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Seite 30 J.jtzbüheIer &Anzeiger Samstag, 12. Mai 1990 »Südtirol zwischen Hitler und Mussolini« Das Archiv der Marktgemeinde St. Jo- hann in Tirol veranstaltet in Zusammenar- beit mit dem Institut für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck und dem Bundes- gymnasium St. Johann am Dienstag, den 15. Mai 1990, um 20 Uhr in der Aula des Bun- desgymnasiums einen öffentlichen Vortrag zum Thema »Südtirol zwischen Hitler und Mussolini« von Mag. Klaus Eisterer. Einlei- tend spricht Mag. Fritz Eher über »Die Op- tion - ein schwieriges Thema?« Stellen Sie sich vor, Sie haben folgende Wahl zu treffen: Entweder Sie wandern aus und werden so Ihrer Heimat untreu, oder Sie bleiben und verzichten so auf Ihre Tradition und auf Ihre Sprache - und das im eigenen Land. Sie denken sicher, so etwas gibt's doch gar nicht. Verzeihen Sie mir also diesen etwas extremen Einstieg: Nicht unähnlich jedoch war die Situa- tion vor gut fünfzig Jahren: Der »Störfak- tor« Südtirol sollte damals dem Bündnis der beiden Diktatoren Hitler und Musso- lini geopfert werden. Die Bevölkerung stand vor der Wahl, entweder für die deut- sche Staatsbürgerschaft zu optieren, um deutsch zu bleiben, was gleichbedeutend mit Aussiedlung aus der angestammten Hei- mat war. Zahlreiche Südtiroler auch im Bezirk Kitzbühel haben sich dafür ent- schieden. Oder man stimmte für die Beibe- haltung der italienischen Staatsbürger- schaft. Durch letzteres verzichtete man jedoch auf den bisher praktizierten Schutz des Volkstums. Oder, einfacher gesagt: - Durch Gehen der Heimat, durch Bleiben dem Volkstum untreu werden, war ange- sagt. Entweder ins Deutsche Reich zu über- siedeln oder in der zunehmend »welschen« Heimat zu bleiben, auch mit dem Risiko, ir- gendwann irgendwo »südlich des Po« zwangsangesiedelt zu werden. - Die meisten entschieden sich fürs Gehen, die »Dableiber« wurden oft zu »Verrätern« erklärt. Mit der Option begann das wohl trau- rigste Kapitel Südtirols. Jahrzehntelang ein Tabuthema und wohl immer - auch heute noch - eine schwierige Thematik. Die Emotionen wirken noch heute nach, ein unvoreingenommenes Urteil zu bilden, ist nicht leicht. Die Fragen, die damit verbun- den sind, sind schwer zu beantworten. Als »Nichtzeitzeuge« kann man zwar - emo- tionsloser - darüber schreiben und spre- chen, wirklich verstehen wird man es wohl kaum. Wer die Antwort nur in den Gescheh- nissen jener Monate im Jahre 1939 (Juni! Juli bis Dezember) sieht und jene Südtiro- ler, die für Deutschland optierten (schein- bar waren es bei 86 %)‚ pauschal zu Nazis und die Abstimmung selbst zum eindeuti- gen Bekenntnis für Hitler und Drittes Reich erklärt, mach es sich zu leicht und liegt sicher falsch (Daß es damals in Südti- rol k e i n e fanatischen und überzeugten Nazis gegeben hat, sei jedoch auch nicht ab- gestritten!). Die Dinge sind viel komplizier- ter, eine einfache Antwort gibt es nicht. Und außerdem: Fast jeder Tiroler hat beim Thema Südtirol immer wieder Gefüh- le »griffbereit«. Emotionen, die eine Kluft zwischen »Dableibern« und »Gehern« auf- rissen und Freunde und Familien entzwei- ten. Emotionen, die vor allem in Südtirol noch bis heute nachwirken. Emotionen je- doch, die eine unvoreingenommene Beur- teilung der Option und der nach ca. 70.000 ausgesiedelten Südtirolern vor allem wegen des Krieges gestoppten »Umsiedlung« fast unmöglich, zumindest nicht leicht machen. Der 5. Band der »Innsbrucker For- schungen zur Zeitgeschichte« will zum besseren