Kitzbüheler Anzeiger

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SEITE 8 KITZBÜHELER ANZEIGER SCHMIDEI SCHLOSSER Museumsschild in der Kitzbüheler Hinterstadt aus der Werkstätte WAGNER den. Seit durch die technische Entwicklung das Rohmaterial besser zugerichtet wurde, erlebte sie eine große Blüte. Die Handwerker lernten die Formgebung aus den Entwürfen der Künstler für große Gittertore und Fen- sterkörbe. Kleinere Aufgaben lösten sie nach eigenem Können. Es entstanden neben Wirtshausschildern, Leuchtern und Laternen auch die Grabkreuze, die sich vom schlichten Kreuz ohne Schrifttafel über solche mit Spi- ralwerk, Laub- und Bandelwerk zum Rokoko- kreuz in aufgelöster Form entwickelten. Alle Stile der hohen Kunst haben ihre Merkmale in diese echte volkstümliche Handwerks- kunst getragen, die im vorigen Jahrhundert wieder in einfachere Formen ausklang. Gut- gepflegte Grabkreuze beweisen, daß sie sich nicht immer nur im ernsten Schwarz, son- dern auch in fröhlichen Farben und Vergol- dung zeigen können, die mit dem bunten Blü- hen der Friedhofsblumen eine stille Heiter- keit über die Ruhestätte der Abgeschiede- nen breiten. Krieger bedienten sich der EISENKUNST - als Schutz Der Harnisch, die Panzerung des Kriegers mit gehämmerten Platten aus Eisenblech, war um 1450 allgemein üblich geworden. Der Fußsoldat erhielt Brust- und Rückenpanzer und einen Eisenhut, die Reiter und der Be- fehlshaber wurden von Kopf bis Fuß in einen Eisenharnisch gehüllt. Auch der Kampfsport, das ritterliche Turnier, verlangte bei seinen le- bensgefährlichen Spielregeln nach einem vollständigen Panzerschutz, teilweise war sogar das Pferd gepanzert. Herzog Sigmund hatte um 1460 in Innsbruck eine große Plattnerei (Harnischwerkstatt) er- richtet, nachdem er durch „Werkspionage" in Mailand die Geheimnisse der Härtung der Platten in Erfahrung gebracht hatte. Als Maximilian 1490 diese Werkstätten als neuer Landesfürst übernahm, hatte er große Dinge vor. Er fand in Kaspar Rieder den Mei- ster, der das Geheimnis der Härtung der Ei- senplatten kannte und berief den kunstrei- chen Konrad Seusenhofer, der mit der neuen Mode der Rennaisance auch dem Harnisch ein anderes Gesicht gab. Der Falten rockhar- nisch mit dem martialischen Tierkopfhelm wurde das beliebte diplomatische Ge- schenk, das Maximilian an befreundete Köni- ge und Fürsten verteilte, denn nach des Kai- sers Spruch gab es für einen Herrscher nichts Größeres „als einen Harnisch, darin sein Leben im Krieg versorget ist". Daneben wurden vor allem Tausende von Brustpan- zern und Helmen als Massenware für die Truppen erzeugt. Seinen Weltruf verdankte der Innsbrucker Harnisch aber den Prunkrüstungen, die mehr der Mode als dem Krieg dienten. Sie waren in erster Linie ein Kunstwerk, eine Plastik in Ei- sen, die wegen der Schönheit ihrer Form und des Reichtums der geätzten Dekoration von allen Fürsten begehrt wurden.
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