Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 40 XJfzbübcler J1nzeiger Samstag, 6. Oktober 1990 Frau Dr. Margit Baumeister, Kirchberg, stiftete dem Kitzbüheler Heimatmuseum ein Gemälde, darstellend die Kitzbüheler Vorderstadt mit der St. Katharinenkirche. Frau Dr. Baumeister war eine Schülerin von Prof. Katholnigg und war mit ihm öfters in Kitzbühel, malte Stadtbilder und Bilder von der Landschaft des Schwarzsees, von dem er ganz begeistert war. Von Gert Müller, dem Sohn des früheren Bürgermeisters der Stadt Kitzbühel (1938-1945), Erwin Müller, erhielten wir einen interessanten Bericht über den Künst- ler, dem Kitzbühel eine Wahlheimat wurde. Gert Müller: »Der in Mutters lebende ehemalige Kunsterzieher und begeisterte Natur- und Bergmaler Prof. Hans Kathol- nigg (geboren 1892 und gestorben in Inns- bruck 1972) kann auf ein Leben von seltener Intensität und Fülle zurückblicken, ein Le- ben mit wildromantischen Perioden, um die ihn selbst ein Kara Ben Nemsi beneiden hät- te müssen. Der von einer Salzburger Instrumenten- macherfamilie abstammende Hans Kathol- nigg rückte 1914 zum 1. Tiroler Kaiserjäger- regiment ein. Sofort nach seiner Ausbildung kam der junge k.u.k.Fähnrich nach Polen. Dort gelangte er nach dem Zusammenbruch der zweiten großen österreichischen Offen- sive 1915 in russische Kriegsgefangen- schaft. Die nächsten Stationen waren Mos- kau und Südrußland, und nach dem Niedergang des Zarenreiches landete der damals Vierundzwanzigjährige in Sibirien. Und dort begann für ihn das große Abenteu- er - zuerst mit einem Todesurteil und dann mit unerwarteten Ehren. Von einem Tsche- chen denunziert, wurde Katholnigg als »Spion« verhaftet und zum Tod verurteilt. Kitzbühel mit der St. Katharinenkirche, ein Werk von Prof. Hans Katholnigg (Heimat- museum Kitzbühel). Auf dem Weg zur Exekution erspähte ihn ein einflußreicher sibirischer Freund und rette- te ihn vor der irrtümlichen Hinrichtung. In den Jahren 1916/17 gelangte Hans Kathol- nigg dann in Tomsk als Geldmacher zu loka- ler Berühmtheit. »Iwan Rudofowitsch Katoniki« - wie ihn die Sibirier nannten - hatte in Tomsk eine Malschule aufgezogen, die sich eines guten Zuspruchs erfreute. Eines Tages trat die si- birische Regierung an ihn mit der Frage her- an, ob er nicht für Sibirien neue Geld- scheine entwerfen und drucken könne. »Katoniki« sagte: »Ja, das kann ich. Ich brauche dazu jedoch einen »Generalny Pro- pusky« (Sonderausweis), Papier, Farben und Druckmaschinen. Der »Große Aus- weis« wurde ausgestellt und Iwan, der Osterreicher, machte sich daran, alles an- dere zu organisieren. Mit Hilfe von Mitge- fangenen, die etwas von Druckgraphik ver- standen, wurde die Druckerei eingerichtet, und bald schon konnte Hans Katholnigg dem Regierungssekretär die ersten Faksimi- ledrucke vorlegen. Es gab viel Lob und Staunen. Die Banknotenpresse lief fortan Tag und Nacht. Der Robel rollte. Geld gab es jedoch nicht nur für die Sibirier, auch der Künstler wurde reich belohnt - mit echten Dollars. In dieser Zeit arbeitete Katholnigg über- dies als wissenschaftlicher Zeichner bei völkerkundlichen Expeditionen der Uni- versität Tomsk. In monatelangen Streifzü- gen zu den