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Skizze der » Wind Star 1« im Schnitt (oben) und ein Teil derselben in der Draufsicht (unten). Seite 16 J(Jtzbübeler eLAnzeiger Samstag, 1. April 1989 Eine neue »Krone« für den Wilden Kaiser: Gigantische Windmühle auf der Maukspitze als gewaltige Touristenattraktion 1 p7 1219 191119 9 44 Das gewaltige Massiv des Kaisergebirges mit der gigantischen Windmühle auf der Maukspitze. (rechts) Was im ersten Moment utopisch klin- gen mag, wird in kürzester Zeit zur Reali- tät werden: das von dem aus Kirchberg stammenden und in Kanada lebenden In- genieur Sid S. Mollinger projektierte gi- gantische Windrad auf der Maukspitze des Wilden Kaisers. Bei dem Projekt »Wind Star 1« handelt es sich um eine rie- sige 27.000 PS starke Windmühle mit ver- tikaler Achse, mit gewaltigen flachen Flü- geln von verstellbarer Richtung, die auf der 2.231 Meter hohen Spitze der »Mauk« im Kaisergebirge als Touristenattraktion errichtet werden soll. Man muß sich eine riesige Plattform in der Form eines sechszackigen Sternes vor- stellen, die auf der Spitze des Berges ange- bracht ist und sich, vom Wind angetrie- ben, langsam und fast lautlos dreht. Die Besucher dieser wohl einmaligen Anlage genießen einen grandiosen Aus- und Rundblick und fühlen sich fast freischwe- bend, wie im Weltraum. Aber auch für die jüngere Generation sind einige Attraktionen eingeplant. So hat Ing. Mollinger eine achtstöckige Rutschbahn von einer erhöhten Platt- form der Windmühle bis hinunter zu den Generatoren entwickelt oder schlägt einen Aufstieg auf dem höchsten Steg einer der zehn Stockwerke hohen Schaufeln vor. Ein Space-Walking-Erlebnis ohneglei- chen. Für jene, die schon immer selbst ein Segelflugzeug fliegen wollten, ist auch ei- ne Fluganlage geplant. Zwischen den sechs langen Armen der Windmühle kann man ca. 1500 Meter über dem Boden los- fliegen. Zur Sicherheit wird ein Seil dafür sorgen, daß niemand abstürzt oder nach Hause fliegt. Auch eine Absprungrampe für Dra- chenflieger von der großen, sich drehen- den Plattform ist vorgesehen. Nun einige technische Daten der Anla- ge, Gesamt-Durchmesser der Windmühle 300 Meter, Oberfläche der obersten Platt- form 20.000 m2 , die der unteren 10.000 m2 , die Größe einer Schaufel ist 30 x 40 m, also etwa zehn Stockwerke hoch. Das ganze Werk wird von 400 Rädern getra- gen, die sich auf einem Rundgeleise bewe- gen. Der Zugang erfolgt durch vier Dreidecker-Schnellaufzüge mit einer Ka- pazität von 100 Personen pro Minute. Nun zu den Kosten dieser gigantischen Anlage. Der Kostenvoranschlag für die Windmühle beträgt über 600 Mio. Schil- ling. Derselbe Betrag wird noch einmal für Zufahrtsstraßen, Parkplätze, Aufzüge etc. erforderlich sein. Die Spitzenkapazi- tät wird mit zehn Millionen Besucher pro Jahr angegeben, die Rentabilität soll be- reits bei 2 Millionen Gäste erreicht sein. Das Projekt wurde von Ing. Mollinger bereits vor zehn Jahren für die Stadt Mel- bourne in Australien erstellt. Da von den im Rahmen eines Wettbewerbes insge- samt 2000 eingebrachten Vorschlägen nur einer Verwendung finden konnte und »Wind Star 1« auch unter den 1999 unbe rücksichtigten Projekten war, kam der Erfinder auf die Idee, diese Windmühle auf einer Bergspitze zu plazieren und zu so einem Mekka für Touristen zu ma- chen. Dem gebürtigen Kirchberger, der in Kitzbühel die Hauptschule besuchte und täglich den Wilden Kaiser vor Augen hat- te, kam dieses Massiv als ein geeigneter Platz für sein kühnes Projekt vor. Die schon über ein Jahr andauernden Verhandlungen erhielten nun durch den geplanten Bau eines Kaisertunnels uner- wartet Schützenhilfe. Das komplizierte Entlüftüngssystem des Tunnels soll nun mit diesem Projekt kombiniert werden, d.h. anstelle der zahlreichen Entlüftungs- schächte entlang des gesamten Gebirgs- kammes könnte die Entlüftung zentral über »Wind Star 1« erfolgen. Durch den sich drehenden Propeller soll die Abluft aus dem Tunnel auf die ganze Umgebung gleichmäßig verteilt werden, sodaß nicht ein Ort oder eine Gegend die durch den Kaisertunnel zu erwartende erhöhte Luft- verunreinigung allein verkraften muß. Nachdem die behördlichen Genehmi- gungen nun zum Großteil vorliegen und auch die Finanzierung durch ein Konsor- tium gesichert ist, dürfte mit den Vorar- beiten noch im heurigen Frühjahr begon- nen werden.
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