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~Vii ",biihel, Iin Gries. Wit der Verdnderung dieses Stadtbildes,,Im Grieso wurde mit der Auf- lassung der beiden Miihlkandle begonnen. Agetragen wurden Miihle und Graswander- hdusch.en (rechts) und das alte Griesbaderhaus, links, nur mit einer Tensterachse sichtbar. Seite 36 - Kitzb0heler *'Anzeiaer Samstag, 7. Oktober 1989 Vom alten Griesbaderhaus in Kitzbfihel Die Bader Die Bader, Wunddrzte und Chirurgen, wie sie auch hieBen, waren in der medizini- schen Versorgung von auBerordentlicher Wichtigkeit. Sie betreuten nicht nur die Bd- der, sondern ihnen stand die Behandlung von Wunden, die Durchfiffirung von Opera- tionen und das Stechen des Stars am Auge zu. Eine hdufig von ihnen durchgefiffirte prophylaktische und therapeutische Mafl- nahm%- war der AderlaB, der nach der Vier- S~fteDathologie des Hippokrates und Dalen dazu diente, den in Unordnung geratenen Sl;iftehaushalt des K6rpers zu normalisieren und so Krankheiten vorzubeugen oder zu heilen. (Wir folgen hier dem interessanten Bei- trag -Gesundheitswesen in Kitzbfihel- von Gries karn es zu einem Streit zwischen den Frauen. Wdhrend der Pest im Jahr 1564 waren au- Ber Meister Urban, der im November wegen Geldmangels der Stadt entlassen werden mufite, auch noch Hans Eisepfihler und Hans Pfenthueber zur Versorgung der Kran- ken eingesetzt. Einern Matheus LaBler wur- de 1565 ffir seinen FleiB wdhrend der Seuche ein Gulden gegeben. Dem Bader Veit Maen- hart starben wdhrend der Pest Frau und Tochter. Er hatte ein Haus und ein Bad am Gries, und sein Nachbar war der Bader Ge- org Zolboegg. I Das Ratsprotokoll von 1580 erwdhnt, daB der Bader Caspar Greupp gleich neben dem Spital ein Bad zu bauen begann. Die Bewoh- ner am Gdnsbach und die beiden anderen Bader baten urn Einstellung des Baues. Der Bau wurde eingestellt mit der Begr~ndung, daB das unreine Wasser des Bades aber die Landstral3e rinnen w5rde und die Leute sich daran ekeln, auBerdern k6nnten die Pferde von Fuhrwerken durch die Badbesucher zurn Scheuen gebracht werden. Nach diesen fadenscheinigen Begriindungen kommt doch auch der wahre Grund der Ablehnung zur Sprache, ndmlich, daB nun schon so viele Jahre in Kitzb0hel nur zwei -gemaine- (6f- fentliche) Bdder gewesen seien und kein Be- darf an einern neuen sei. Einige Jahre spdter wird neben dem Spital doch ein Bad gebaut, denn von 1592 bis in unsere Zeit stand in der oberen Gdnsbach- gasse das >>Spitalbaderhaus- (heute Pension Jenewein), in dem von 1592 bis 1812 Bader wohnten. Melchior Miesperger, -schnidt und wund- arzt- im Gries, wurde im Juni 1599 zurn -In- wohner- aufgenommen. Miesperger hatte 1594 das Zeugnis eines Wundarztes bekom- men und war Wundarzt in Kitzb6hel bis zu seinern Tod am 26. Juli 1647. Urn 1600 scheint man den gew6hnllchen Badern das Vornehmen von Operationen verboten zu haben, denn am 6. November 1600 schrieb der Bruch- und Schnittarzt Mi- chael Soyer aus Schwaz an den Rat von Kitz- biffiel, man m6ge Melchior Miesperger das Bruchschneiden (Bruchoperation) verbie- ten. Er beruft sich dabei auf einen vom Re- genten erlassenen Generalbetehl. Miesper- ger gab zur Antwort, da]3 ihn dieser Befehl nicht beriffire, da er seine Kunst redlich er- lernt habe und wies auch einen Lehrbrief vor. Melchior Miesperger verfa8te auch ein Rezeptbuch. Er sammelte darin bewdhrte Rezepte, darunter auch eins vom kaiserli- chen Leibarzt Tannstetter. Tannstetter war Leibarzt Kaiser Maximilians 1. Von 1596 bis 1785 sind uns namentlich elf Bader im Gries Oberliefert. Der letzte Ba- der, Wundarzt und Chirurg war Martlme Lampodinger. Kustos Dr. Otto Kostenzer im 4. Band des KitzbOheler Stadtbuches.) U m 1hren Beruf aus0ben zu k6nnen, muB- ten die Bader bei einem Meister die Lehr- und Gesellenzeit verbringen und nach Able- gung der Pr6fung und der vorgeschriebenen Wanderzeit um Aufnahme in die Zunft ansu- chen. Mit dem Fortschritt der medizini- schen Ausbildung wurde auch von den Wunddrzten der Besuch einer Universitdt verlangt, allerdings muBten sie nur das nie- dere medizinische Studiurn absolvieren. Da in Kitzbiihel lange Zeit kein Arzt war, versahen natOrlich auch die Wunddrzte Pa- tienten mit inneren Krankheiten. Jeder Wundarzt (bzw. Bader) hatte auBerdem eine eigene Apotheke. Im Spitalsurbar von 1473 haben wir die erste Erwdhnuiig eines Baders in Kitzbiihel namens J6rg. Maenhart Wernndl, der 1488 als Bader erwdhnt wird, hatte seine Woh- nung und seine Badstube im Gries. Die n5chsten Nachrichten haben wir aus dem Jahr 1559. Im Bad eines Meisters Georg am Der heutige Rohbau auf den Grundstikken Franz-Erler-Gasse 21 und 23.
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