teilweise noch unerforschten Tungusen-Stämmen, zu Jakuten, Burj aten, Tschumulen und Schamanen wurde derjun- ge Mann mit dem harten Leben in der Steppe vertraut, übte sich im Reiten und Schießen und bestand gefährliche Abenteuer. Er tat sich als furchtloser Tigerjäger hervor und schlug sich mit den berüchtigten Tungusen- räubern herum. Mittlerweile wurde die po- litische Lage in Rußland und Sibirien immer verworrener. An eine Rückkehr nach dem Westen war nicht zu denken, aber auch die Lage im Osten wurde zusehends unsicherer. Nachrichten aus Irkutsk ließen befürchten, daß auch im Osten ein Durchkommen bald nicht mehr möglich sein werde. So ent- schloß sich Katholnigg zu seiner großen Flucht als Steppenreiter. Das Pferd wählte er deshalb, weil die Eisenbahn nur fallweise verkehrte und oft überfallen wurde. Die Dollars in die Pelzschuba eingenäht und die Zeichnungen in einer Lederrolle am Sattel verstaut, machte sich »Iwan« auf einem halbwilden sibirischen Steppengaul auf den Weg. Drei Jahre später, im Sommer 1920, ka- men Pferd und Reiter in Wladiwostok an. Über 5000 Kilometer hatten sie zurückge- legt. Die Strapazen, die überwunden, und die Abenteuer, die bestanden wurden, wä- ren Stoff für mehrere aufregende Bücher. Hans Katholnigg hat seine Erlebnisse auch tatsächlich in einem umfangreichen, anschaulich illustrierten »Sibirischen Tage- buch« festgehalten, für das erjedoch keinen Verleger fand. Der Maler und Steppenreiter hat jedoch eine reiche Ernte heimgebracht, und so war sein größter Schatz bis zu seinem Tode - die Erinnerung«. In Bramberg wurde am vergangenen Sonntag der Staatsmeister der Ranggler er- mittelt. Franz Berger wurde seiner Favori- tenrolle gerecht und gewann zum wieder- holten Male diesen Titel, an zweiter Stelle ein weiterer Osttiroler, Josef Holzer. Die Zillertaler Siegi Gruber und Martin Schragl schieden beim Kampf um den Staatsmeister zwar aus, konnten sich aber in der Klasse 1 Platz eins und drei sichern. Der Schüler- staatsmeister blieb wieder in Salzburger Hand, ebenso konnte der Jugendmeister von den Tirolern nicht erreicht werden. Franz Berger, Staatsmeister 1990. Ergebnisse: Allgem. Klasse: 1. Franz Berger, Matrei/O. ; 2. Josef 4Tlolzer, St. Johann/O.; 3. Gottfried Lackner, Nie- dernsill. Jugend: 1. Günther Schauper, Saalbach; 2. Robert Innerhofer, Bramberg; 3. Helmut Kendler, Saalbach. Schüler: 1. Markus Riedisperger, Saalbach; 2. Rene Pichler, Leogang; 3. Hansi Waliner, Bramberg. Schüler, bis 8 Jahre: 1. Mario Aschaber, Westen- dorf; 2. Markus Weitgasser, Saalbach; 3. Alexander Mayr, Wildschönau. KlasseiV: 1. Hermann Leo, Zillertal; 2. Kurt Rese- taritz, Ellmau; 3. Ferd Hofer, Bramberg. Klasse III: 1. Anton Holzer, St. Johann/O.; 2. Her- mann Fuchs, Going; 3. Andreas Schoner, Wild- schönau. Klasse II: 1. Peter Höllwarth, St. Johann i.P.; 2. Hans Schauper, Saalbach; 3. Fritz Sulzenbacher, Bri- xental. INSERIEREN BRINGT ERFOLG ØØ Wahikitzbüheler entwarf Banknoten für Sibirien Die ungewöhnlichen Abenteuer von Professor Hans Katholnigg Zu Pferd durch Sibirien, bedroht von Tigern und Räubern Österr. Staatsmeisterschaft im Ranggeln
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