IX. Schwierigkeits- grad. Daneben wurden 80 Dreitausender, 4 Viertausender, 4 Fünftausender und 4 Sechs- tausender erstiegen. Wiederum steigender Beliebtheit erfreute sich das außeralpine Sportklettern, wobei auffällt, daß seit der letzten Hauptversamm- lung im Oktober 1987 praktisch das ganze Jahr über ohne Pause im extremen Fels ge- gangen wurde. Dies mag einerseits auf den milden Vorwinter zurückzuführen sein, der auch im alpinen Gelände südseitig zum Klettern einlud, andererseits auf das schon erwähnte Aufsuchen außeralpiner Kletter- gebiete, vor allem im südlichen Europa. Von der Schwierigkeit beeindruckend die Tourenberichte von Niedermühlbichler, Gugglberger, Prinz und Maier, enorm die Leistungssteigerung bei einigen Angehöri- gen der schon mittleren Generation, hier allen voran Gottfried und Kathi Lindebner. »Goof« griff weit über 100mal in den extre- men Fels bis zum VII. Schwierigkeitsgrad, bestieg 3 Sechstausender und 1 Fünftausen- der im Annapurnagebiet/Himalaya, fand noch Zeit für einige Skitouren und führte seine Frau Kathi durch einen Großteil dieser Mühen und Plagen. Weiters als Höhenbergsteiger waren un- terwegs Fritz Nöckler (Kaschmir) und Ob- Jahraus, jahrein im extremen Fels mann Dr. Grünwald (Ararat/Armenien). Letzterer führt zusammen mit Hubert Kar- rer, Sepp Astl und Martin Arnold die »Ski- tourenwertung« an ‚jeder der genannten ver- zeichnete mehr als 50 davon. Von der älteren Generation erstaunlich der unverwüstliche Herbert Koidl, der sich zwar schon des Pensionsalters, daneben aber auch an zwei Dutzend Klettertouren bis zum V. Schwierigkeitsgrad erfreute. Außerhalb von Europa war auch Peter Mayrhofer jun. unterwegs, der eine schöne Kletterbilanz im Yosemite/Kalifornien er- zielte. Auch auf dem Sektor Erstbegehungen herrschte Aktivität, hier vor allem seitens der Goinger Mannschaft. Seit Anfang der 80er-Jahre, dem Beginn des sogenannten Sportkletterbooms, wurden nach längerer Stagnation in der »Heimat« der Gilde, im Ostkaiser, zahlreiche Routen modernen Stils eröffnet, der weitaus überwiegende Anteil davon von Gildenmitgliedern, näm- lich Niedermühlbichler, Gugglberger, An- gerer, Prinz, Sulzenbacher, Brandstätter, Lindebner und Grünwald. Peter Brandstät- ter jun. hat sich der Mühe unterzogen und sämtliche Neutouren auf übersichtlichen Postern verzeichnet und im Gildenraum der Ackerlhütte angebracht. Die Neuauflage des Kletterführers Wilder Kaiser wird diese Touren berücksichtigen; die Edelweißgilde Kitzbühel ist damit auch im Zeitalter des sportlichen Felskletterns in der alpinen Li- teratur festgeschrieben. Die Neutouren im Ostkaiser betreffen westliche und östliche Hochgrubachspitze, Ackerl-Südgratturm, Niedersesselplate, Waxensteinerturm, in der Nordostwand des Badile, Ber- gell/Schweiz. Foto: Archiv Gründwaid AMC MMM WW IW FERTIG PARKETT 180 X 30 cm, 10 mm stark, Verschleißschicht 0,5 mm per m2 2989 - Mauk-Vorgipfel und Mauk-Hauptgipfel. Traditionsgemäß fand die Hauptver- sammlung 1988 unter freiem Himmel auf einem Gipfel statt, nämlich am Sonntagsko- gel in den Kalkkögeln/Stubaier Alpen. Da die Stärke der Gilde weniger im Vereinswe- sen als vielmehr im aktiven Extrembergstei- gen liegt, ist der Rest des Verlaufs der Hauptversammlung rasch erzählt. Das Gil- denjahr erbrachte eine Unzahl von sportli- chen und gesellschaftlichen Anlässen, meh- rere Vortragsabende mit Lichtbildern zu aktuellen und alpinhistorischen Themen so- wie die Traditionsveranstaltungen wie Feu- erbrennen und die sehr besinnlich gestaltete Kaisermesse am Brennenden Pölven. Anläßlich der Hauptversammlung wurde ganz besonders der im letzten Jahr verstor- benen Mitglieder Kathi Schlechter und Dr. Tillo Zimmeter gedacht. Kathi Schlechter war bereits im Jahre 1927 Mitglied gewor- den, bis zum Jahre 1938 die einzige Gilden- schwester. Ihr gelangen Erstbegehungen an der Regalpspitze, der Goinger Törlspitze, der Regalp-Westwand und am Kreuztörl- turm und zahlreiche schwere Bergfahrten. Im unlängst zufällig aufgefundenen Gipfel- buch der Fleischbank aus dem Jahre 1908 bis 1927 ist die Begehung der Fleischbank- Ostwand bereits im Jahre 1926 durch Kathi Schlechter verzeichnet. Dr. Tillo Zimmeter führte zahlreiche schwierige Sommer- und Winterbergfahr- ten durch, er ist Erstbegeher der Daumen/ Westkante im Wilden Kaiser sowie eines Turmes im Marciagrat auf der Insel Korsika. Neu aufgenommen in die Edelweißgilde Kitzbühel wurde Robert Pletzer nach Ab- solvierung zahlreicher Klettertouren, dar- unter der als Aufnahmekriterium vorge- schriebenen Fleischbank-Ostwand über die Dülferführe. Daneben machte sich Robert Pletzer bereits als Gründer des »Gildendu- os« sowie als Textverfasser und Komponist des neuen Gildenliedes bemerkbar, das zum Abschluß der Hauptversammlung in den Kalkkögeln erklang, aus manchen Kehlen zwar noch zaghaft an einem Sonntagmorgen nach allzu kurzer Hüttenruhe.
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