Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 9. Dezembei 1989 Seite 47 ZUM- 80, >II'Me g von Reithinann, dem In St. Jakob in Haus, Dorfgemeinde seit 1817, steht d,-ks »Ledei.-eihäusl«, das Geburtshaus von Christian Reithnienr, dem Erfinder des Viertaktmotors. Auf der Straße voni Schloßhotel Rogen- egg, einige Minuten nach der 33 Meter ho- hen Eisenbahnbrücke, gelangt man zum, Weiler Moosbach. Kurz nach Überschrei- tung der Gemeindegrenze zwischen Fie- berbrunn und St. Jakob öffnet sich die Aussicht auf die Hänge des Wallerberges, Dort steht ein einsames, sauberes Häus, chen, in dem am 9. Februar 1818 Chii- stian Reithmann das Licht der; Welt er-. blickte. Sein Vatet Chirurg (Mühlenchi- rurg) und Landuhrmacher, betrieb da- neben eine Landwirtschaft iind ließ sei- nem einzigen Sohn Christian. eine sorgfäl-- tige Erziehung angedeihen. Neben de-ir Schule half er ~;einem Vater in dei ~Ihrma- cherei und las daneben technische gehtil ten, wo immer er solche erwischen konn- te. 1832, mit 14 Jahren, wurde fi» Buch- binder, feitigt-e sich selbst die nötilgru Werkzeuge an und versah die eigen.rii- Bü cher und die Gebf,tsbCicber seiner.i,'rei.iiid~: und Verwandten mit Goldc,-,.hnitt, neuev, Einbänden und kunstvollen Zievaten. Ei, nes Tages fand ef eine Anleitung zut, Vei, anstaltung Tv o -n.1~'~.i.nstf e -uei,eierke.-ti u I rd im Jahre 1835, l' Jahre alt. brannte ei, Schwoich ei~i werk qb. Der damalige Vikar von St. Ja.~ob, Thomas Auer einpfahl den jungen Rf.ith~ mann dem Fürsterzb.igchof von Salzburg, Fürsten Friedrich von Schwarzenberg, dei.' ihm eine Lehrstel~e bei. einemI'ischlerrr~ei 'r. ster in Salzburg ve, -3chaI-fte. In Salzburg erwarb Reithmann den ersten Zei-hen- preis der Salzburgei Gewerbes„.-~hti),e, blieb dort bis 1839 und, wandeite dann nach München, wo ihn wegen seiner glänzen- den Zeugnisse der Tischlerineister Klink aufnahm und ihn auch bei Arbeiten in rIe~ königlichen Residenz Aber die Tischlerei war ihm zu vvenig interessant, er strebte nach einem tech- nisch komplizierten Beruf, als welche~, ihm die bei seiDem .Veter schon -twag er-- lernte Uhrmacherei erschien. Da lar, Reithmann ein Inserat in einer Münchner Zeitung, daß eine 1;Ihrr.v-~lclie.rswitwe fmen Geschäftsführer suche. Er weld ,~r-te und trat 18,47 in das Geschäft ein, das e,~l~ durch sein Tüchtigkeit und Redlichkeit bald in die Höhe brachte. ! -~J ~,~-iinde ~>velt .„- ständig und richtete sich, in dt~ Windmar,beigasse, dann ir dei nergasse, eine Im Jahre 1862 hatte er schon soviel Geld beisaintner-, daß eir sic-h in Of,' Hof,- statt Ni. 8 ein eigenes Haus kaufen konn- te, das heute noch im 73,esitz Na, .„1„,- kommen ist, Anfangs hatL~~ er als Tiroler einige tei de,-ii behörde,--~ in sie bald. Natürlich nahm ihn sein Beruf ganz in .Anspruch. Er baute bald selbstkonsttuier- te Maschinen in seine Werkstätte ein, eine selbststellende Räder- und Triebfräsma'- schine und andere Apparate. Diese Ma- schinen brachten ihm auf der Münchner Ind.ustrie-Ausstellung die erste Medaille ein, Im Jahre 1865 verfertigte er Uhren 7, rnit eiiie~, seibstej-fundenen »Hemmung« und frei schwingendem Pendel. Dieses wandte er Puch auf elektrische Normaluh- len an und, ei-hielt dafür auf der Weltaus- 3tellung in Paris 1867 den ersten Preis in Gest-It der großen silbernen Medaille. Dies berichtete Professor Dr. Rudolf rivanichst.adten-Czerva, Innsbruck- Kitzbühel, 1934 in der »Allgemeinen Au- l~3mobilzeitung«. i', Tun baute er pneuinatische Uhren und coetunaP.Ische Haustelegraphen, die ei- J „8"3 aur , ~Je~ Wiener Weltausste(lung zeig.