Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Seite 6 J(Jtzbübcter eUnzeiger Samstag, 1. April 1989 Tätigkeitsbericht der Bezirkslandwirtschaftskammer Kitzbühel für 1988 Zu den umfangreichen Aufgaben der Bezirkslandwirtschaftskammer Kitzbühel als Interessensvertretung gehört auch eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit. Mit den jährlich vorgelegten Berichten über die aktuellsten Fragen der Interessensver- tretung und der Förderungstätigkeit sowie über Schwerpunkte der Bildungs- und Be- ratungstätigkeit will man einerseits den bäuerlichen Funktionären und Kammer- mitgliedern Rechenschaft geben und an- dererseits die Öffentlichkeit über die Ser- viceleistung informieren. Das Bauernjahr 1988 kann grundsätz- lich positiv bewertet werden. Günstige Witterungsbedingungen waren für eine überdurchschnittlich gute Futterernte und eine optimale Almbewirtschaftung ver- antwortlich. Abgesehen von kleinräumi- gen Hagelunwettern im Raum Kitzbühel blieb die Landwirtschaft von Unwettern, Überschwemmungen und Vermurungen verschont. Der eingeschlagene ökosoziale Weg als Grundlage für eine Neuorientie- rung in der Agrarpolitik wird von der Bauernschaft zustimmend zur Kenntnis genommen. Ein gut florierender Viehab- satz im Jahr 1988 hat sich zusätzlich auf eine optimistischere Grundeinstellung un- serer Bauern ausgewirkt. Als Basis für die Umsetzung der neuen Agrarpolitik in die Praxis dienen die Marktordnungsgesetze. Für die Bauernschaft des Bezirkes Kitzbü- hel haben insbesondere die Milchmarkt- ordnung und das neue Viehwirtschaftsge- setz eine besondere Signalwirkung und wurden deshalb auf breiter Basis disku- tiert. Seitens der Bezirkslandwirtschafts- kammer hat man sich gemeinsam mit den Funktionären um eine praxisgerechte und zielführende Härtefallregelung und um ei- ne Lösung für Hofübernehmer bemüht. Durch scharfe Proteste seitens der Bau- ernschaft des Bezirkes wurde eine vorge- sehene Abgabe für Überbestände verhin- dert. Durch das neue Viehgesetz wurden die Überbestände gewahrt und somit ein erster Schritt zu einer bodenbezogenen Viehhaltung gesetzt. Die Anpassung der Viehbestände an die natürlichen Produk- tionsgrundlagen durch einen Flächen- schlüssel hat in nächster Zeit noch zu er- folgen. Mit Stichtag 1. Jänner 1989 be- gann die Hauptfeststellung für die Ein- heitsbewertung in der Land- und Forst- wirtschaft. Bereits im Sommer 1988 wur- den daher an alle Eigentümer land- und forstwirtschaftlicher Betriebe vom Finanzamt Erklärungen zur Feststellung des Einheitswertes ausgesandt. In enger Zusammenarbeit mit den Gemeindeäm- tern und der Bezirksforstinspektion Kitz- bühel und St. Johann i. T. wurden örtli- che Sprechtage als Hilfestellung für die ordnungsgemäße Ausfüllung der Anträge durchgeführt. Für viele Betriebe ohne oder mit einer zu kleinen Richtmenge sind alternative Produktionssparten notwen- dig. Mit der Gründung eines Mastrinder- zuchtvereins hat man einerseits die Vor- aussetzungen für die Teilnahme an der Mutterkuhhaltungsaktion und anderer- seits den Startschuß für eine Qualitätspro- duktion gegeben. Aus betriebs-, markt- und arbeitswirtschaftlichen Gründen wird man sich in nächster Zeit vorrangig mit der Produktion und Vermarktung einhei- mischer Qualitätsprodukte beschäftigen. Vor allem sollen im Rahmen von gemein- samen Veranstaltungen die Wünsche der Fleischhauer, Gastronomie und der Kon- sumenten konkret ermittelt werden. Die Kammer will auch ein klares Bekenntnis und die Zusage für eine volle Unterstüt- zung der Aktion Naturemmentaler zur Erhaltung und Weiterentwicklung der dörflichen Kleinsennereien abgeben und die Bemühungen der