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4 Meine — Deine — Unsere S~21te 6 -1<:itzbübeler )!~lAnzeiger Samstag, 25. November 1989 -'q"" 7 Dampf ablassen tut manchmal ganz gut Wenn es in der Erziehung darum geht, daß sich Kinder oder auch Jugendliche uner- laubt etwas von Mutters oder Vaters Schrank genom- men haben, so sehen sie meist die Sache mit dem Eigentum nicht so eng wie die Erwachsenen. Vor allem Eltern von her- anwachsenden Kindern ken- nen dieses Problem be- stimmt nur allzu gut, wenn plötzlich Vaters Fotoapparat oder Mutters Lieblingsblu- -e verschwunden ist. Jugendliche sind oft sehr großzügig im Nehmen, aber sehr nachlässig im Geben. Und vorher zu fragen, ver- gessen sie ohnehin mel- stens. Dabei sollten aber schon kleine Kinder lernen, die Bereiche des anderen zu akzeptieren. Der Begriff des Eigen- tums ist ein sehr langwierl- ger Lern- und Reifungspro- zeß und beginnt eigentlich schon im Kleinkindalter. Im ersten und zweiten Lebens- jahr haben Kinder noch kei- nen Begriff für Eigentum. Sie eignen sich alles an, was für sie nützlich ist und las- sen es liegen, wenn sie es nicht mehr brauchen. Nach dem zweiten Lebens- jahr beginnt die Zeit des >, Hamsterns«. Kinder häu- fen Spielzeug um sich her- um und bewachen es, anstatt damit zu spielen. Das Weggeben-Können von Eigentum beginnt erst nach Erreichen des 3. und 4. Lebensjahres. In diesem Al- ter ist das elterliche Vorbild besonders wichtig. Die El- tern sollten das Eigentum des Kindes respektieren und nicht heimlich älteres Spiel- V-eug einfach wegschmel- ßen. Kinder brauchen näm- lich die Sicherheit, daß Dinge, die ihnen gehören ' auch von anderen Familien- mitgliedern geachtet wer- den. Gemeinsame, verbindli- che Regeln können helfen, Streitigkeiten über die Be- sitzverhältnisse zu ver- meiden: 0 Jeder in der Familie soll- te Dinge besitzen, über die er alleine verfügen kann. 0 Jeder, der etwas auslei- hen möchte, muß ausdrück- lich danach fragen, und zwar vorher und nicht nachher. 0 Wer etwas ausleiht, trägt die Verantwortung dafür, daß es heil bleibt, und für Beschädigungen muß er im Rahmen seiner Möglichkei- ten geradestehen. Diese Regel n sollten schon sehr früh geübt wer- den; denn wenn ein Kind im Kindergartenalter sich von der Mutter die Brosche oder vom Vater einen Buntstift ausleihen darf, dann lernt es dadurch den behutsamen Umgang mit diesen Dingen. Außerdem sind sie stolz dar- auf, daß die Eltern etwas herborgen, das für sie wich- tig ist, und so wiederum borgen diese Kinder mit gleichem Stolz auch etwas her. Außerdem sind sie später eher in der Lage, die'Verant- wortung für empfindlichere oder teuere Gegenstände zu übernehmen. Übrigens: Neben dem Umgang mit dem »Mein« und »Deln« sollten Sie gera- de in einer Familie auf das »Unser« auf keinen Fall ver- gessen. Ihre Dagmar Wer ärgert sich nicht dar- über, wenn der Freund im- mer wieder verspätet zu Verabredungen kommt, oder der Mann die verspro- chene Besorgung nicht er- ledigt. Wer dann in solchen Si- tuationen »um des lieben Friedens willen« nie aus der Haut fährt, der täuscht einen falschen Frieden vor und verhindert eventuell sogar eine rechtzeitige Auseinan- dersetzung. Arger ist näm- lich für den Körper ein Signal, das ihn 1 n Alarmbe- reitschaft setzt. Die Produk- tion des Streßhormons Adre- nalin wird angekurbelt, und der Blutdruck steigt. Fazit: Man könnte vor Ärger in die Luft gehen; Schimpfen und Schreien würde uns helfen, dieses Energlepotential los- zuwerden. Oft wird dem Gegenüber erst klar, wie wichtig einem das Anliegen ist, wenn man laut wird. Viele kleine Är- gernisse können, wenn sie sich laufend wiederholen, zu fast unbeherrschbaren Aggressionen führen. Und wer jeden Ärger, jede Ent- täuschung hinunterschluckt, unterdrückt einen wesentli- chen Teil seiner Gefühle. Nur wenn man seine Wut auch einmal auslebt, lernt man sich selbst besser kenn- nen und wird dadurch auch für andere berechenbarer. Wer zu sehr in Wut gerät und seinen Ärger schon all- zu lange aufgestaut hat, ex- plodiert dann dopp~!t so sehr. Man läßt sich zu Auße- rungen hinreißen, die einem später leid tun. Und der Wut- ausbruch wird vielmehr zu einem persönlichen Schlag- abtausch, die Auseinander- setzung hat dann mit dem eigentlichen Anlaß nichts mehr zu tun. Oder man be- ginnt aus lauter Zorn zu heu- len und kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Nach einem Wutaus- bruch, also, nachdem man Dampf abgelassen hat, soll- te man seinen Mitmenschen aber zeigen, daß man ge- sprächsbereit ist. Dabei kannmansichfüreventuelle Entgleisungen im Tonfall entschuldigen, nur, wichtig ist, daß bei diesem klären- den Gespräch das Problem aus der Welt geschafft wird, ansonsten wiederholt sich alles nochmal. Heute schon gelacht9 0 Ein sehr gewissenhafter Beamter meldet sich bei sei- ner Dienststelle krank und schreibt: »Ich muß dem Dienst heute fernbleiben. Ursache: Erbrechen und Kopfschmerzen, es ist auch etwas Schwindel dabei . « A
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