Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 4 kjtzbübekr eUnzeiger Samstag, 18. Februar 1989 Bürgermeister Hans Brettauer, der die Meldung zuerst für einen Faschingsscherz hielt, war maßlos enttäusht: »Wir sind auf das schamloseste hintergangen wor- den. Jetzt wissen wir, was vom Gerede über Transitentlastung und ähnlichem zu halten ist.« Er sprach weiters von einem geharnischten Protest an alle zuständigen Stellen. Brettauer hält von den angekün- digten administrativen Maßnahmen zur Verhinderung des Transitverkehrs über- haupt nichts, da solche mit einem Feder- strich wieder aufgehoben werden können. »Ich gönne den Osttirolern jeden Auf- schwung, doch darf eine solche Hilfe nicht zu Lasten unserer Region gehen«,meint der Kitzbüheler Bürgermei- ster, der nun für Kitzbühel einen Tunnel unter dem Kitzbüheler Horn anstrebt. »Man versucht immer wieder alles auf den Schwerverkehr zu schieben«, stellt Brettauer weiters fest, »aber wir vertragen hier auch keinen zusätzlichen Personen- verkehr mit PKWs, Wohnwagengespan- nen, Bussen etc. mehr«. Auch SP-Landtagsvizepräsident Prof. Walter Kantner wehrt sich seit über zehn Jahren gegen den drohenden Bau des Plöckentunnels, weil sonst der Transitver- kehr den Bezirk endgültig überrollt und unseren Lebens- und Wirtschaftsraum vernichtet. »Ohne Vorwarnung und ohne Anhörung«, kritisiert Kantner, »die uns als Betroffene wohl zusteht, haben de zu- ständigen Minister Italiens und Oster- reichs den Vertrag unterschrieben. Stimmt ihm der Nationalrat zu, dann ist es zu spät«. 25.000 Mitbürger haben vor geraumer Zeit mit ihrer Unterschrift und viele durch die Teilnahme an der Demon- stration in Jochberg ihre Ablehnung be- kundet. Kantner hofft nun von den Volksvertretern im Parlament, daß sie nicht bloße Erfüllungsgehilfen bei der Druchsetzung einer Regierungsvorlage sind. »Wenn ich daran denke, wie schwie- rig es für mich im Landtag war, die 20- Millionen-Beteiligung Tirols am Tunnel- bau rückgängig zu machen«, erklärte Kantner abschließend, »letztlich gab es dann doch den erstrebten Sinneswandel. Einen solchen Sinneswandel in Wien und wohl auch in Innsbruck zu bewirken, wird unser aller Anliegen sein müssen. Wenn nicht anders möglich, dann eben auf dra- stische, »demonstrative« Art und Weise«. Auch FP-Nationalrat Dr. Siegried Dii- lersberger machte seiner Empörung Luft: »Während in den Bezirken Kitzbühel und Kufstein Mandatare von ÖVP und SPÖ gegen zusätzlichen Transitverkehr auftre- ten und der Bevölkerung zur Entlastung der B 312 zwischen Waidring und Wörgl sogar ein »Kaisertunnel« versprochen werde, sei dann, wenn der Plöckenvertrag vom Parlament ratifiziert werde, der Startschuß für eine neue Transitlinie Münschen-Triest gefallen, die auf die Be- völkerung des Tiroler Unterlandes in den Bezirken Kitzbühel und Kufstein heute noch gar nicht abzusehende zusätzliche Belastungen zukommen lasse.« Dillers- berger wird nun in Einzelgesprächen mit seinen Kollegen im Parlament versuchen, sie über die untragbare Situation zu infor- mieren und einen letzten Versuch unter- nehmen, durch Ablehnung bzw. Modifi- zierung des Plöckentunnel-Vertrages das Ärgste von unseren Bezirken abzuwehren. »Da der Plöckentunnel auch auf den Bezirk Lienz zusätzliche Transitverkehrs- belastung zukommen lasse, die in keiner Weise durch einen allenfalls zunehmen- den Fremdenverkehr wettgemacht werden könne, sei auch die Bevölkerung in Ostti- rol aufgerufen, sich gegen einen Plöcken- tunnel mit unbeschränktem Transitver- kehr zur Wehr zu setzten«, schloß Dillers- berger seine Stellungsnahme. Auch Verkehrsminister Dr. Rudolf Streicher schloß bei einem Rundfunkin- terview in Wörgl nicht aus, daß zusätzli- che Belastungen für die Bezirke Kitzbühel und Kufstein entstehen und meinte: »Wir sind natürlich bestrebt, den Transitver- kehr soweit als möglich zurückzudrängen. Es wird sich aber nicht vermeiden lassen, daß man von einer gerechten und gleich- mäßigen Auffächerung der alpenqueren- den Ubergänge ausgeht«. Streicher gab weiter zu, daß sich eine leistungsstarke Straße, die im Süden entsteht, nach Nor- den fortsetzen wird, wies aber gleichzeitig auf die Zusatzvereinbarung über eine Ge- wichtsbeschränkung von 3,5 t am Gail- bergsattel hin. Landeshauptmann Dr. Alois Partl ist in einer Presseaussendung dem Vorwurf ent- gegengetreten, man habe bei den Ver- handlungen den Bezirk Kitzbühel im Stich gelassen. Partl schrieb in der Klarstellung, daß er sich mit allem Nachdruck bei den zuständigen Ministerien gegen eine neue Transitroute ausgesprochen habe. Durch dieses Verlangen konnte erreicht werden, daß in dem erst zu ratifizierenden Vertrag eine Bestimnung aufgenommen wurde, wonach die Vertragsparteien entsprechen- de Maßnahmen treffen werden, daß mit dem Bau des Plöckentunnels keine neue Route für den Güterschwerverkehr ent- steht. Darüberhinaus wurde beim Bund die Forderung deponiert, daß für den Fall der Errichtung des Plöckentunnels auch die notwendigen Umfahrungen von St. Johann, Kitzbühel und Jochberg in An- griff genommen werden müssen. Mit dem Bau des Plöckentunnels kann erst nach Rechtswirksamkeit des Vertra- ges und nach Abschluß der Planung be- gonnen werden. Sobald die Rechtswirk- samkeit feststeht, wird das Land Tirol herangehen, ein verkehrstechnisches Gu- tachten zu erstellen und die notwendigen Maßnahmen zur Verhinderung einer Transitroute ausarbeiten. Inserieren bringt Erfolg! ••UaRUIuIluiu...I.uR..aa Monscheinrodeln Alle Mitglieder und Freunde werden aufgefordert, sich an einer gemütlichen Rodelpartie am Samstag, 18.2.1989, zu beteiligen. Treffpunkt: 19.30 Uhr bei »Kitzsport« Jochbergstraße. Dort steht ein Taxi be- reit. Unser Ziel ist diesmal die Graspoint in Going. Wir hoffen auf eine rege Beteiligung. Fortsetzung von Seite 1 Reaktionen auf Plöckentunnel-Vertrag Kommt es wieder zu Demonstrationen wie in Jochbergwald (Foto) oder gar zu einer gänzlichen Blockade?
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