vorhandenen Ein- richtungen voll mittragen. Das gleiche gilt auch für die Bemühungen für die Direkt- vermarktung und den Verkauf über Bau- ernmärkte. Die vorhandenen Zielgruppen haben sich zu einer Arbeitsgemeinschaft »Direktvermarktung« zusammenge- schlossen. Mit einer weiteren Bezirksve- ranstaltung über alternative Heizungsfor- men und über das Heizen mit Holzhack- gut wurden die Schwerpunktziele der Be- zirkslandwirtschaftskammer dargestellt. Im Zuge der Alternativenergie erwartet man sich eine bessere Waldbewirtschaf- tung und zusätzliche Einkommen aus dem Wald und auch einen Beitrag zur Scho- nung unserer Umwelt. Mittelfristig sollten regionale Heizwerke zur Beheizung kom- munaler Großgebäude errichtet werden. Die jährlich gemeinsam mit der Landes- lehranstalt Weitau durchgeführte Fortbil- dungsveranstaltung befaßte sich mit Fra- gen der Boden- und Waldgesundheit und der Klärschlammentsorgung. Das Ergeb- nis war eine klare Absage einer Klär- schlammdüngung auf den land- und forstwirtschaftlichen Flächen. In diesem Zusammenhang sei auch er- wähnt, daß die Landwirtschaft bei den Bemühungen für die Erhaltung einer in- takten Umwelt und Natur einen wertvol- len Beitrag leistet. Das Bekenntnis zu ei- ner natürlichen und bodenbezogenen Landbewirtschaftung, Ablehnung einer Intensiv- und Massentierhaltung, der Ver- zicht auf den Einsatz von Chemie bei der Unkraut- und Schädlingsbekämpfung, ei- ne maßvolle Handelsdüngeranwendung und eine klare Absage einer Klärschlam- mentsorgung als Dünger in der Landwirt- schaft würden mehr Anerkennung seitens der Öffentlichkeit verdienen. Die Verbes- serung der eigenen Futtergrundlage zählt zu einem vorrangigen Beratungsschwer- punkt. Eine auf breiter Basis durchge- führte Silagenuntersuchung hat ergeben, daß durch gezielte Maßnahmen noch we- sentliche Verbesserungen der Qualität möglich sind. Eine gediegene Berufsaus- bildung für die in der Landwirtschaft täti- gen Arbeitskräfte und insbesondere für die Hofübernehmer ist nach wie vor ein lohnendes Ziel. Im Frühjahr 1988 haben wiederum junge Bauern nach Absolvie- rung eines 2jährigen externen Betriebslei- terlehrganges die Meisterprüfung abge- legt. Der derzeitige Stand von nahezu 200 Landwirtschaftsmeistern und -meiste- rinnen in der ländlichen Hauswirtschaft erfüllt die Interessensvertretung mit. gros- sein Stolz. Der Strukturwandel und die wirtschaftliche Situation in der Landwirt- schaft bringt mit sich, daß immer mehr Nebenerwerbsbauern eine außerlandwirt- schaftliche Berufsausbildung anstreben. Es muß daher Sorge getragen werden, daß Hofübernehmer über einen 2. Bildungs- weg die notwendige Fachausbildung sich aneignen können. Ein erster Kurs für Hofübernehmer ohne Landwirtschafts- schule wurde mit der Facharbeiterprü- fung abgeschlossen. Im Spätherbst des Vorjahrs konnte bereits ein zweiter Vor- bereitungskurs für die Facharbeiterprü- fung gestartet werden. Die Jungbau- ernschaft-Landjugend des Bezirkes hat ihr 40jähriges Bestandsjubiläum in ein- drucksvoller Weise dazu benutzt, ihre bis- herige Arbeit und die Zielvorstellungen für die Zukunft der Öffentlichkeit darzu- stellen. Im Berichtszeitraum wurde auch die Halbzeit in der 6jährigen Kammer- funktionsperiode erreicht. Dies war für die Bezirkslandwirtschaftskammer sowie für die Kammerfunktionäre und die lei- tenden Angestellten der Landeslandwirt- schaftskammer ein gegebener Anlaß zur Erstellung eines mittelfristigen Arbeits- programmes. Die erarbeiteten Pro- grammschwerpunkte bilden für die näch- sten 3 Jahre-die Leitlinie und Priorität für die Kammerarbeit. Foiisetzung INSERIEREN BRINGT
< Page 5 | Page 7 >
< Page 5 | Page 7 >