Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 30. September 1989 KitzbObeler X'Anzeiger Seite 37 Vom Miuterbuschenfrauentag in Waidring Auch heuer wieder fand in der Pfarr- kirche zurn hl. Vitus in Waidring arn Ho- hen Frauentag, 15. August, die seit alters- her Ubliche Krauterweihe statt. FrOher, als noch der Kleine Frauentag, d. i. der 8. September ))Maria Geburto, ein gesetzlicher Feiertag war, fand die Kr,quterweihe — wie heute noch in der Stadtpfarre KitzbUhel — an diesem Tag statt. Pfarrer Geistl. ~Rat Franz Schiefer verlegte ihn mit Zustimmung des Pfar- rausschusses auf den Hohen Frauentag. Im Jahre 1965 wdre die Verlegung dem Weihezweck beinahe zurn Verhangnis ge- worden. Der spdte FrOhling, welcher auch einen spaten Sommer zur Folge hatte, lieB die Krduter und Blumen, welche ffir die Weihe ))Brauch<< sind, nur zurn Teil zur BUite kommen. Ja, sogar der ))Woirnuat<< (Wohigemuth — Origanum vulgare), die wichtigsten Krauterblume, war in seinen mit violetten, angedriickten Deckblattern versehenen purpurroten bis fast weiBen BlUten noch nicht voll erbliffit. Der Woimuat, auch Dosten, wilder Majoran oder Mutterkraut genannt, kommt in Waidring in grof3en Mengen vor. Vor allem auf der Stallenalm und zu GrUnwald; aber auch auf der Kammekohr gedeiht er gut. * Frilher kamen von allen umliegenden Pfarreien die Krdutersucher nach Waidring, um these wertvolle Krdu- terblume einzusammeln. Gerne Uberlie- f3en die Waidringer in nachbarlicher Kol- legialitat einen Teil ifirer Kostbarkeit den Dorfnachbarn. Der Woimuat ))erweckt im Menschen Freude und guten MuW; nach Bocks Krauterbuch, 1574. Das Sammeln der Krauter fiir die Wei- he wird in Waidring Teistens noch von den ))Almingerno durchgefiffirt. Es sind ja rneistens Almblumen und AlmkrLuter, welche zur Weihe zugelassen sind. Am Hohen Frauentag 1965 wurden fol- gende Krduter zur Weihe gebracht: Wohl- gemuth, das gelb bliihende Brandkraut, die Schafgarbe (Achillea millefolium), Mohn, Brennende Lieab, die Steinraute (Ruta graveolens), Johanneskraut, auch Arnika genannt (Arnica montana), Salbei (Salvia officinalis), Wegwart (Cichorium intybus), Tausendguldenkraut (Erythraea centarium), Tiirkenbund, Reseder und als Fifflung die Urtica dioica, die scharfe Brennessel. Als >>Ersatzo ffir viele andere Krduter, die sonst brauchmdf3ig in den Krauterbuschen gehbren, aber nicht zur Verffigung standen, wurden festgestelite: Rosen, Bauernnelken, Bartnelken, Gar- tenphlox, Kapuzinerkresse, Margueriten (gelb und weif3) und auch Pelargonien. Die Jahreszeit verhinderte darnals die brauchtumsmal3ige Zusammenstellung der Buschen. Zu >>Sturb<< wurde der grol3te Kr9duter- buschen zusammengestellt. In einer fast zwei Meter langen >>Streckeo wurde der Woimuat ausgebreitet und in den Blaten millimetergenau geordnet. Auf den Woi- muat kamen die anderen Krauter und dar- auf die Brennesseln. Dann wurde das Krauterband zusammengerollt und ver- schnfirt. Die Buschkrone maf3 fiber den Bogen 72 Zentimeter, der Umfang betrug -96 Zentimeter und der Umfang der mit einem weif3en Tuch eingemachten Sten- gelpartie 122 Zentimeter. Der Buschen hatte ein Gewicht von 12,40 Kilogramm. Ein Farbdia vom Struberb-aschen war lan- ge Zeit ein Bestandteil eines Lichtbilder- vortrages des Fremdenverkehrsverbandes 'vVaidring. Martin Huber sen. init dem Krdutert-u- schen vom Gasthaus Strub. Der KrAuterbuschen wird zu >>Strub<< aach der Weihe im Haus >>Unterdac.