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Seite 10 XJIzbühekr .Anzeiger Samstag, 10. November 1990 möchte. (Wobei eine positive Einstellung in unserem Sinne eine kritische Betrachtung keinesfalls ausschließt, sondern sie gerade- zu herausfordert.) In allen unseren Projekten, die sich mit Zukunftsperspektiven von Tourismusge- meinden befassen, besitzen Umweltaspekte einen hohen Stellenwert. These 4: Dem Umweltanspruch der Ein- heimischen und der Gäste muß mit echten und ehrlichen Maßnahmen entsprochen werden. Umweltgags sind keine Lösung und haben kontraproduktive Wirkung. Gäste und Einheimische werden immer gebilde- ter. Sie sind daher immer mehr in der Lage, umweltorientierte Maßnahmen zu bewer- ten. Wir kennen heute vielfältige Möglichkei- ten, um Umwelteingriffe zu vermeiden, zu vermindern oder zu sanieren. Dies gilt für den Bau von Aufstiegshilfen und Skipisten ebenso wie für die Müll- und Abwasserent- sorgung von Beherbergungs- und Gastrono- miebetrieben u.ä.m. Wir sollten diese Mög- lichkeiten voll nützen. Ehrliche Maßnah- men müssen in sich stimmig sein und sie dürfen keine Widersprüche hervorrufen! Die Herausgabe einer Umweltfibel bei gleichzeitiger Ankurbelung des Billigtou- rismus aus den Oststaaten, der mit Umwelt- argumenten begründete vorübergehende Verzicht auf den Betrieb von Liften bei gleichzeitiger vehementer Forderung nach Kapazitätserhöhung des Skigebietes, oder die Berücksichtigung ökologischer Krite- rien bei der Errichtung eines Golfplatzes bei anschließender Mißachtung der neu ge- schaffenen Biotope - derartige Beispiele untergraben aus der Sicht des kritischen Be- trachters die Glaubwürdigkeit des Tou- rismus. Ich habe hier bewußt negativ ausgerichte- te Beispiele genannt, um anzudeuten, daß noch vieles zu hinterfragen ist. Es ist aber vö!lig unbestritten, daß der Tourismus auch zahlreiche positive und in sich stimmige Konzeptionen vorweisen kann. These 5: Tourismus und Landwirtschaft sind in unseren Regionen untrennbar mit- einander verbunden. Eine gesunde Berg- landwirtschaft ist nicht nur Garant für eine gepflegte Kulturlandschaft, sondern sie lie- fert auch hochwertige Nahrungsmittel. Die Landwirte sind die Gestalter und Er- halter der traditionellen Kulturlandschaft, die unseren touristischen Zielgebieten ihren besonderen Reiz verleiht. Sie gilt es zu för- dern. Dies umso mehr, als wir wissen, daß auf vielen Höfen in Tirol die Nachfolge nicht gesichert ist. Wir wissen auch, daß es in er- ster Linie finanzielle Gründe sind, welche die Weiterführung zahlreicher Höfe in Frage stellen. Der Tourismus, der in so hohem Maße von der Landwirtschaft profitiert, ist daher aufgerufen, der Landwirtschaft unter die Arme zu greifen. Dafür bieten sich mehrere Wege an, die gleichzeitig zu beschreiten sind und die in einigen Fällen auch bereits gegangen werden: unmittelbare Beteiligung des Tourismus an Direktzahlungen für die Bauern, Verwendung vorhandener heimi- scher Produkte in der Gastronomie, Zusam- menarbeit mit den Landwirten zur Entwick- lung neuer Produkte für eine innovative und leichte regionale Küche. These 6: Die Bedeutung der Umwelt als touristischer Angebotsfaktor und als Krite- rium für die Lebensqualität der einheimi- schen Bevölkerung wird weiter zunehmen. Eine gesunde Umwelt zählt zu den großen Trends des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Namhafte Autoren messen einer intakten Umwelt eine bedeutende Rolle als Qualitäts- faktor für die Zukunft bei. John Naisbitt weist diese Entwicklungen auf globaler, alle Industrieländer umfassende Ebene nach, und Gerhart Bruckmann belegt dies für Osterreich. Damit sind sowohl die Gäste als auch die Einheimischen in den touristischen Zielgebieten angesprochen. Qualitätsansprüche werden weiter anstei- gen und auch den Bereich Umwelt mitein- schließen. Maßnahmen zur Absicherung dieser Qualitätsansprüche sind daher ange- sagt. Sie dürfen aber nicht nur die touristi- schen Zielgebiete in engerem Sinne berück- sichtigen (wie z.B. die mit Skigebieten aus- gestatteten Zentren im Talhintergrund), sondern