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Das »Hornhäusl«, heute »Alpenhaus Kitzbüheler Horn«, erbaut 1873 von der »Kitzbüheler Horngesellschaft«, der ersten privaten Fremdenverkehrsvereinigung in Tirol. Seite 10 .kJ1 bühekr *LAnzeiger Samstag, 5. Mai 1990 Hundert Jahre Fremdenverkehr in Kitzbühel 12. Teil Strukturwandlungen im Fremdenverkehr dargestellt am Beispiel Kitzbühel Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Handelswissenschaften der Hochschule für Welthandel in Wien. Eingereicht von Dipl.-Kfm. Karl Koller, Kitzbühel, im Institut für Fremdenver- kehrsforschung bei o. Prof. Dr. Paul Bern- ecker. Wien 1971 (Auszüge). Historischer Überblick Die Siedlungsgeschichte unseres Raumes beginnt mit den Illyrern um 2000 bis 1500v. Chr. Ab dem 6. Jahrhundert n. Chr. siedel- ten die Bajuwaren. Von dieser Zeit an stand Kitzbühel fast 1000 Jahre unter bayrischer Herrschaft. 1271 erfolgte durch Ludwig den Strengen von Bayern die Stadterhebung. Im 14. und 15. Jahrhundert entwickelte sich in dem mit vielen Privilegien ausgestat- teten Kitzbühel ein blühender Handel und Gewerbe. Durch die Wiederaufnahme des Bergbaues im 15. Jahrhundert (um 1500 wa- ren 20 Bergwerke in Betrieb), deren Kupfer- und Silbererzvorkommen zu den reichsten Erzgebieten Europas zählten, brachte eine gewaltige Zunahme der Wirtschaft und zu- gleich den Kitzbüheler Bürgern Wohlstand. Der Höhepunkt des Bergbaues war Anfang des 17. Jahrhunderts überschritten, seine Stillegung im 18. Jahrhundert machte aus einer »mit Leben durchpulsten Bergstadt ein in Beschaulichkeit stagnierendes Land- städtchen. Entwicklung des Fremdenverkehrs Die Berge um Kitzbühel waren schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts An- ziehungspunkte für Fremde. Doch den Be- ginn des Fremdenverkehrs könnte man in das Jahr 1846 verlegen, in dem das Eisen- bad gebaut und in Betrieb genommen wur- de. 500 Kurgäste zählte man im selben Jahr. Wertvolle Pionierarbeit zur Intensivie- rung des Fremdenverkehrs leistete 1873 die »Kitzbüheler Horngesellschaft«, die als er- ste Kitzbüheler Fremdenverkehrsverei- nigung mit dem Bau des ersten hiesigen Berghotels »Alpenhaus Kitzbüheler Horn« begann. Dieses Jahr wurde durch den Bau- beginn der Giselabahn von Salzburg nach Wörgl ein entscheidendes Datum für den Kitzbüheler Fremdenverkehr. Es folgten Vereinsgründungen (Alpenverein 1876, Ver- schönerungsverein 1887), eine Fremden- verkehrsentwicklung nahm ihren Aufstieg. Die bisherige Entwicklung war gekenn- zeichnet durch einen sommerorientierten Tourismus. Der Winter 1892/93 war die Geburtsstun- de des Wintertourismus. Franz Reisch, be- geistert über das 1880 erschienene Expedi- tionsbuch des norwegischen Forschers Fridthof Nansen »La Ski over Gronland«, bestieg als erster mit Skiern das Kitzbüheler Horn. Ein Jahr später, 1894, trafen die ersten »Schneeschuhläufer« aus England ein, 1898 Gäste aus dem benachbarten Bayern. Den Auftakt zu einem Zweisaisonenbe- trieb jedoch gab der Bau des ersten reprä- sentativen Hotels »Kitzbühel« (später »Grandhotel«, heute »Parkhotel«), das 1903 eröffnet wurde. Obwohl die Wintertätigkeit stark intensiviert wurde (1904 erster Militärski- und Bergkurs unter Georg Bilge- ri, 1905 erste Tiroler Meisterschaft, 1907 er- ste österreichische Meisterschaft, Anlagen für Curling, Eishockey und Bob wurden er- richtet) war die steile Aufwärtsentwicklung noch immer Produkt eines intensiven Som- merfremdenverkehrs. Dr. Dpl.-Kfin. Karl Kolle-jun. Zwischen den beiden sltkriegen Vor dem Ausbruch des 1. We1tkieges wurden bereits 5000 Ankünfte gezählt, doch machte der Krieg al e Hoffnungen zu- nichte. Aj 1922 setzte der Fremdenverkehr wieder in gr5ßerem Ausmaße ein, 1925/26 waren Dereits die Vorkriegsankünfte drei- fach überschritten (15.009). Allmählich ver- lagerte sich der Schwerpunkt au- den Win- tertou-ismus Kirzbühel wurde Zentruri des englisenen 'rVinlersportgastes. Durch den Besuch des Prinz of Wales im Winter 1935 wurde KitzI[ihel ein Wintersportpla:? er- sten Ranges. Nach dem 2. Weltkrieg Den Beginn ces Nachkrie.sfremdenver- kehrs kann man in das Jahr 1950 verlegen, als das letzte von den Franzosen besetzte Hotel geräumt wurde. Gestaltende Faktoren des Fremdenverkehrs Relief und Landschaft Die vorwiegend schieferigen Gesteinsar- ten ergeben weiche, sanfte Formen der nicht übermäßig hohen »Grasberge« der Kitzbü- heler Alpen. AuFGrund dieser reliefbeding- ten Voraussetzungen kommt Kitzbühel als Erholun.s- md Sportstadt besondere Be- deutung zu. Klima Das :m Süden und Norden durch hohe Ge- birge eingeschlossene Gebiet der Kit2bühe- 1er Alpen be sitz- ein Klima, das s.--hon 1--3nti- nentalen Charakter trägt. Am Nordraid der Kalkalpen werden die vcm Atlantik heran- geführten femch:en Luftmassen gestaLt, in die Hhe gedrückt und abgekühlt. Die von Norden und Westen gegen die AI-Den wehen- den Winde werden abgebremst oder strei- chen Über die Täler der niedrigeren Schie- ferberge hinweg. Diese Erscheinung wirkt sich ganz besonders im Winter aus. Im Tal herrscht Windstille, die kalte Luft bleitt lie- gen und bildet abgekühlte Schichten. Durch die Temperaturamkehr folgt, caß die ge- schlossene Schneedecke bis in den März hinein ins Tal hinabreicht. Die Windstille ist aber auch im Sommer ein klimatischer Vorzug des Gebietes vn
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