Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 46 JcJtzbübe1er *Anzeiger Samstag, 23. Dezember 1989 Gefährliche Fehlentwicklung im alpinen Skirennsport Innerhalb weniger Wochen sind dem Ski- Zirkus der professionellen Amateure durch Trainings- und Rennunfälle überdimensio- nal viele Siegläufer abhanden gekommen. Diese außerordentlich bedauerlichen Aus- fälle von Spitzenläufern wie Tomba, Girar- delli, Mayer, Müller, Mair, Pramotton, Hangl, um nur die Besten zu nennen, geben sehr zu denken. Keinesfalls kann das an den Vorbereitungen oder an der Kondition der Läuferinnen und Läufer liegen. Das Trai- ning ist in allen Ländern auf dem letzten Höchststand der wissenschaftlichen Er- kenntnisse, und die Athletinnen und Athle- ten könnten konditionell gar nicht mehr bes- ser beisammen sein. Sie strotzen alle nur so vor austrainierter Kraft. Die Fehlentwicklung geht daher nicht zu Lasten der Trainer und Rennläufer, sondern muß andere Ursachen haben, denen zuerst die Rennläuferinnen und Läufer und dann die Trainer zum Opfer fallen, ohne daß sie die Verursacher sind. Die Verursacher scheinen mir hinter den Papierbergen zu sitzen. Fair aber deutlich hat das Pirmin Zurbriggen, als einer der prä- destiniertesten des Skirennvölkchens, zum Ausdruck gebracht. Künstliche Schneebänder ohne Sturzräu- me, viel zu direkt gesteckte Kurse, weil man zum Schwingen keinen Platz hat, das Ren- nen aber »um jeden Preis« heruntergebracht werden muß, sozusagen ohne Rücksicht auf Verluste, der Mangel an Einsicht, das Un- mögliche vom Möglichen zu trennen, der Druck der Orte, der Medien und der Indu- strie sowie der Werbung, und die unver- 60 Jahre »Neue Brixentaler Straße« Am 31. Oktober 1927 fand in Wörgl die Gründung der Brixentaler Straßenkonkur- renz statt, bei der als Vertreter der Brixenta- ler Gemeinden Georg Opperer, Wörgl, als Obmann, Anton Höckner, Brixen, als Ob- mannstellvertreter, Josef Müller, Hopfgar- ten-Markt, als Kassier, Georg Rauter, Itter, Josef Wurzrainer, Hopfgarten-Land, Peter Neuschmied, Westendorf, Wolfgang Schwaiger, Kirchberg, Johann Mayrl, Reith, Johann Tagwerker, Kitzbühel-Stadt, und Martin Koid!, Kitzbühel-Land, als Aus- schußmitglieder in den Straßenkonkurrenz- ausschuß gewählt wurden. Von den veranschlagten Baukosten von 1,5 Millionen Schilling entfielen 900.000 Schilling auf die Straßenkonkurrenz, die auf die einzelnen Gemeinden wie folgt auf- geteilt wurden: 20 % Wörgl 16% Hopfgarten-Markt 14 % Kitzbühel-Stadt 10 % Kitzbühel-Land 10 % Kirchberg 10 % Brixen im Thale 10 % Westendorf 6 % Hopfgarten-Land 2 % Itter ständliche Sucht nach neuen Rekorden brin- gen einen Akteur nach dem anderen auf den Opferstock des alpinen Skilaufes. Wenn das so weitergeht, wenn man auf die Rennläufe- rinnen und Rennläufer und deren Sicherheit keine Rücksicht mehr nimmt, könnte es pas- sieren, daß man eines schönen Tages ohne Rennläufer, das heißt ohne Stars, dasteht. Es könnte dann passieren, daß ein oder zwei Übriggebliebene den Skizirkus derart do- minieren, daß er uninteressant wird oder so- genannte Nobodies auf den Siegerpodesten stehen. Das Publikumsinteresse würde dann verhängnisvoll schnell nachlassen, die sündteuren Rennen mehr und mehr an Bri- sanz und Glanz verlieren. Und der große, ganz große Verlierer wäre am Ende der alpi- ne Skisport selbst. Das Umdenken und die Einsicht hinter den Papierbergen des alpinen Skisports muß rasch einsetzen. Warum nicht ein, zwei Bremstore mehr, warum nicht eine Ände- rung der Streckenführung, warum nicht ein Verlegen der Super-G's und Abfahrtsläufe in die schneereiche Winterzeit, warum nicht das Vorziehen der technischen Disziplinen in den schneeschwachen Winterstart, war- um nicht mehr Flexibilität und alternative Vorausplanung für Eventualfälle? Das, was Zurbriggen, Gott sei's gedankt noch