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Mit dem beliebten »Sportalm-Pullover«, von links: Anderl Molterer, Fritz Huber, Christian Pravda, Toni Salier ünd Ernst Hinterseer. Foto: Angerer—Korn Seite 12 Kitzbüheler *..jlnzelger Samstag, 10. Juni 1989 Willi Kruetschnigg, Kitzbühel, ein 80er Am 10. Juni 1989 vollendete der Indu- strielle Willi Kruetschnigg, Gründer der »Sportalm-Strickerei« Kitzbühel, sein 80. Lebensjahr. Wir gratulieren! Der Jubilar wurde in Bozen geboren und war nach dem Besuch der Pflicht- schulen und der Handelsschule im väterli. chen Handelsgeschäft tätig. Er war in sei- ner Jugend ein begeisterter Sportler, Ski- fahrer, Alpinist, Kletterer in den Dolomi- ten, Tennisspieler und legte schon 1932 die italienische staatliche und 1936 auf der Zugspitze die deutsche Skilehrerprüfung mit Erfolg ab. Als Skilehrer in verschiede- nen Wintersportplätzen in den Dolomiten wurde er mit einem führenden Mitarbeiter der Firma Bernhard Leinweber, Berlin, bekannt, der ihm das interessante Ange- bot machte, als Sportberater in dieser Fir- ma tätig zu sein. Diese Tätigkeit übte Wil- li Kruetschnigg in Berlin bis zu seiner Ein- berufung zur Wehrmacht aus. Als Ange- höriger der 6. Gebirgsdivision, eingerückt in Innsbruck, verunglückte er am 23. No- vember 1940 auf einer Kurierfahrt schwer und verbrachte ein Jahr in den Kriegslaza- retten in Metz und Berlin. Von Lazarett in Berlin ließ sich Willi Kruetschnigg nach Kitzbühel entlassen. Nach der Wiederherstellung der Ge- sundheit wurde er in die Skischule Kitzbü- hel unter der Leitung von Jakob Lackner aufgenommen und wurde ihm die Leitung der Hotelskischule Hochbrunn am Hah- nenkamm übertragen. Bei einer Abfahrt nach Kitzbühel brach er sich bei einem Sturz das linke Knie und diese schwere Verletzung »nagelte« ihn in Kitzbühel fest und Kitzbühel wurde zu seiner zweiten Heimat. Nach langen Vorbereitungen gelang es ihm, sein Sportgeschäft »Die Sportalm« aufzubauen und im Jänner 1943 zu eröff- nen. Begonnen wurde mit der »Sportalm- Strickerei Willi Kruetschnigg« in einer Baracke auf dem Lagerplatz von Baumei- ster Franz Wilhelm an der Kapserbrücke. Modelle waren damals keine zu erhalten, daher hat sie unser Jubilar selbst ge- macht. Seine Gattin, Jutta, geb. Golieber- such, mit welcher er am 28. September 1942 in Neustettin, Pommern, die Ehe ge- schlossen hatte, war von Anfang an mit dabei. Als gelernte Schneiderin mit Matu- ra war sie eine wertvolle Mitarbeiterin. Im Jahre 1951 übersiedelte die »Spor- talm« in die Pension »Hummer« und im Laufe der Jahre konnte der Betrieb auf 90 Mitarbeiter erweitert werden. Seine »Modelle« verlangten erstklassi- ges Material: die Schurwolle! Und bei die- ser blieb er. Von der »Toni-Sailer-Mütze« bis zu allen Bekleidungsstücken, die der sportliche Skifahrer benötigt, wurden in seiner Fabrik erzeugt. Mit der »Austria- Look« hatte er Erfolg in der ganzen Welt. Vom »klassischen Pullover« bis zu Klei- dern, Kostümen, einfärbig, gemustert oder in vielen kleinen Karos, mit einer Borte verziert oder mit Silberknöpfen ver- sehen, Trachtenjäckchen aus rosengemu- stertem Strickstoff zu einem einfärbigen Rock, so waren seine Kleidungsstücke auf der ganzen Welt tragbar, mit modischen Effekt, von dem man auf das Ursprungs- land Österreich schließen konnte. Für Amerika vertrieb er 6 Kollektio- nen; für andere Länder wieder nur ein be- stimmtes Modell. Bei seinen ausgedehn- ten Geschäftsreisen nach Amerika und nach Kanada kam ihm der Name Kitzbü- hel sehr zustatten. Die Skisiege von Toni Sailer & Cie waren in aller Munde und das Kitzbüheler »Ski-Wunderteam« war durch ein Jahrzehnt die größte Skimacht der Welt. Im Jahre 1961 eröffnete Willi Kruet- schnigg in der St.-Johanner-Straße seine neue Fabrik. Die Exportaufträge erhöh- ten sich auf 70 Prozent der gesamten Pro- duktion. Der Beschäftigungsstand stieg auf 120 Personen; außerdem waren 14 selbständige Handelsvertreter im Ausland tätig. Die Handelsbeziehungen umspann- ten den Globus. Bevorzugte Exportländer waren die USA, Kanada und Deutsch- land; aber auch Südafrika, Japan und Australien. Die »Sportalm-Strickerei Willi Kruet- schnigg« wurde auch im Buch »IX. Olym- pische Winterspiele Innsbruck 1963« vor- gestellt. Sie wurde 1963 von der Kammer der ge- werblichen Wirtschaft Tirols - Sektion Industrie, für die beste Lehrlingshaltung von allen Industriebetrieben Tirols mit dem eigens für diesen Zweck gestifteten Wanderpreis ausgezeichnet. Die Überga- be dieses wertvollen Pokals und des Eh- rendiploms erfolgte anläßlich, einer Feier im Festsaal des Hotels »Goldener Greif« in Innsbruck. Die Sportalm-Strickerei er- rang den Wanderpreis in schärfster Kon- kurrenz mit den großen Industriebetrie- ben des Landes, dem »Zementwerk Ei- berg«, den »Swarovskiwerken« in Wat- tens und Absam, dem »Tiroler Röhren- werk« in Hall und der »Strick-, Wirk-und Strumpfwarenerzeugung«. Andrea Pichler & Co. in Kitzbühel, die zur Führungsgruppe der Industriewerke Tirols gehören. Ein Beweis der positiven Lehrlingshaltung: von den vier Lehrlin- gen, die 1963 zum Lehrlingswettbewerb antraten, wurden alle mit Medaillen aus- gezeichnet. Unser Jubilar Willi Kruetschnigg ist in der Öffentlichkeit besonders auch als Sportmäzen beliebt. Sehr begehrt waren seine Ehrenpreise bei den Skikonkurren- zen, insbesonders für das internationale. Hahnenkammrennen und für die Tennis- meisterschaften. Im Jahre 1968 verkaufte er aus Gesund- heitsgründen seine Fabrik in der St.-Johanner-Straße. Das Sportgeschäft »Sportalm« in der Vorderstadt führte sei- ne Gattin bis 1976 weiter. In diesem Jahr wurde das Geschäft an die Firma »Kanzler-Hosen« verpachtet. Im Jahre 1949 trat Willi Kruetschnigg dem Kitzbüheler Skiklub bei und 1950 war unser Jubilar unter den Gründern un- serer Heimatzeitung, dem »Kitzbüheler Anzeiger«.
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