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Samstag, 18. Februar 1989 i/J1zbüheler KAnzeiger Seite 5 Raiffeisen. ft 4t0, 4v je mit dem Die Bank @OrtmKreditsemce PROBLEMLOSE FINANZIERUNGEN - UND ZINSENGÜNSTIG - IST UNSERE STÄRKE!! DIE RAIFFEISENKASSEN DES BEZIRKES KITZBÜHEL 28 MAL IM BEZIRK FÜR SIE DA. Plöckenturinel und was nun? Redakteur Engelbert Opperer führte das folgende Gespräch mit dem Kitzbüheler Nationalrat Dipl. Vw. Michael Horn K.A.: Herr Abgeordneter, Sie sind seit Jahren ein vehementer Gegner des Plöcken- tunnels. Wie beurteilen Sie nunmehr die Lage für den Bezirk Kitzbühel? NR Horn: Als die Nachricht von der Ver- tragsunterzeichnung über das Radio kam, glaubten wir alle an einen üblen Faschings- scherz. Doch schon bald stellte sich Er- nüchterung und Wut ein. Ich habe mich so- fort in Wien über diesen »Keulenschlag« erkundigt und dabei ergab sich folgendes Bild. Die Verhandlungen über den Bau eines Plöckentunnels, sind auf Beamtenebene ab- geschlossen. Italien, die Republik und das Land Kärnten haben sich nun über die Mo- dalitäten (Finanzierung, Maut usw.) geei- nigt. Jetzt wird der Vertrag der Bundesregie- rung zur Beschlußfassung vorgelegt. Dann kommt alles ins Parlament. Dort wird er- neut beraten und über den Staatsvertrag ab- gestimmt. Schlußpunkt ist die Unterschrift durch den Bundespräsidenten und Kund- machung. K.A.: WelcheRolle hat das Land Tirol bei den Verhandlungen gespielt? NR Horn: Noch zu Wal lnöfers Zeiten war auch das Land Tirol an der »Plöckentunnel Studiengesellschaft« beteiligt. Über massi- ves Betreiben der Abgeordneten aus dem Bezirk Kitzbühel - auch Bürgermeister Hans Brettauer war noch im Landtag - zog sich das Land schließlich zurück und leistete keine finanziellen Beiträge mehr. Tirol war also bei den Verhandlungen nicht mehr da- bei. Wohl aber haben sich speziell die Ostti- roler immer wieder für einen raschen Ver- tragsabschluß eingesetzt. K.A.: Könnte Tirol den Bau des Plöcken tunnels verhindern? NR Horn: Wenn sich Tirol einhellig ge- gen den Bau des Straßentunnels ausspricht, hätte dies sicherlich Wirkung gezeigt. Diese Einigkeit besteht aber leider nicht! Osttirol will die neue Verbindung nach Italien und sieht darin Chancen für seine Wirtschaft, speziell für den Fremdenvekrehr. Die Abge- ordneten der Bezirke Kitzbühel und Kuf- stein sind dagegen. Das restliche Tirol er- klärt: so schlimm wird es schon nicht werden. Die LKW's nehmen eine andere Route und fahren nicht über den Gailberg, Felbertauern und Paß Thurn. K.A.: Wer ist dann für diesen Bau dieses neuen Alpendurchstichs politisch verant- wortlich? NR Horn: Die SPÖ-ÖVP Bundesregie- rung unter dem Vorsitz von Bundeskanzler Vranitzky. Alle Beschlüsse müssen dort ein- stimmig gefaßt werden. Dann geht es ins Parlament, wo mit einfacher Mehrheit ent- Nationalrat Michael Horn, seit vielen Jah- ren engagierter Gegnerdes Plöckentunnels, schildert die momentane Situation um das umstrittene Projekt. schieden wird. Auch die Freiheitlichen kön- nen ihre Hände nicht in Unschuld waschen! FPÖ-Chef Jörg Haider tritt als Kärntner ganz vehement für den Bau des Plöckentun- nels ein. K.A.: Gibt es überhaupt noch eine Chan- ce, den Bau zu verhindern? NR Horn: Ich bin der Meinung, wir soll- ten uns nicht selbst aufgeben