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Forschungsprojekt »Erpfenstein« in Kirchdorf [-Jens Embacher (lir1ks) und Prof. Dr. Konrad Spindler mit einerr, 'Teil der Al4sgra- bungsstücke. Samstag, 14. Juli 19C .Vjtzbühckt- ... Anzciger - Seite 33 Im Rahmen der Erforschung des mittel- al:erlichen Burgwesens im Le-jkental ziel- ten erste Maßnahmen auf eine vllig in Vergessenheit geratene Befes:igungsanla- ge bei Kirchdorf. Auf Veranlassung von 0---mann Hans Embacher fanden unter der örtlichen Grabungsei:ung vcn Dr. Harald Stadler an der zunächs: nicht ge- nauer einzuordnencien und jr. der Li:era- tut kaum bekannten Fundstätte m den Jahren von 1986 bis 1988 mit drei Kam- pagnen von nsgesam: drei Monaten Dau- er archäologische Ausgrabungen statt. Heuer läuft seit Anfang Mai die vierte Grabungskampagne. Begleitende archivalische Untersuchun- gen in österreichischen und bayerischen Archiven brachten ans Licht, daß es sich bei der Anlage mit größter Wahrschein- lichkeit um ocr. in Urkunden des 3. und 14. Jahrhunderts erwähnten Adelssitz »Erpfenstein« handelt. Somit tragen nun Burg und Forscr.ngsprojekt wieder den alten Namen. Schon die bisaiig vorliegenden Ergeb- nisse der Ausgrabur1gstätigkeit übertrafen alle Erwartungen. Die Archäologen wie- sn die Ruinen der mittelalterlichen Dr. Harald Stadler frerhts, mit Hans Ein- bacher an der Grabungsstätte. Wehranlage in unerkannter topographi- scher Posi:ion am Ostranc des Leukenta- les nach. Nach einer ersten vorläufigen Sichtung des überaus reichen Fundgu:es bestand die Burg rela:iv kurze Zeit und zwar etwa drei bis vier Genera--ionen lang im 13. und 14. Jahrhundert und ging an- schließend offenlar in einem katastro- phalen Brand zugrunde. Der architektonische Befund der in Spornlage errichteten Burg zeigt eine 1,2 m starke gemrtelte Kingmauer mit ei- ner dem Gelände angepaßten ungefähr ovalen Form. Der Zugang zur Wehranla- ge befindet sich nicht wie Sollst häufig dem Hinterland zu, von wcher der Feind zu erwarten gewesen wäre, sondern talsei- tig hoch über dem Steilaifall, wo sich der Sporn zu einer kleinen Felsnase verlän- gert. Ein Angriff mit dem Rammbock auf das Tor, strategisch gesehen :mmer die schwächste Stelle im Verteidigungsfall, war somit unmglich gemacht. Das 1,8 m breite Tcr besitzt sorgfältig behanene Ge- wände, die eindruckvolles Zeugnis der in- neralpinen BurgenbaukurLst des Mittelal- ters ablegen. Die lnnenbebauung bestand überwiegend aus Holzbauten, was in die- ser Zeit und Gegend durchaus nicht unüb- lich ist. Neben umfangreichen Beständen an Keramik, de für die zeitliche Einordnung der Anlage von größter Bedeutung sind, geben eine Fülle, auch quaiitätsvoier Ein- zelfuride, Hinweise auf das Leben in ei- ner mittelalterlichen Burg. Das Fundma- terial setzt sich aus Waffen- -und Ausrü- stungsteilen berit:cner Personen, Schmuck,- und Trachtutensilien auch weib- licher Bewohner, sowie ans Gebrauchsge- räterL und Handwerkszeng zusammen. Besonders ins Auge fallen Reste von kost- baren Gläsern sowie Teile eines vergolde- ten Pferdegeschirres. Zwei silberne Mün- zen der Zeit um 1300 bestätigten den bis- her gewonnenen zeitlichen Ansatz. An der Spitze aber steht eine miniaturhafte bron- zene Kopfplastik, die eine vorerst noch unbekannte Persönlichkeit darstellt; ein hochrangiges Denkmal romanischer Stil- kunst. Als erster und bislang einziger geschlos- sener Fundkomplex aus einer Burgstelle Tirols ist dieser Bestand für die Erfor- schung des mittelalterlichen Burgenwe- sens auch überregional von herausragen- dem Wert. Demzufolge stießen die archä- ologischen Forschungen in Gelehrtenkrei- sen wie in der Öffentlichkeit auf positive Resonanz. Bereits 1987 konnten erste Funde in ei- ner kleinen Ausstellung im Gemeindezen- trum Kirchdorf interessierten Kreisen der Bevölkerung und den Medien vorgeführt werden. Eine neuerliche, erheblich erweiterte Exposition wurde im Jahre 1989 den Teil- nehmern des »Bayerisch-Tirolerischen Symposiums zur Mittelalterlichen und Neuzeitlichen Archäologie« gezeigt. Das international Gelehrtenpublikum bestä- tigte nachdrücklich den hervorragenden Rang dieser Forschungen. Zunehmend wird die Burg auch Ziel internationaler wissenschaftlicher Exkursionen. So be- sichtigten Mitglieder der Universität Bam- berg (BRD) im Mai 1990 die laufenden Ausgrabungen im Gelände und die Klein- funde im Gemeindearchiv unter Führung von Obmann Embacher und Dr. Stadler. Die wissenschaftliche Betreuung des Projektes liegt in den Händen der »Abtei- lung für Mittelalterliche und Neuzeitliche Archäologie« der Universität Innsbruck, Leiter Univ.-Prof. Dr. Konrad Spindler. Projektsleiter ist Dr. Harald Stadler aus Lienz. Nach diesen erfolgreichen Vorleistun- gen muß es Ziel und Aufgabe sein, die Ausgrabungen zügig fortzusetzen und zum Abschluß zu bringen. Gleiches gilt für die wissenschaftliche Bearbeitung und Publikation der Funde und Forschungser- gebnisse. eeeeeeee Neue Wanderkarte für Raum Kitzbühel Wanderkarte »Kitzbühel - Aurach - Jochberg - Paß Thurn« (Maßstab 1:25.000) mit Panorama und Wander- führer in deutscher und englischer Sprache Mit der Neugestaltung dieser Wander- karte ist der kartographische Verlag W. Mayr Ges.m.b.H. in Innsbruck einem wichtigen Wunsche den Fremdenver- kehrsbetreibenden und Urlauber nachge- kommen. Das Kartengebiet erstreckt sich in der Nord-Süd-Ausdehnung von Oberndorf bis Paß Thurn und Ost-West, von der Bi- schofspitze bis Aschau/Spertental. Das große Panorama auf der Kartenrückseite bietet dem Wanderer eine gute Ubersicht und Orientierung. Zutreffend sind auch die Hinweise auf 6 Berggasthöfe bzw. Hütten neben dem Panorama. Von besonderem Wert ist der beigefüg- te Wanderführer vom ortskundigen Berg- führer F. Oberacher, der mit genauer Be-
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