Kitzbüheler Anzeiger

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Stießen auf ein erfolgreiches Jahr an (von links): Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Hans Heinz Höfle, Nationalrat Michael Horn, LA Hans Lindner, KR Jakob Lackner, Bürgermeister Hans Brettauer, Landesrat Christian Huber und LA Fritz Asti. Seite 18 VJ1zbühcler eUnzeiger Samstag, 28. Jänner 1989 Neujahresempfang der Wirtschaft des Bezirkes im Festsaal des Handelskammer in Kitzbühel Am Donnerstag, 19. Jänner 1989, fand im Festsaal der Handelskammer Kitzbü- hel der Neujahrempfang der Wirtschaft des Bezirkes statt. Der Einladung waren viele Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, Bürgermeister und FYV- Obmänner, Kammerfunktionäre und eine Reihe führender Unternehmer des Bezir- kes gefolgt. Nach der Begrüßung hielt Be- zirksstellenobmann Landesrat Christian Huber die Festansprache mit folgendem Inhalt: Sehr geehrte Damen und Herren! Selten in der jüngeren Vergangenheit konnte ein neues Jahr mit einem solchen, von der breiten Öffentlichkeit zur Schau getragenen Optimismus begrüßt werden, wie dies heuer der Fall ist. War es noch vor einem Jahr die Mehrheit der Bevölke- rung, die für die Zukunft eine nicht so gu- te Meinung hatte, so blickt heute der Großteil unserer Mitbürger mit großer Zuversicht in die Zukunft. Dieses positive Denken wird durch die günstigen Wirt- schaftsdaten noch besonders unterstri- chen. Das Konjunkturbarometer zeigt auf Hoch. Die Koalitionsregierung arbeitet gut. Wer hätte vor zwei Jahren gedacht, daß es in Osterreich eine Teilprivatisie- rung der verstaatlichten Betriebe geben wird, daß die Milliardenzuwendungen dorthin aufhören sollen, daß man in der- Landwirtschaftspolitik neue Wege geht, daß die Konsolidierung des Staatshaus- haltes Fortschritte macht und, daß es ab 1. Jänner 1989 eine große, und für alle sehr bedeutende Steuerreform gibt? Die Tiroler werden insgesamt im Jahre 1989 um ca. 1,5 Mrd. weniger Steuer zah- len. Die Menschen haben wieder Vertrauen. Fleißigsein lohnt sich wieder. Der notwen- dige Gewinn und Erfolg in der Wirtschaft ist anerkannt und wird nicht mehr als Schimpfwort bezeichnet. Denn nur der Gewinn von Heute er- möglicht die Investition von Morgen und sichert den Arbeitsplatz von Übermorgen. Der in unserer Wirtschaft unverzichtbare Mut zum Risiko ist wieder erfreulicher- weise deutlich spürbar. Wir können auch auf ein gutes Jahr zu- rückblicken. Das Wirtschaftswachstum in Österreich wird real 3,5 Wo und für Tirol 4,8 Wo betragen. Wir erreichen den bisher höchsten Be- schäftigungsstand und eine spürbare Ab- nahme der Arbeitslosenzahl. Unser Bezirk Kitzbühel wird voraus- sichtlich eine WiWa von 5 Wo erreichen, das ist in Summe über 10 Mrd. 5 und lei- stet damit einen kräftigen Beitrag, daß Ti- rol wieder um einiges über den österrei- chischen Bundesdurchschnitt liegen wird. Meine Damen und Herren! Diese gün- stige Ausgangslage meine ich, müssen wir nutzen, um für die Zukunft vorzusorgen. Die guten Wirtschaftsperspektiven schaf- fen die Rahmenbedingungen, um auch verstärkt in strukturelle Verbesserungen der heimischen Wirtschaft zu investieren. Von großer Bedeutung für die Zukunft werden auch jene wirtschaftspolitischen Maßnahmen sein, die wir in den nächsten Jahren setzen. Ich meine hier im besonderen einmal die Festigung unserer Wirtschaft, und zum anderen ist es der wichtige Bereich Umweltschutz. Es ist notwendig, alle Leisfungen in- möglichst umweltschonender Art zu er- bringen und es muß deutlich gemacht werden, daß nach der Besorgung die Ent- sorgung folgt. Zur Frage EG: Ich zähle nicht zu jenen, die einer EG- Annäherung ohne Vorbehalt das Wort re- den. Es ist bekannt, daß ein Beitritt in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft nicht nur Vorteile hat. Wir dürfen die Diskussion aber nicht nur selbsternannten »Besserwissern« überlassen, sondern kön- nen uns auf eine Reihe ausgezeichneter Fachleute, z. B. auf den Botschafter Dr. Manfred Scheich, der bis vor kurzem in Brüssel tätig war, sowie auf hochrangige Gremien im eigenen Land, die laufend die Probleme verfolgen, sehr wohl verlassen. Unser Landeshauptmann Dr. Partl hat die Tiroler Bedingungen, abgesprochen mit dem Außenminister Dr. Mock und abgesegnet in der Bundesparteileitung, klar formuliert. Sie sind: 1 . Die Beibehaltung der vollen Neutrali- tät Osterreichs. Vor einem eventuellen Abschluß die vollständige Abklärung des Transit- verkehrs. Die Beibehaltung unsrem eigenständi- gen Bodenpolitik. Die Sicherung unserer alpinen Land- wirtschaft in Qualität und als Träger unseres Lebensraumes. Natürlich muß der viel diskutierte Brief nach Brüssel abgeschickt wer- den, denn nur dadurch können Ge- spräche überhaupt beginnen und wird Osterreich im Laufe der nächsten Jah- re erfahren, ob ein Beitritt und unter welchen Voraussetzungen möglich und wünschenswert, oder akzeptiert werden kann. Von einer Volksabstimmung dieser so wichtigen Frage halte ich vorerst nichts. Wissen muß man, daß heute schon jeder 3. und im Jahre 2000 jeder 2. Arbeitsplatz EG-abhängig ist. Ich verstehe aber auch sehr gut die verschiedenen Sorgen in manchen wirtschaftlichen Bereichen und es muß deshalb mehr Aufklärung geben. Mir ist im besonderen auch die Er- haltung unserer Wirtschaftsstruktur (Nahversorgung) ein besonderes An- liegen. Um dem ungeheuren Verdrän- gungswettbewerb Einhalt gebieten zu können, der so weit gehen könnte, daß ganze Gemeinden ohne dem wichtigen Nahversorger sind, haben wir vor- sichtshalber gesetzliche Vorsorge ein- geleitet und liegen bereits derartige Vorlagen in der Schublade. Man muß wissen, daß dies nicht nur eine starke Beeinträchtigung des Lebensstandards unserer Menschen wäre, sondern gro- ße finanzielle Bedeutung für jede Ge- meinde hätte. Um unsere Wirtschaft in eine gute Zu- kunft begleiten zu können, haben wir in Tirol eine Neugestaltung der Wirtschafts- förderung vorgenommen. Sie ist die effi- zienteste aller Bundesländer. Es wurde einerseits bisher gut Bewährtes erhalten und sie hat anderseits besonders auf die Zukunft gerichtete offensive Strategien.
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