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r - > Ein 24-Meter-Sprung der Comtesse Paula Lamberg trug ihr den Titel einer »schwebenden Gräfin« ein. Seite 40 Kitzbüheler J1nzeIger Samstag, 17. November 1990 1890 das Geburtsjahr des Skisports in Kitzbühel Beitrag zur Geschichte von Kitzbühel von 1890-1914 Der Wintersportverein hat von allen Vereinen Kitzbühels die zukunftsträchtigste Entwicklung gegeben, schrieb Josef Ritzer, heute Gymnasialprofessor in Wörgl (wohn- haft in Westendorf, geboren am 3. August 1934 in Kössen) in seiner »Hausarbeit« zur Erlangung des Lehramtes an Höheren Schu- len, eingereicht bei Univ.-Prof. Dr. Hans Kramer der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Als Geburtsjahr des Skisports in Kitzbü- hel kann das Jahr 1890 angesehen werden. Damals fiel Franz Reisch das Buch namens »Auf Skiern quer durch Grönland«, das im selben Jahr herauskam, in die Hände. Reisch war vom Buch so begeistert, daß er sich bei einer befreundeten Familie in Nor- wegen »Schneeschuhe« bestellte. Im Winter 1891/92 begann der angesehene Bürger sich auf den seltsamen Brettern zu versuchen. Man hielt ihn für verrückt. Aber 1894 kam bereits eine größere Brettersen- dung aus Norwegen. Am neuen Sport betei- ligten sich nun: der Notar Cathrein, die Ge- brüder Stanger, Tscholl, Primus, Traunstei- ner, Herold, Reinhard Spielmann, Max Spielberger, Martin Ritzer, Sebastian Mo- nitzer, Hans Hirnsberger. Die Namensauf- zählung erfolgt deshalb, weil diesen Män- nern das große Verdienst zukommt, den Skilauf in Kitzbühel vorangetragen zu haben. 1894 schrieb Franz Reisch in der bayeri- schen Zeitschrift »Der Schneeschuh« einen Aufsatz über das Skifahren. Bei einem 1895 veranstalteten kleinen Rennen wurde Josef Herold Sieger. Schon 1893 hatte Reisch seine erste Ski- tour auf das Kitzbüheler Horn unternom- men. In der Folge bildete sich eine zehn Mann starke Ski-Riege, die alle Berge der näheren Umgebung dem neuen Sport er- schloß. Die Ski, die man 1896 beim ersten Skiren- nen am Ganslernhang verwendete, hatten eine Länge von 2,40 m. 1897/98 kamen die ersten fremden Skifahrer. Die ersten Aufnahmen des Ski-Bildrepor- ters Herold erregten in der Presse berechtig- tes Aufsehen. 1900 kamen die Münchner Skifahrer, die zwei Jahre später einen Füh- rer über das Kitzbüheler Gebiet herausga- ben. Daß die Grazer und Wiener erst nach den Münchnern nach Kitzbühel kamen, er- klärt sich aus der geographischen Gege- benheit. Im Jänner 1901 wird schon ein Rennen er- wähnt, ein »Schneelauf vom Sinnwellkopf«. Es scheint sich dabei um ein größeres Wett- laufen auf den Brettern gehandelt zu haben. Teilnehmer und Sieger sind aber unbekannt. 1902 entstand die »Wintersportvereini- gung Kitzbühel«. Ihr Hauptziel war die Er- fassung der Tourenmöglichkeiten. Ober- leutnant Georg Bilgeri war in diesem Jahr als Skilehrer für Offiziere und Mannschaft im Kitzbüheler Gebiet tätig; 1904 bildete er Kaiserjäger aus. 1904 wurde auf dem Schattberg eine Sprungschanze errichtet, die später vergrö- ßert wurde. Der Skisport begann sich also zu differenzieren. 1902/03 nahm man Reklamearbeiten für Kitzbühel als Wintersportplatz auf. Reisch verschickte Schneemeldungen. Erstmals ist in diesem Winter ein guter Besuch von Win- tersportgästen festzustellen. Schuß und Sprung, Lauf und Schuß hießen die Varian- ten des Skilaufs. Der Hornweg diente als Ro- delbahn. Der bekannte Alpinist Willy Rickmer- Franz Reisch mit »Einstock« Aufstieg zum Kitzbüheler Horn; dahinter Alois Abend- stern und ein Gast. vorbei am »letzten« Baum unterhalb vorn »Ranggelplatz«. beide Fotos von Josef Herold Rickmers hielt 1903, 1906 und 1907 Skikur- se für Bergführer ab. Er bezog mit einer eng- lischen Kolonie im 'Hinterbräu« Quartier. 19C7 waren unter den 30 Engländern auch Damen, die die weiße Kunst erlernen woliten. Zu Wochenendfahrten kamen die Münch- ner unter Führung von Carl J. Luther. Sie brachten begeisterte Berichte über die her- vorragende Eigiung der Kitzbüheler Schie- ferberge für den Skilajf in ihre Heimat und in die Presse. Bei der ersten Tiroler Meisterschaft vom 14. bis 16. Jänner 19C'5 leitete ein Militär- konzert auf dem Stadtplatz das Ereignis ein. Es gab ein Jugend-Rodeln und Jugend- Skilaufen, Traler-Schlittenrennen und die eigentliche Meisterschaft. Lauf und Sprung gewann der Semmeringer J. Wailner. Seba- stian Monitzer errang bei späterer Gelegen- heit als erster Einheimischer den Sieg. 1905/06 heißtder Verein »Wintersportver- ein Kitzbühel« und nicht mehr -vereinigung, wie seit 1902. Es gab 22 ausübende und 15 unterstützende Mitglieder. Reisch stand nicht nur an ler Wiege des Wintersportvereins. Kitzbühel, er war auch Mitbegründer des Osterreichischen Skiver- bandes, der am 4. November 1905 in Mün- chen gegründet wurde und elf Vereine um- faßie. Zur selben Zeit entstaiden auch der Deutsche und der Mtteleuropäische Ski- verband. 1906 war das Alpenhaus am Horn erst- mals über den Winter bewirtschaftet. Es kam auch zum erstefl Abfahrtsrennen vom Horn. In diesem Winter hielt der Norweger Leif Berg Skikurse in Kitzbühel. Daraus kann man die steigende Beliebtheit dieser Wintersportart ersehen. Die Kitzbüheler hatten sich mittlerweile einen weithin bekainten Ruf als Skifahrer erworben. Das beste Beispiel dafür ist, daß
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