Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 22. September 1990 JJtbübeler Anzciger Seite 17 Altbürgermeister Walter Hirnsberger zum Gedenken Am 7. September 1990 starb im Be- zirkskrankenhaus St. Johann in Tirol Alt- bürgermeister Walter Hirnsberger, Hote- lier zum »Weißen Rößl« in Kitzbühel, im Alter von 83 Jahren. Er erlitt am Vortage mit seinem Geländewagen auf der Rück- fahrt von seiner Oberkaseraim einen schweren Unfall, der zum tragischen Tod führte. Walter Hirnsberger, geboren in Kitzbü- hel am 23. November 1906, ausgebildet als Hotelier, Kaufmann und Landwirt, wurde am 21. Juni 1946 vom damaligen Gemeinderat, der nach dem Verhältnis der Nationalratswahlen zusammengesetzt war, zum Bürgermeister der Stadt Kitzbü- hel gewählt. Walter Hirnsberger gehörte selbst dem Gemeinderat nicht an; er war auch bei der Wahl nicht anwesend. Er er- schien am Schluß der Sitzung und erklär- te, die Wahl zum Bürgermeister anneh- men zu wollen. Die Gültigkeit der Wahl zum Bürger- meister war von der Genehmigung durch die Militärregierung (Besatzung) abhän- gig. Diese wurde am 23. Juni 1946 erteilt. Damals war es vorgeschrieben, daß der Bürgermeister täglich vor dem Militärge- richt erscheine, um Befehle zu empfan- gen. Hirnsberger tat dies nur noch eine Woche. Dann teilte er der Besatzungs- macht mit: »Wenn sie von ihm etwas wol- le, würde jeder wissen, wo er zu finden war. Als „Befehlsempfänger" eigne er sich nicht!« Dieser Gewaltakt hatte glück- licherweise keine Folgen. Im Jahre 1946, unter Bürgermeister Walter Hirnsberger, wurde die erste Milchbahn gebaut und zwar für die städti- schen Almen Ehrenbach und Melchalm. Die ehemalige Gau-Skilift-AG wurde li- quidiert, ein Gesuch des Ing. Bildstein um eine Liftkonzession abgelehnt und die er- sten eigenen Liftprojekte (Ganslern und Streitegg durch »Kitzbüheler Skiliftgesell- schaft«, in welcher die Bergbahn AG 51 Prozent der Anteile besaß) in Angriff ge- nommen. Weiters wurde der Schenkungs- vertrag über das Grundstück an der Josef- Pirchl-Straße mit der Bundespost zum Zwecke der Errichtung eines neuen Post- amtsgebäudes unterfertigt. Der Vor- schlag, einen »Freiheitsbrunnen« zu er- richten, kam nicht zustande. Dem Städtischen Elektrizitätswerk drohte damals entweder die Verbundli- chung oder die Verländerung. Walter Hirnsberger: »Wir kämpfen für die Selb- ständigkeit!« Vom Gemeinderat erhielt Hirnsberger »freie Hand«, um diesen Kampf erfolgreich durchzufechten. Im gleichen Jahr wurde das Heimatmuseum, das bisher von einem privaten Verein ge- führt wurde, durch die Stadtgemeinde übernommen. Ende 1946 erfolgten Personaleinspa- rungen. Ein Drittel der Stadtarbeiter mußte entlassen werden. Darunter auch der zweite Gemeindebote und der Milch- kontrollor. Die Kurtaxe, damals noch ei- ne Domäne der Stadtgemeinde, wurde auf 50, 40 bzw. 20 Groschen erhöht. Die Pflichtbeiräge wurden mit einem Promil- le des Umsatzes festgesetzt. Weitere Einsparungen: Entzug des Freistroms und Auflösung von Stromde- putaten. In der SitzLng vom 11. Juli 1947 berich- tete Bürgermeister Hirnsberger seinem Gemeinderat von der Sitzung der Elektri- Hotelier Walter Hirnsberger. zitätswe:kbesitzer in Maria Zell. Auf die- ser Sit2ung wurde auf Antrag von Walter Hirnsbe:ger eine Resolution verfaßt unc beschlossen, in welchen sich die Gemein- den Os:ereichs