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Seite J{J1zbübekr j1nzcigcr Samstag, 3. Novemtcr 1990 Dagmars junge Seite Sind Sie nachtragend? Wie Sie als aufmerksamer Leser meiner Artikel be- stimmt schon bemerkt ha- ben werden, lasse ich mich oft durch die Ereignisse in meinem Freundes- und Be- kanntenkreis zu gewissen Themen inspirieren. So ist dies auch bei folgendem Ar- tikel der Fall. Ein Mädchen, nennen wir es der Einfachhei: halber Doris, war im Alter von 16 Jahren mit einem gleichalt- rigen Jungen liiert. Diese Beziehung ist aber nach ei- niger Zeit auseinanderge- gangen. Gründe dafür sind speziell bei Freundschaften in dieser Altersklasse gera- dezu nebensächlich. Das Schlimme daran aber war, daß Doris für den Jun- gen »die erste große Liebe« war und für ihn diese Tren- nung daher sehr schmerz- lich. Er sackte in seinen Schul- leistungen ab und auch sein Seelenleben wurde durch- einandergebracht. Des Jungen Mutter sah natürlich in dem Mädchen beinahe eine kleine Hexe, die ihrem armen Sonn solch seelische Qual zugefügt hat, obwohl sie nichts Näheres über den Bruch der Bezie- hung wußte. Da sich das Mädchen und der Junge auch über Jahre hinweg als Freunde gut verstanden und nicht aus den Augen verlo- ren, wollte es das Schicksal, daß sie nach beinahe 6 Jah- ren - in denen beide reifer geworden sind - wieder zu- einanderfanden. Als die Mutter des Jungen Wies erfuhr, durchfuhr sie ein Stich und ihre Reaktion darauf war: sie will mi: dem Mädchen nichts Näheres zu tun haben. Dies, liebe Leser, soll ei- gentlich nur ein gravieren- des Beispiel dafür sein, wie sich Menschen verhalten, die nachtragend sind. Es klingt zwar tatsächlich ein wenig unglaublich, daß es Leute gibt, diejemandem über 6 Jahre hinweg einen eventuellen Fehler nicht verzeihen können, aber diese Story hat man mir wirklich erzählt. Fangen wir einmal von ganz vorne an. So bin ich mir sicher, daß Jesus Judas schon am nächsten Tag ver- ziehen hat, obwohl dieser ihn verraten hat. Nun gut, wir Menschen sind nun ein- mal nicht Jesus. Aber eine Mutter, wenn ihr Kind etwas angestellt hat, z. B. eine Vase zerbrochen hat, wird auch nur im ersten Moment to- ben, und schon am nächsten Tag ist alles vergessen, auch wenn es teuerstes China- Porzellan gewesen ist. Oder gehören Sie etwa zu den Ehefrauen, die wochen- lang Sendepause haben, wenn der Mann einmal et- was später oder betrunken vom Stammtisch heimkehrt? Oder etwa zu den Ehe- männern, die gleich ausflip- pen, wenn ihre Frau einmal bei einer Tanzveranstaltung mit einem attraktiven Mann 5 Tänze durchtanzt und an- schließend in der Sektbar verschwindet? Leider ist aber unsere gan- ze Gesellschaft sehr nachtra- gend, denn denken wir ein- mal, wie schwer es Men- schen mit Vorstrafen haben, wieder ein »ganz normales Leben« zu führen, ohne auf ihre vielleicht sogar »Ju- gendsünden« hingewiesen zu werden. Wie Sie mir bestimmt bei- pflichten können, gibt es bei- nahe täglich Situationen, bei denen irgendjemand irgend- jemandem etwas nachtragen könnte. Nur täten dies alle Leute, wäre wahrscheinlich die halbe Weltbevölkerung aufeinander böse. Du sollst verzeihen oder irgendwie so ähnlich heißt es doch auch in der Heiligen Schrift; aber warum fällt es uns Menschen ausgerechnet Wer kennt sie nicht, die kleinen, grünen Früchte mit der rauhen Schale? In unseren Breiten erfreuen sie sich immer größerer Be- liebtheit und gerade in Zei- ten wie jetzt, wo die Tempe- raturen sinken und der Kör- per verstärkt Vitamin C be- nötigt, um Erkältungs- krankheiten vorbeugen zu können, werden sie von vie- len Menschen noch häufiger gekauft. Kiwis entfalten ihr ganzes Aroma aber erst dann, wenn so schwer, sich daran zu halten? Vielleicht sollte jeder ein- mal über seine eigenen Feh- ler nachdenken und dann erst über die der anderen ur- teilen; denn kein Mensch ist unfehlbar. Das meint höflichst Ihre Dagmar Heute schon gelacht? Die Chefsekretärin kommt aus dem Urlaub zurück und fragt eine Kollegin: »Wie lief es denn im Büro?« »Gut, wir haben uns deine Arbeit geteilt. Anja macht Kaffee, Paula strickte an dei- nem Pullover weiter und ich flirtete mit dem Chef.« sie wirklich reif sind. Bei Zimmertemperatur reifen Kiwis jedoch nur sehr langsam, vor allem, wenn man sie sehr hart gekauft hat. Schneller geht der Rei- feprozeß, wenn man die Früchte in einem Plastik- beutel zusammen mit einer Banane oder einem Apfel bei Raumtemperatur lagert. Und zwar solange, bis die Schale der Kiwi rundherum auf leichten Fingerdruck nachgibt. Dann erst sind Ki- wis in idealem Reifezustand. Spruch der Woche Wenn wir alle ohne Fehler wären, würde es uns nicht so viel Vergnügen bereiten, sie an anderen festzustellen. Vitamin-C-Zeit -Kiwizeit
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