Kitzbüheler Anzeiger

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Vordem Hochaltar . Prälat Dr. Sebastian Ritter (Mitte) mit Stadtpfarrer Kons. -Rat Johann Dan- ninger und Stadtkooperator Lukas Neuner. Seite 14 J{J1ibühekr ..ilnzciqcr Samstag, 20. Oktober 1990 Orgelweihe und Kirchenrenovierung in Kitzbühel Stadtpfarrer Danninger: »Dank für Jahrhundertwerk« Samstag, 13., und Sonntag, 14.Okto- ber 1990, waren für Pfarre und Gemeinde Kitzbühel geprägt von zwei großartigen Festlichkeiten. Der Weihe der neuen Kir- chenorgel durch Prälat Dr.Sebastian Rit- ter, bei welcher die Festmusik »Mein gan- zes Herz erhebet sich« von Professor Alois Pletzer, Organist der Stadtpfarrkir- che, für vierstimmigen gemischten Chor, Tenorsolo, Bläser, Pauken und Orgel, ur- aufgeführt wurde, und am Sonntag der Festgottesdienst zum Abschluß der Kir- chenrenovierung im vierjährigen Zeit- raum von 1977 bis 1990. Von der Kanzel aus sprach Stadtpfarrer Konsistorialrat Johann Danninger mit Recht von »Jahr- hundertwerken«. Beim Gottesdienst zur Orgelweihe hielt Prälat Dr.Sebastian Ritter folgende An- sprache: Die Stadtpfarrkirche zum hl.Andreas in Kitzbühel hat es gut getroffen, am Vor- abend zur Einleitung des Dankfestes für die Kirchenrenovierung die neue Orgel zu weihen. Wenn dieses ehrwürdige Gottes- haus nunmehr seine ganze Größe und Schönheit, seine Architektur, Altäre und Bilder, in vollem Glanze zeigen kann, so sollte diese neue Harmonie des Raumes und der Kunst noch ergänzt werden durch die Harmonie der Kunst, durch ein neues Orgelwerk. Diese neue Orgel wird mit sehr kunstvoll restauriertem Gehäuse die- sen wunderschönen Raum mit einem Klang erfüllen. Dieser Orgelklang soll die Menschen begrüßen und erheben, wenn sie hierherkommen zum Gotteshaus. In Kitzbühel war es wirklich an der Zeit, daß ein neues, zeitgemäßes, nach be- ster Technik und dem Verständnis der heutigen Zeit gestaltetes Werk in dieser Kirche steht. Die Orgel führt den Ehrennamen: Kö- nigin der Musikinstrumente. Und für- wahr, wenn man sie so hört diese Orgel- klänge, in ihrer Macht und Fülle, wenn man sich von ihrem Klang beglücken und erheben läßt, so wird man inne: die Orgel ist wirklich der beliebteste und der wei- testgetreue Klangkörper des Volkes ge- worden. So können wir sagen: Die Orgel, die Königin der Musikinstrumente. Die Orgel ist fürs erste ein Instrument des Zusammenklanges. 1592 Orgelpfei- fen, von der kundigen Hand des Orgel- bauers zu 26 Registern zusammengestellt, gestimmt, zu Klangregistern gruppiert. Dieses Instrument, das der Orgelspieler in seinen Dienst nimmt und es mit der gan- zen Kraft seines Könnens in Zusammen- wirken von Geist und Herz, von Händen und Füßen, bedient, da spüren wir, was das für ein herrlicher Klang ist. Die einzel- ne Orgelpfeife, die große und die kleine, ist, wenn sie allein bleibt, nichtssagend, ausdruckslos, nicht länger zu ertragen als einige Augenblicke, eher ein Sirenenton oder Alarmzeichen. Erst wenn sich die Orgelpfeife verbindet mit ihren Brüdern und Schwestern, den großen und kleinen, den weichen und den grellen, den hohen und den tiefen, wird ihr Ton zur raumbe- herrschenden Musik, zum Kunstwerk, das das Menschenherz beglückt. Und ein zweites ist die Orgel: Ein In- strument des Wohlklanges, wiewohl sie in tausend Abarten gebaut und entfaltet wurde im Laufe der Jahrhunderte. Die Orgel ist eines der ältesten Instrumente. Schon zur Römerzeit in primitiver Form bekannt, zur Zeit Karls des Großen über- nommen aus Byzanz für den abendländi- schen Raum, im Mittelalter besonders in Klöstern zu großer Blüte gebracht, in Re- naissance und Barock in jeweils eigener Art entwickelt und in tausend Varianten Die neue Krrchnorgel in Kitzbühel. erbaut, in der Zeit der Romantik des vori- gen Jahrhun:erts schließlich fast ins spe- lerische und Überdimensionale ausgeartet. Immer hat die Orgel dem Ohr der Men- schen in be;cnderer Weise geschme:chelt und die Herzen bezwungen und die Ge- müter bewegt. So haben auch die großen Meister der Musik lire Werke für die Or- gel geschaffen. die Canzone und Sonate, das Präludium und die Fuge. Wenn wir jetzt im Salzburger Dom die sogenannten Pfeilorgeln wiederer:ichten, so aus dem Gedanken heraus, daß hier an diesem Ort, an diesen Orgeln, in diesem Raum der große Genius der Stadt Wolfgang Amadeus Mozart gewirkt, die Orgel ge- spielt, diri:ert, seine herrlichen Messen geschaffen und zur Aufführung gebracht hat. So ist die Orgel zum vornehmsten In- strumert menschlichen Feierns geworden. Denn die \Vel- des Schönen kommt an den Menschen heran über die Orgelmu- sik. Heute nctwendiger denn je, wo die Menschen oft unterzugehen drohen m Knattern der Motoren, im Heulen der Si- renen und in der nicht mehr zu ertragen- den Lärmkulisse unserer Tage. Hier ist et- was, was w:r haben und lieben, nur des- wegen, weil es schön ist, reiner Wohl- klang, etwas das nicht an das Niedrige im Menschen, sondern an das Höchste appel- liert. Und schlie11ich ein drittes: Die Orgel ist das Instrument des Gotteslobes. Die Or- gel hat sich als einziges Musikinstrurnerit der eigentlichen Profanierung, der gänzli- chen Verwelthchung immer entzogen. Ge- wiß gi: es heute auch Kinorgeln, die Drehorgel auf dem Jahrmarkt. Das sind Abarten, De eneraticnsformen, die nie- mand ernst nimmt. Der eigentliche Flatz der Orgel ist und bleibt die Kirche, das Gotteshaus. Ihre eigentliche Melodie ist der Cho:al und das Kirchenlied. Ihr vor- nehmster Die--ist gehört dem Gotteslob, der Einstimmung, Begleitung, dem Aus-
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