- t(. König 11., der von 1864 bis J 886 regierte, verlieh Reithinann im Jahre 1874 den Titel eines kZiniglich-bayrischen 1 ,Uofi,?,hrrr~., ).chers. Das königliche Schloß Bürg am Starnberger See enthält heute noch eine kunstvolle große Uhr von de.t Me „ isterband Rcitb„m~ , .t-zins. Ebenso besitzt Jet 1.3-A,ügglvater in St. Jakobrine Pendel- uhr von Reithinann- Allerdings karrt Johann Mannhardt P,~eith-nann bei der Verwertung der Erfin- dung des fiej schivebenden Fendels beirn Wirengang i-„ivor, Diesei um 20 J ahre ät - tere Kollege kam um diese Zeit viel in Werkstätte und erkannte cIrn Vo~-zug und den Wert die-sei A - 'rurmuhr der Frauenkirche in München benützte. Seither gilt diese Erfindung als die Mannhardts. Als Tiroler war Reithmann natürlich ein begeisterter Freund des Schützenwe- sens. Er trat als Mitglied der königlich privilegierten Münchner Hauptschützen- gesellschaft bei und wurde später auch de- ren langjähriger Hauptschützenmeister. Im Jahre 1880 wurde er nach Wien ge- sandt, uni beim österreichischen Bundes- schießen die schießtechnischen Anlagen zu studieren und seine Erfahrungen beim 7. Deutschen Bundesschießen 1881 in München zu verwerten. Seither werden Zugscheiben und deren Anlagen nur mehr nach Reithinannschen Prinzipien herge- stellt. Weiters erfand ei eine bisher unübertroffene Punktmessei-i-naschine (Best- oder Blättchenmeßmaschine). Eine solche große Maschine war für 30 Kartons berechnet und bis auf 10.000 Teile genau. Diese Maschine wurde später bei allen deutschen Bundesschießen in Verwen- dung genommen. Reithmanns Name drang dadurch auch in alle Schützenkreise von Tirol und lebt heute noch (so Dr. Granichstädten-Cerva) in diesen fort, da ~vir bei der Oppacher Schützengilde in Jochberg eine Zugscheibe von Reithmann und bei der Schützengilde Kitzbühel eine 1~eithinannsche Blättchenmeßmaschine vorfinden konnten, Den Oktoberfestschützen bereitete Reithrnann dadurch eine große Überra- schung, daß er eine mechanische Adler- festscheibe konstruierte, bei der ein Adler und ein Herold, begleitet von einem oder zwei Böllerschüssen, je nach der Güte des Treffers, aufstiegen. Im Jahr 1899, also schon über 80 Jahre alt, konstruierte Reithmann für das Glockenspiel des neu- en Münchner Rathauses eine geniale kine- matische Anordnung, die auch patentiert wuide. Er konstruierte ferner eines der er- sten Walzenspielwerke, zu dem ei- eine ei- gene Noten- und Schriftensetzmaschine anfertigte. Ebenso baute er sich selbst ein Harmonium und schnitzte sich, als auf- rechter und echter Tiroler, eine kunstvolle Weihna.chtskrippe. Die Werkzeuge und Maschinen zur Herstellung seiner Erfindungen baute er sich alle selbst. Der Viertaktmotor (11, Teil tolgt1)
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