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Seite 6 - VJtzbühcler .Anzeiger Samstag, 29. April 1989 Goldene Hochzeit in Kitzbühel Das Fest der »Goldenen Hochzeit« fei- erte das Ehepaar Tapezierermeister in Ru- he Adolf Kometer und seine Gattin Berta, geb. Ortner. Wir gratulieren! Das Ehepaar wurde am 18. April 1939 standesamtlich durch Stadtamtsdirektor Josef Krimbacher und kirchlich am näch- sten Tag durch Stadtpfarrer Josef Schmid getraut. Adolf und Berta Kometer. Mehr als 21 Jahre gehöre ich dem Ge- meinderat der Stadt Kitzbühel an. 19 die- ser Jahre habe ich als einfacher Gemein- derat die mir aufgetragenen Arbeiten schlecht und recht, aber nach bestem Wis- sen und Gewissen gemacht. Bei dieser Ar- beit war mir nie hinderlich, daß ich kein Stadtrat bzw. Vizebürgermeister war und dem Stadtrat anzugehören, ist durch äu- ßere Ereignisse zustandegekommen. Was wer bei der jüngsten Vorstandswahl bei der Entscheidung der Vizebürgermeister gewählt hat, wird wohl jeder der Gemein- deräte selbst wissen. Ich, für meinen Teil, habe die eine Leerstimme abgegeben, da Selbstwahl nicht unbedingt mein Ge- schmack ist. Sorgen und Probleme haben wir aber andere, als daß wir unsere Kraft in soge- nannten »Politkrimis« vergeuden, wie dies leider zu oft anderswärts geschieht. In der Folge ohne Rangordnung aufge- zeigte Probleme, brauchen eine Lösung, bzw. eine Weiterentwicklung. Unsere verursachte Umweltbelastung, wie Kanalisation (hier wurden allein in den letzten 10 Jahren 160 Millionen Schil- ling investiert) und Müllentsorgung, die hausgemachte Verkehrsbelastung (wie z.B. Innenstadt, Josef Pirchlstraße, Im Grieß), der regionale und überregionale Verkehr. Die Grünlanderhaltung und die geord- nete Bebauung. Die Sicherung der inter- nationalen Sportveranstaltungen als die bedeutendsten Werbeträger, bei Wahrung der berechtigten Wünsche weiter Bevölke- rungskreise. Die Jubelbraut war vor der Ehe in der Druckerei Beimpold in Kitzbühel beschäf- tigt, sowie mehrere-Saisonen im Gastge- werbe in der Schweiz. Wähend der Ehe war sie freischaffende Tapezierermeiste- rin und somit eine wertvolle Stütze ihres Gatten. Sie wurde am 14. Dezember 1915 in Kitzbühel geboren. Der Jubelbräutigam wurde am 17. De- zember 1911 in Kitzbühel geboren. Das Geschlecht der »Kometer« ist wappentra- gend gemäß Wappenrolle der Gesellschaft »Adler« mit der Jahreszahl 1584. Adolf Kometer erlernte bei Meister An- ton Michi das Tapezierer- und Dekora- teurhandwerk und ging als junger Geselle, aus Arbeitsmangel in der Heimat, per Fahrrad auf die Wanderschaft. Diese führte ihn quer durch Deutschland nach Kopenhagen, Oslo und Drontheim - nach Frankreich und England und bei ei- ner zweiten »Wanderschaft« in die Schweiz, nach Sizilien, nach Spanien und zu den Mittelmeerhäfen. Über den Winter verpflichtete sich Ko- meter als Skiträger im Grandhotel und als Zeitungsverkäufer der Buchhandlung Härtel. Im Beruf gab es damals keine Ar- beit. Die Erhaltung und Entwicklung der so- zialen Einrichtungen, wie Krankenhaus, Altersheim etc. Die Nahversorgung und die vergleichs- weise stagnierende Entwicklung als Han- delsplatz. Die Sicherung guter Rahmenbedingun- gen für die Betriebe, sei es Fremdenver- kehr, Gewerbe oder die auch beheimatete Industrie, die in unserer Stadt durch ihre Struktur wohl