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Seite 24 J(J1zbühekr eLAnzeiger Samstag, 22. April 1989 Anneliese Brandstätter in der Volksschule Kitzbühel Am Freitag, 31. März 1989, stellte die Kitzbüheler Harfenistin Anneliese Brand- stätter, wie schon in den vergangenen Jah- ren, auch heuer wieder den Kindern der 4. Klassen die verschiedenen Harfen vor. Fi- nanziert werden diese Veranstaltungen von der Kulturservicestelle des Landesschulra- tes für Tirol, der an dieser Stelle einmal ein ganz besonderer Dank ausgesprochen wer- den soll. Auch die Kinder waren wieder sehr beein- druckt, was nachstehender Bericht von Martin Lechner, Schüler der 4a Klasse, deutlich beweist: Eine lehrreiche Musikstunde Vor wenigen Tagen stattete uns - der 4a Klasse der Volksschule II in Kitzbühel - Anneliese Brandstätter einen lehrreichen Besuch ab. Zuerst etwas zum Beruf und zumjetzigen Wohnort der Harfenistin: Geboren und auf- gewachsen in Kitzbühel lebt siejetzt in Feld- kirch und unterrichtet dort am Konservato- rium Harfe. Jetzt aber zum Besuch der Künstlerin: Am Anfang erzählte sie uns etwas über die Entwicklung der Harfe. Es gibt sie seit etwa 3000 Jahren. Dann stellte sie uns die mitge- brachten Harfen vor: Konzertharfe, Tiroler Volksharfe und schließlich noch die Knie- harfe. Nach einigen Liedern, bei denen wir feststellen konnten, daß sie immer mit acht Fingern spielte, durften wir uns selbst als Nachwuchsharfenspieler versuchen. Dann stellte sie uns die wichtigsten Teile der Harfe vor: die Säule oder Vorderstange, den Sockel, die Pedale, den Klangkörper, die Saiten und den Mechanikbogen. Nach einer weiteren Reihe von Liedern, bei der sie viel Groß aufgemacht brachte kürzlich eine mit einem Tirolteil erscheinende Wiener Zeitung, aber auch ein Bezirksblatt einen Bericht über sensationell anmutende Zah- len von Streichungen bei den Tiroler Landtagswahlen am 12. März. Da war von über 4000 Streichungen bei den Spitzenkandidaten der ÖVP im Be- zirk Kitzbühel die Rede (und ähnliches wurde auch über SPÖ Kandidaten berich- tet.) Mehr als 4000 Streichungen bei insge- samt für die ÖVP im Bezirk Kitzbühel ab- gegebenen 15.458 Stimmen wäre wahr- scheinlich sensationell gewesen. Doch eben »wäre gewesen«. Tatsächlich liegt alles ganz anders. Bei der Bezirkswahlbehörde haben wir uns das Ergebnis der Auswertung der Wahl- punkte im Bezirk Kitzbühel besorgt und es ergibt sich, daß die Nr. 1 der ÖVP auf dem Stimmzettel, Christian Huber, insge- samt exakt 290 Streichungen hinnehmen mußte. Eine Zahl, die eher niedriger ist als bei vergangenen Wahlen. Und da Christian Huber als Nr. 1 nicht vorgereiht Applaus erntete, rückte das Ende der Vor- stellung immer näher. Zum Schluß bewies sie uns noch, daß man mit der Harfe auch floue Rhythmen spielen kann. Wenn man in der Klasse eine Umfrage über die Vorfüh- rung machte, würde die Harfenistin sicher viele Lorbeeren ernten. Anneliese Brandstätter bei den 4. Klassen der Kitzbüheler Volksschulen. werden konnte, also keine »Pluspunkte sarrmeln« konnte, ist diese Zahl auf den Punkt genau. Demnach wurden die Kandidaten im Bezirk Kitzbühel wie folgt gestrichen: Rit- zer, Kufstein: 166, Paul Landmann, Be- zirk Kitzbühel : 282, Lindner, Bezirk Kuf- stein.: 123, Horngacher, Bezirk Kufstein: 136. Fritz Astl, Bezirk Kitzbühel : 123, Dr. Simon Brüggl, Bezirk Kitzbühel: 128. Anmerken muß man allerdings, daß Kaididaten wie z.B. Paul Land- mann, Fritz Astl oder Simon Brüggl vor- gereiht werden konnten (Landmann von 2 auf 1, Astl von 6 auf einen Platz davor, Brüggl von 7 auf einen Platz davor) also Bonuspunkte sammeln konnten, was Christian Huber als Nr. 1 nicht konnte. Die Zahl der Streichungen bei den Plätzen zwischen 2 und 7 kann also noch etwas höher sein, da die Vorreihungen bereits ein.erechnet wurden. Wie kommt es nun zu dieser Diskre- panz in der Berichterstattung 7 Ganz ein- faciz. Der Berichterstatter in den beiden genannten Medien hat einfach die Zahl der Wahlpunkte, die ein Kandidat hätte erreichen können, als Grundzahl verwen- det. Davon hat er die Zahl der Wahlpunk- te, die z.B. Huber erreicht hat, abgezo- gen. Die verbleibende Zahl hat er dann als »Streichung« gemeldet. Sensationell - aber leider falsch. 15.458 Stimmen hat die ÖVP im Bezirk Kitzbühel erhalten. Die Wahlpunktezahl, die Huber erzielen hätte können, wäre al- so: 15.458 mal 16 = 247.328 gewesen. Tatsächlich hat er nur 242.687 bekom- men. Er hat also 4641 Punkte verloren. 4641 geteilt durch 16 ist 290. Er ist also 290mal gestrichen worden. Je nach Platz auf der Liste lauten für die anderen Kandidaten die Platzziffern: für die Nr. 2 Ritzer - 15, für die Nr. 3 Landmann - 14, für die Nr. 4 Lindner - 13, für die Nr. 5 Horngacher - 12, für die Nr. 6. Astl - 11, für die Nr. 7 Brüggl - 10 usw. 290 Streichungen mußte also ÖVP- Spitzenkandidat Christian Huber in sei- nem Heimatbezirk Kitzbühel hinnehmen - und nicht über 4000, 282mal wurde Paul Landmann gestrichen und nicht wie berichtet öfter als 4000mal. Jederzeit überprüfbar. Man muß sich nur die Mühe machen, die Originalzahlen zu besorgen. Die man auch bekommt. Ein seriöser Journalist wird dies immer tun, ehe er Sensationsmeldungen in die Welt setzt, die sich dann als falsch heraus- stellen. Wenn verdiente Politiker, wie Christian fluber oder Paul Landmann, über solche Falschmeldungen mehr als erbost sind, dann ist dies sicher mehr als gerechtfer- tigt. Denn zwischen »mehr als 4000« be- haupteten Streichungen und 290 resp. 282 tatsächlichen Streichungen, liegen Wel- ten. Auch wenn die sensationelle Meldung dann eben absolut keine Sensation mehr ist. Der Ausgleich Wenn alles gleich auf dieser Welt wie öd und fad dann dies wohl wäre drum gibt's nebst denen, die kein Geld auch manche Multimillionäre. Der allzu krasse Unterschied ist zwar kein Grund zur Freude drum folgt der Ausgleich wie man sieht, denn sterben müssen beide. Hans Dandler Österreichischer Wirtschaftsbund Bezirksleitung Kitzbühel: Streichungen bei Landtagswahlen 1989
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