-io -intergebracht. An den drei Rauchtagen Jes Jahres, am Heiligen Abend, am Silve- stertag und am DreikOnigtag, wird cer Buschen verwertet. Ein Ted der Krauter wird einen Tag zuvor auf den Stubenofen zum Austrocknen gelegt. Wenn die Kriiu- ter dann >>rescho sind, werden sie mit den Handen fein zerrieben. Ein Teil kom--nt zum Weihrauch in die Pfanne, der Uber- wiegende Teil wird in ein >>Glecko ge- mengt, wovon die Uhe und die Kdlber, das RoI3, ja sogar die Hiffiner etwas abbe- kommen, damit sie gesund bleiben und iwdeihen. In Waidring war es friffier verpont, Ge- 3rginen und Astern dazuzunehmen, w.-l- ~he >>die Weihe nicht annehmeno solicn. Auch der >>Oahaggen<< wird selten ver- wendet, da dieser vornehme Blume ohne- hin alle himmlischen Gaben und Gnaden zugeschrieben werden. Oahaggen (Pedi- n--ularis) ist ein rotbliffiendes Lausekraut, Jas nur in der Almregion wachst. Aus dem Weihebuschen verbannt Wer- -den in Waidring die Alraunwurzeln, die Doppelwurze der Veitsblume (Brunelle) ind der Beifu13. Daf3 im Unterinntal das >>Bloamacho vom geweihten Krauterbuschen auch zu anderen, als zu Rauchzwecken und ftir das Vieh verwendet wurde, ist durch eine Legende bekarmt. >>Ging im Friffijahr einmal, zur Bauzeit, der Kirchdorfer Pfarrherr Kofler gegen Lizlfelden. Da sah er eine Bauerin >>Bloa- mach<< streuen. Es war solches von ge- weihten Krautern. Der Pfarrer sagte dann zu der Bduerin ganz trocken: >>Dein Gstrupp allein genOgt wohl nicht, wenn etwas wachsen soll, muf3t schon Kunst- diinger auch dazugeben!<< Friffier durfte auch der Himmelbrand im Krauterbuschen nicht fehlen, der Frauenschuh, das Karbeldelkraut, von dem die Legende erzdhlt, daf3 sich die Muttergottes, als sie >>ijbers Gebirgo zu Elisabeth ging, darauf niedersetzte, der Baslgoam, von dem kaum mehr der Name bekannt ist. Baslgoam ist das Basilien- kraut (oeymum basilicum). Auch das Edelweif3 und die Sonnenblume in junger BRite, Thymian und Quendel gehorten friffier dazu. Eigenartig aber, da8 der Madaun, these oft vorkornmenden und gutriechende Al- penpflanze, nie bei der Krauterweihe auf- schien. Der Krduterbuschen zu >>Strub<< wurde auch heuer auf der Alm gesammelt und auch zusammengestellt. Dies besorgte die Sennerin Anna Jakob geb. Weif3leitner auf der MOseralm. Zur Weihe getragen hat ihn heuer die junge Wirtin vom Gast- haus >>Strubo. Vom Wohlgemut sagt ein altes Volks- lied: Ein Bliimlein auf der Heiden, mit Namen Wohigemut Ldj3t uns der lieb' Gott wachsen, ist unsftir Trauern gut; Vergij3meinnicht steht auch dabei, Griifi'sie mit Gott von Herzen, Die mir am liebsten sein! go Be&ks-Kegelmeistersehaft in Westendorf Die Bezirksorganisation Kitzbiihel des Penionistenverbandes- Osterreich veran- staltet am, Donnerstag, 28. und Freitag, 29. September 1989, auf den Kegelbahnen oTheresianao in Westendorf die 7. Bezirks-Kegelmeisterschaften. Spielzeit jeweils ab 9 Uhr. Die Meisterschaft steht unter dern Eh- renschutz von Landtagsvizeprtisidenten Prof. Mag. Walter Kantner und Landes- obmarm Josef Hofer. Klassen: Frauen ab 50 und MAnner ab 55 Jahre; die jungeren Mitglieder kegeln in der Gasteklasse.
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