gut eingeführt ist. (Textil, Maschinenbau.) Die Unterstützung der Bauernschaft, deren Funktion für unsere Kulturland- schaft und unseren Lebensraum sich heu- te mehr denn je, nicht nur in der Lebens- mittelproduktion erschöpft, obwohl die Zeitläufe sehr rasch wieder Wertverschie- bungen bringen können. Kitzbühel als Bezirks- und Verwal- tungsstadt, muß auch hier entsprechende Voraussetzungen bieten. Die Weiterentwicklung des kulturellen Lebens, die gerade in diesen, auf materiel- len Gewinn bezogenen Jahren einen nicht leichten Standpunkt hat. Begrenzte Be- reitschaft der Jugend, in jenen Vereinen mitzuwirken, welche viel Zeit und andere Opfer fordern, sei erwähnt. Hier sei auch die Entwicklung eines modernen Mu- seums, das unsere jahrhundertalte Tradi- tion großzügig präsentiert, erwähnt. Vieles gäbe es noch, nicht zu vergessen die kleinen Dinge, die eigentlich ebenso wichtig sind. Also lassen wir Rangordnung und Titel beiseite, ich bitte für mich persönlich dar- um, und arbeiten wir gemeinsam. Das Wappen der »Kometer«. 1939 kam Kometer zu einem Rüstungs- betrieb in Kramsach, dann zu den Jenba- cher Werken und schließlich wurde er mit 1. Jänner 1941 zur Wehrmacht einberufen und machte den Weltkrieg bei der Luft- waffe in der Ukraine, bei Stalingrad und bei Leningrad sowie an der Westfront mit. Beim Zusammenbruch 1945 konnte er sich absetzen, ohne in Gefangenschaft zu geraten, und kam glücklich in die Hei- mat zurück. Viele Gebirgszüge wurden dabei überwunden und in Saalfelden ent- lieh er sich von einem Bekannten ein Fahrrad, mit dem er nach Kitzbühel ra- delte. Nach dem Krieg trat Adolf Kometer bei Tapezierermeister Karl Rudl, dem Nach- folger von Anton Michl, ein. Im Jahre 1947 wirkte er als Requisseur beim Film »Wintermärchen« unter Regisseur Harald Reinl und Aufnahmeleiter Noldi Lerch- baumer. Im gleichen Jahr legte er mit Erfolg die Meisterprüfung ab und eröffnete mit 1. Februar 1948 im Hause Gerbergasse 7, ge- nannt »Gartenheim«, dem ehemaligen Konsumhaus, das er bereits 1938 von der Tiroler Konsumgenossenschaft erworben hatte, seine eigene Werkstätte. Durch 30 Jahre war er selbständiger Handwerks- meister und kann mit Stolz behaupten, nie einen Gerichtsprozeß erlitten zu ha- ben. Alle waren mit seiner Arbeit zufrie- den, auch als Hoteltapezierer bei den Reisch-Betrieben, im Hotel »Weißes Rößl« und im Hotel »Schweizerhof«. Als Skiträger im »Grandhotel« war der Verdienst großartig, die Leistungen aber nicht minder. Um 3 Uhr früh ging's auf das Kitzbüheler Horn und am Nachmittag auf Oberaigen oder auf Oberleiten. Die Trägertarife pro Paar Skier betrugen auf das Horn 4 Schilling, auf die Melkalm 3,50, nach Stang 2, nach Oberaigen 2,50 und auf Oberleiten 1 Schilling. Der Tages- verdienst betrug zwischen 25 und 30 Schil- ling, sehr beachtlich, wenn man bedenkt, daß damals ein Sportanzug um nur 100 Schilling zu haben war. Sehr beliebt bei den Skiträgern damals waren auch die Lunchpakete der Gäste, die ja meistens ihr Mittagessen in einem Berggasthof ein- nahmen, wodurch die Skiträger profitier- ten. Nach seinem Übertritt in den verdien- ten Ruhestand kam für unseren »Jubel- bräutigam« wieder das Reisefieber. Nun Auch ein paar Zeilen über die Gemeindearbeit von Friedhelm Capellari
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