und werden in Wien weiterhin all unsere Argumente vor- bringen. In Tirol machen Landesrat Chri- stian Huber und unsere Landtagsabgeord- neten Paul Landmann, Fritz AstI und Prof. Walter Kantner weiterhin in Innsbruck »Druck«. Landeshauptmann Partl hat sich eingeschaltet und Gott sei Dank geht jetzt auch immer mehr Osttirolern ein Licht auf. Der Baisistunnel - der Berg also ganz unten im Tal angebohrt - wird ihnen nicht nur Fe- riengäste aus Italien, sondern noch viel mehr Durchzugsverkehr bringen. Dr. Kurt Schlick von der Felbertauern AG spricht sich für einen Scheiteltunnel auf halber Höhe zum Paß aus. Lienz hat sich sofort für den Bau einer Umfahrung angemeldet. Jochberg, Aurach, Kitzbühel - überall müßten gigantische Tunnel, Unterflurtras- sen oder ähnliches gebaut werden. Alles Utopie, da dem Staat dazu das nötige Geld fehlt. K.A.: Wenn trotzdem der entgüldige Be- schluß kommt, wie können wir uns vor der drohenden Verkehrslawine schützen? NR Horn: In dem umstrittenen Vertrag soll es auch einen Passus geben, »daß die beiden Staaten Osterreich und Italien geei- gnete Maßnahmen setzen, um eine neue Transitroute für den Schwerverkehr zu ver- hindern«. Was darunter zu verstehen ist, weiß bisher noch niemand. Ist es eine Ge- wichtsbeschränkung für den Felbertauern und den, Paß Thurn? Oder will man den Schwerverkehr nur dadurch abhalten, daß man feierlich verspricht, entlang der Strek- ke keine Verbesserungen and den Orts- durchfahrten vorzunehmen - was natürlich blanker Unsinn wäre. Ist das »Loch« erst einmal offen, wird sich der Verkehrsstrom so oder so ergießen. Wir müssen deshalb alle zusammen stehen - egal von welcher Partei - weiterverhandeln und nicht aufge- ben. Ich bitte auch die Initiative mit Sepp Schroll an der Spitze, weiterhin aktiv zu bleiben! K.A.: Herr Nationalrat wir danken für das Gespräch. zu informieren erfolgte. Diese Vorgangs- weise löste einheitliche Empörung aus; Die Delegation verlangt Sicherheit für verkehrsbeschränkende Maßnahmen. Landeshauptmann Partl hat noch am Sonntag abend mit Vizekanzler Mock fix vereinbart, daß der Entwurf des Staats- vertrages für den Bau des Plöckentunnels erst dann der Bundesregierung zur Be- schlußfassung vorgelegt wird, wenn pa- rallel dazu verkehrsbeschränkende Maß- nahmen beschlossen werden; Das Land Tirol wird verkehrstechni- sche und rechtliche Studien ausarbeiten lassen, um rechtzeitig geeignete straßen- polizeiliche und andere Maßnahmen ge- gen den Schwerverkehr setzen zu können. Unsere Politiker bei Landeshauptmann Dr. Partl in Sachen Plöckentunnel-Vertrag Die Politiker unseres Bezirkes gaben nicht nur ihrer Enttäuschung Ausdruck, sondern reagierten auch schnell. Am Sonntag, 12. Februar 1989, sprachen un- ter Führung von Landesrat Christian Hu- ber, Landtagsvizepräsident Paul Land- mann, LA Fritz Asti, NR Michael Horn und die Bürgermeister Hans Brettauer, Rupert Bachler und Richard Noichl, bei Landeshauptmann Partl vor und erörter- ten Initiativen zum Plöckentunnel- Vertrag. Landeshauptmann Partl und die Etelegation haben sich im Gespräch auf folgende Vorgangsweise geeinigt: 1. Es wird einhellig festgestellt, daß die Paraphierung des Vertrages zum Bau des Plöckenstraßentunnel5; ohne die Länder
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