Verständnis dieser Thematik beitragen. »Die Option. Südtirol zwi- schen Faschismus und Nationalsozialis- mus« von Klaus Eisterer und Rolf Steinin- ger (Hrsg.) versachlicht die Diskussion zu diesem Thema. Eine Reihe von hervorra- genden Historikern beleuchten aus ver- schiedensten Blickwinkeln dieses Thema. Der Band ist aus einer Vortragsreihe an der Universität Innsbruck und in Bozen hervor- gegangen, und schließlich im Haymon-Ver- lag erschienen als sehr gut gelungene Mi- schung zwischen historischer Fachliteratur und »Volkslesebuch«, das auf alle Fälle zur Versachlichung und zum besseren Verständ- nis dessen, was damals geschah, beiträgt. Mag. Fritz Eller Gottesdienstordnung Dekanatspfarrkirche St. Johann/Tirol Sonntag, 5. Ostersonntag, Muttertag, 13. Mai: 8.30 Uhr Pfarrgottesdienst; 10 Uhr Singmesse; 19 Uhr Maiandacht und Singmesse. Montag, 14. Mai: 19 Uhr Maiandacht und hl. Messe; 19.45 Uhr Gebetsabend. Dienstag, 15. Mai: 6.30 Uhr hl. Messe; 19 Uhr Maiandacht und hl. Messe. Mittwoch, hl. Johannes Nepomuk, 16. Mai: 8.30 Uhr hl. Messe; 19 Uhr Maian- dacht und hl. Messe. Donnerstag, 17. Mai: 6.30 Uhr hl. Mes- se; im Krankenhaus um 19 Uhr hl. Messe. Freitag, hl. Johannes 1., 18. Mai: in der Jodlerschule um 7.30 Uhr hl. Messe; 18.30 Uhr Maiandacht und Rosenkranz; 19 Uhr hl. Messe. Samstag, 19. Mai: 19 Uhr Maiandacht und Vorabendmesse. Sonntag, 6. Ostersonntag, 20. Mai: 8.15 Uhr Aufstellung der Firmlinge mit ihren Paten bei der Volksschule, gemein- samer Einzug in die Kirche; 8.30 Uhr Fir- mungsgottesdienst, mit Erzabt Franz Bachler; 10.3.0 Uhr Singmesse; 19 Uhr Maiandacht und Singmesse. Diskussion im Club 3 Heimat - Identität - Fremdenverkehr Am Freitag, 11. Mai 1990, um 20 Uhr findet im Jugendtreff »creatique« St. Jo- hann (neben Freizeitzentrum) wieder eine Diskussion im Club 2, ähnlichem Club 3, statt. Nach dem überaus interessanten letzmaligen Club 3 steht uns auch jetzt wieder eine überaus gute Diskussion ins Haus. Als Stargast dürfen wir Fremden- verkehrsobmann Carl Rainer begrüßen. Lassen Sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen. ,.,o~w 0 »M///oerKaior, iv StJoflanninTi,'oI Dia-Vortrag »Meteora« am Freitag, 11. Mai 1990 Bergführer Christian Seibl zeigt uns am Freitag, 11. Mai 1990, um 20 Uhr Dias von Klettererlebnissen in den Türmen der Meteora. Bis zu 300 Meter hoch ragen in Thessalien die Sandsteintürme in den grie- chischen Himmel; auf einigen stehen Klö- ster, deren Gründung bis ins 14. Jahrhun- dert zurückgeht. Das Gebiet wurde in den 70er Jahren von Kletterern aus der DDR (Dieter Hasse) für die Alpinisten entdeckt und erschlossen. Christian Seibl war eini- ge Male in den Türmen der Meteora un- terwegs und berichtet darüber. Außerdem zeigt er Bilder vom Elbsandstein in der DDR, dem Ursprungsland des Freiklet- terns. Ort: »Alpinheim« St. Johann, Schieß- standgasse (Bitte Bergbahn-Parkplatz be- nützen!). Vorschau: Freitag, 18. Mai, 20 Uhr, Hotel »Post«: Siegerehrung des Drei- kampfes. AV-Jugend: Sonntag, 20. Mai, Fahrt zum Umweltparcours nach Jenbach. Mozart between Jazz Das Kulturreferat der Marktgemeinde St. Johann in Tirol freut sich, Sie und Ihre Freunde zu folgendem hochrangigen Kon- zert einladen zu können: Mozart between Jazz, Roland Batik Trio, Roland Batik (Piano), Heinrich Werkl (Contrabass) und Walter Grassmann (Schlagzeug) spielen Werke von: W.A. Mozart, Ch. Corea, M. Davis, R. Batik u.a. Samstag, 12. Mai 1990, 20 Uhr, Pfarr- saal St. Johann in Tirol.
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