sie haben auch die vorgelagerten Bereiche, etwa die Gemeinden entlang der Zufahrtsstrecke, miteinzubeziehen. These 7: Auf Technik können und wollen wir im Tourismus nicht verzichten. Ein Ne- beneinander von Technik und Natur inner- halb des touristischen Angebotsspektrums ist möglich, sinnvoll und notwendig. Die Bedeutung der Umwelt ist unbestritten. Doch wissen wir, daß wir als touristische Anbieter auch technische Einrichtungen wie Aufstiegshilfen oder andere Sportanla- gen brauchen. Bei einer sinnvollen räumlichen Ordnung haben Technik und Natur durchaus neben- einander Platz. Allein im Bezirk Kitzbühel existieren zahlreiche Beispiele, wo Technik und Natur nebeneinander bestehen und ein umfassendes touristisches Angebot bilden. Zudem ist es auch möglich, neu dazukom- mende Sportarten wie Mountainbiking oder Paragliding in ein umweltschonendes Ange- bot einzugliedern. Technik im Tourismus ist also notwendig und sinnvoll, aber ebenso notwendig und sinnvoll ist es, Augenmaß zu bewahren und umweltschonend vorzugehen. Es kann kein Zweifel bestehen: Skipisten- und Bettenan- zahl dürfen nicht ins Unendliche wachsen! Ausblick: In den 35 Jahren der bisherigen Geschichte des Fremdenverkehrsverbandes »Kitzbüheler Alpen« sind vielfältige pio- nierhafte Leistungen erbracht worden. Die Pioniere des touristischen Aufbaues haben Natur erobert, haben Barrieren überwun- den und sie haben die Grundlagen für den heutigen Tourismus geschaffen. Sie haben aus ihrer Zeit heraus gehandelt und oft wa- ren sie ihrer Zeit voraus. Wir verfügen nun aber über ein Angebot, das nach Meinung zahlreicher Fachleute in seinen quantitativen Dimensionen im we- sentlichen ausreicht. Es geht nun darum, die Grenzen des mengemäßigen touristischen Wachstums zu erkennen und diese Grenzen auch tatsächlich zu respektieren. Dies ist die Aufgabe der neuen Pioniere, denen hier eine wichtige Vorreiterrolle zukommt. Die Leistungen der neuen Pioniere wer- den aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in Drahtseillängen oder verbauten Kubikme- tern gemessen. Sie werden vielmehr nach ihrem Beitrag beurteilt, den sie zu einem umweltschonenden, sozialverträglichen und zugleich wirtschaftlich erfolgreichen Tourismus leisten; zu einem Tourismus, der nicht nur die Erholungsqualität der Gäste im Auge hat, sondern der auch für die Lebens- qualität der Einheimischen Sorge trägt. Die Herausforderung ist offenkundig! Daß sich möglichst viele von Ihnen dieser Aufgabe annehmen und sie mit Erfolg be- wältigen, das wünsche ich dem Fremden- verkehrsverband Kitzbüheler Alpen und den darin zusammengeschlossenen Ge- meinden zum 35. Geburtstag. IT -AKTW Herren-Turnen Das Herren-Turnen beginnt wieder am Freitag, 9. November 1990, um 20 Uhr im Turnsaal der Handelsakademie Kitzbühel. Seminar »Dorf - Miteinander Leben« Der Verein Junge Kitzbüheler und der Verein Kitzbühel Aktiv nehmen am Frei- tag, den 16. November 1990 (Beginn 14.30 Uhr), sowie am Samstag, den 17. November 1990 (Ende am späten Nach- mittag) am Seminar »Dorf - Miteinan- der Leben« (»Dorferneuerung«) teil. Die- ses Seminar, welches vom Amt der Tiroler Landesregierung (Abteilung Jugend und Familie) in Zusammenarbeit mit Institu- tionen der Tiroler Erwachsenenbildung und der Abteilung für Dorferneuerung des Amtes der Tiroler Landesregierung organisiert wird, findet an dem oben ge- nannten Termin im Gasthof-Caf »Ziller- tal« in Strass i.Z. statt. Es besteht auch eventuell die Möglichkeit, nur an einem der beiden Tage teilzunehmen. Die Ko- sten für Unterkunft und Verpflegung (oh- ne Getränke) werden vom Veranstalter getragen. Am Programm steht u. a. ein Einfüh- rungsreferat (Thema: »Wie leben wir?«), Gruppenarbeiten, Beispiele aus Tiroler Dorfgemeinden in Form eines Lichtbil- dervortrages, Exkursion in eine Gemein- de, die Dorferneuerung betreibt,... usw. Wer Interesse hat an diesem Seminar teil- zunehmen (können auch Nichtmitglieder sein), meldet sich bitte bis spätestens Sonntag (11. November) bei Klaus Wend- ling (Tel. Nr. 053 56/57405).
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