unverletzt, für sich und seine Skika- meraden angedeutet hat, sollte man sich na- tional und international zu Herzen nehmen, denn gute Skier ohne gute Skiläufer verkau- fen sich nicht so gut! Dr. Josef Ziepl 2 % Reith Unter der Bauleitung von Oberbaurat Ing. Otto Pfund wurde am 2. November 1927 mit dem Bau der »Neuen Straße« in Ecking bei Kitzbühel begonnen, die in Mosen und Feichten zur Verlegung der »Alten Straße« in das Mühltal führte. In Kirchberg ver- schwanden die Vorgärten der Häuser. Die Einweihung der »Neuen Brixentaler Straße« fand am 1. März 1930 in Wörgl statt. In den Jahren 1928 bis 1931 wurde auf der Brixentaler Konkurrenzstraße eine Maut eingehoben. Eine Umfahrung Kirchbergs war geplant, aber für später vorgesehen. Als unter Bür- germeister Franz Mauracher (1948-1956) für eine Umfahrung »grünes Licht« gegeben wurde, sprach sich wohl die ÖVP (unter dem stellvertretenden Ortsparteiobmann Anton Flecksberger) für, die Fremdenverkehrs- und gewerbliche Wirtschaft aber gegen den Bau einer Unfahrungsstraße aus. In Wirt- schaftskreisen befürchtete man damals, die Fremden würden »vorbeifahren«. Nachsatz: Anton Flecksberger, der die Heimkehrer- und junge Generation in der OVP Ortsparteileitung vertrat, hat als stellv. Ortsparteiobmann einen Ortsentwicklungs- und - in Zusammenarbeit mit dem Lan- desplaner Gimbl - einen Ortsverbauungs- plan erstellt. Dorferneuerungsplan schon vor 40 Jahren! Reinhaltung des Chiemsees - ein europäisches Vorbild des grenzüberschreitenden Umweltschutzes Auf Einladung des Vorsitzenden des Ab- wasserzweckverbandes zur Reinhaltung des Chiemsees, Bürgermeister Lorenz Koll- mannsberger von Prien am Chiemsee, hat Landeshauptmann Dipl.-Ing. Dr. Alois Partl am 4. November die neugebaute Ab- wasserbeseitigungsanlage am Chiemsee be- sichtigt. Der Chiemsee ist mit rund 82 km2 der flächengrößte bayrische See. Durch seine landschaftlich reizvolle Lage und das vielfältige Angebot an Erholungsmöglich- keiten gehört das »Bayrische Meer« und sein Umland zu den beliebtesten Erholungs- und Urlaubsgebieten Deutschlands. Vor ca. 15 Jahren wurden die Länder Bay- ern und Tirol in einer Studie aufgerufen, durch entsprechende Maßnahmen die Ab- wasserbelastungen des Chiemsees deutlich zu senken. So wurde im Verlaufe der ver- gangenen Jahre eine neue Ringkanalisa- tionsanlage durch den Abwasserzweckver- band Chiemsee errichtet. Diese Anlage wird am 24. November offiziell seiner Be- stimmung übergeben. Wie der Vorsitzende des Abwasserzweck- verbandes zur Reinhaltung des Chiemsees ausdrücklich festgestellt hat, wären die gan- zen Bemühungen um die Reinhaltung des Chiemsees ohne Erfolg, wenn nicht von sei- ten Tirols die Abwasserreinigung im Ein- zugsbereich der Tiroler Ache bzw. der Großache lückenlos und zeitgerecht durch- geführt worden wäre. Landeshauptmann Dr. Partl hat ergänzt, daß im heurigen Herbst praktisch alle Klär- anlagen im Einzugsgebiet der Großache in Betrieb genommen werden. Es handelt sich dabei um die Kläranlagen der Abwasser- beseitigungsverbände Reither Ache, Fie- berbrunn, Großache Süd, Großache Nord, Kössen-Schwendt und Walchsee. Diese Kläranlagen umfassen eine Kapazität von 207.000 Einwohnergleichwerten (EGW), für die bisher rund 1 Milliarde in- vestiert wurde. Diese umfangreichen Investitionen der Tiroler Gemeinden haben es ermöglicht, daß nunmehr keine ungereinigten Abwässer mehr über die Tiroler Ache bzw. die Groß- ache in den Chiemsee einmünden. Sowohl für den Vorsitzenden des Abwasserzweck- verbandes zur Reinhaltung des Chiemsees, Bürgermeister Kollmannsberger, als auch für Landeshauptmann Dr. Alois Partl ist dies ein europäisches Vorbild dafür, wie grenzüberschreitender Umweltschutz prak- tiziert werden kann. Genda.rmerie Notruf TELEFON 133
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