gegen eine Versiaatli- chung aussprachen. In der ersten Sitzung des Jahres 194 berichtete der Bürgermeister dem Ge- meinderat, daß der französische General Eethouart auf vielfaches Ersuchen ver- srochen habe, die Siedlungshäuser für das Frühjahr freizugeben. Tatsächlich er- folgte die Übernahme durch die Stadtge- meinde im Juni 1948. Bekrittelt wurde vom Gemeinderat die Ubernahnze der Ausfailshaftung für das Eamenkammrennen durch Bürgermei- ster Hirnsberger. Dieser verantwortete sich damit, daß er die Mittel dafür aus den Eirnahmen durch das städtische Fremdenverkehrsamt entnommen habe, worüber er allein verfügungsberechtigt war. (Der Verkehrsverein als Kcrper- schaft öffentlichen Rechts wurde erst 1949 gegründet.) Mit 11. Oktober 1948 erreichte Bürger- meister Hirnsberger den ersten Stromlie- ferungsvertrag mit der TIWAG; bisher er- folgte die Stromlieferung nur nach einem provisorischen Übereinkommen. Das Sal- zergütl wurde aus dem Besitz von Paul Feichtner angekauft. Parzellierung und Verkauf von Baugründen an Siedler. Am 2. März 1950 hielt Bürgermeister Walter Hirnsberger seine letzte Gemein- deratssitzung ab. Der Voranschlag für das Jahr 1951 mit 5 2,696.000.— an Einnah- men und 5 2,634.000.— an Ausgaben wurde genehmigt. Hirnsberger verwies auf die hohen Ausgaben für das Fürsorge- wesen und beklagte sich darüber, daß die Bundesertragsanteile zum größten Teil wieder als »Notopfer« an den Bund zu- rückgehen. Er bedankte sich bei den Ge- meinderäten für die Mitarbeit und für das Vertrauen, das ihm entgegengebracht wurde. Der Gemeinderatswahl von 1950 stellte sich Hirnsberger nicht. Er zog erst wieder nach den Wahlen vom 18. März 1956 in den Gemeinderat ein und wurde zum Obmann des Finanz- ausschusses gewählt. Finanzreferent blieb Walter Hirnsberger bis zu seinem Ausscheiden aus dem Gemeinderat am 31. März 1974. Bürgermeister Walter Hirnsberger gilt als der »Erfinder« des »Kitzbüheler Ski- zirkus«, als »Erretter« der Strom- und Wasserversorgung und als glücklicher »Verhinderer«, daß die Ölleitung der TAL nicht durch den Sonnberg, sondern durch einen Tunnel von Jochberg bis zum Sinnwellkopf geführt wurde. Schon da- durch verdient er, daß sich Kitzbühel sei- ner stehts in Dankbarkeit erinnere. Im Jahre 1969 wurde ihm vom Öster- reichischem Wirtschaftsbund die »Julius- Raab-Ehrenmedaille« verliehen. Im Jubi- läumsjahr 1971 - Kitzbühel 700 Jahre Stadt - wurde er vom Gemeinderat unter Bürgermeister Hermann Reisch mit dem Goldenen Ehrenring der Stadt Kitzbühel ausgezeichnet. Bei seinem Begräbnis am 11. September auf dem Bergfriedhof von Kitzbühel ga- ben ihm die Stadtmusik die Ehre des letz- ten Geleites. Stadtpfarrer Konsistorialrat Johann Danninger zelebrierte die Seelen- messe und das Bläserquartett der Stadt- musik intonierte die Trauermusik. Am of- fenen Grabe verabschiedeten sich Bürger- meister Friedl Capellari mit zahlreichen Bewohnern vom verdienten Mitbürger Walter Hirnsberger. Der Kitzbüneler Nationalrat Michael Horn vertritt mit jugendlichem Schwung und Elan unsere Interessen in Wien. Er kann gutrec'en und hat sich gute Verbindungen aufgebaut. Das nützt cern ganzen Bezirk. Wir sollten kirn alle, am 7 Oktober eine Vorzugsstimme geben und die ÖVP wählen. Astrid Pletzer Ordinationsgenilfin / Jochberg
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