Kitzbüheler Anzeiger

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Dr. Hans Haid und die Schützen Dr. 1-lüns I -Lid (stehend) bei der, Schrtzen beim »DGrfwirE« in Oberndorf. Sams.ag, 15. Dezember 190 i{JIzb(iheIcr eAnzei-Jer Seite 27 Es war ein riskantes Experiment des Bildur..gsoffiziers des Wintersteller Schüt- zenbataillons, Dr. Hans Haid, den Volks- kundler unc. provokanten Heimatdichter ans dem hintersten Ötztal, dem alles, was Uriform und Orden trägt, hinter einer Fahne hermarschiert oder gar Waffen umhängt, suspekt ist, ausgerechnet zu ei- ne: Schützenveranstaltung und dazu noch als Hauptredner einzuladen. So gesche- hen am Sonntag, den 25. November 1990, zum diesj hriger Bataillonsbildungstag beim rDorfwirt« in Oberndorf, dem Tra- ditionsgasthof des aus den Tiroler Frei- heitskriegen bekannten Schürzenhaupt- manns Josef Hager. Ob seiner einga: erwähnten Einstel- lung von vielen seiner Landslejre, wie er sagte, geächtet. wies Dr. Haid einleitend taraufhin, daß er 15 Jahre lang darauf gewartet habe, einmal zu einer Schürzen- veranstaltung eingeladen zu werden. Die- ser Wunsca sei nun erfüllt worden, was er mit einem »Vergelt's Gott, daß ihr mich eingeladen habt«, quittierte. Schützen- hauptmann Dr. Otto Wendung begründe- te als 3ildungsoffizier des Bataillons «iese Einladung damit, daß es undenzokratisch sei, jemanden, der anderer Meinung und kein ausgesprochener Freund der Schüt- zen sei, aus einer Diskussion auszusperren unci nicht in Wort kcrnmen zu lassen. Um sich nämlich mit Dr. Haid auseinanderzu- setzen zu können, müsse man vor allem erst einmal seine Argumente kennen. Denn auch ihm, Wendung, sei es schon seit langem leid, sich bei Schützenveran- staltungeiz in Sonntagsreden immer das- selbe vorn Tiroler Landlibell bis zu den Ereignissen des Jahres 1809 anhören zu müssen, als sich mit den zeitgemäßen Pro- blemen zu bescäftigen, die sehr wohl auch die Schützen und ni:ht nur die Poli- tiker angingen. Vor allem dann, wenn es um den Schutz der Memat, einem Grund- satz ces Bundes der Tiroler Schützenkom- panien, gehe. Und das war es gerade, worauf Dr. Haid in seinem einstündigen, selbstge- wähLen Referat »Meine Heima: Tirol« den Finger legte. Auf das, was seiner Mei- nung nach faul im Lande sei. Angefangen von der Entartung cer Volkskultur, der Vermarktung von allem, was sich nur ver- markten läßt, dem Ausverkauf von Grund und Boden, über die Endloser- schließungen der Bergwelt bis hin zur Zer- störung von Kultur und Landschaft. Er geißelte diese Zustände auf seine ihm eige- ne, bissige Art und forderte daraus schlußfoigernc die Schützen auf, dabei nicht mehr länger tatenlos zuzusehen, sondern sich dort zu engagieren, wo die Heimat zerstört wird und in etanischen Fragen sozusagen »Sittenwächter« zu sein und Verantwortung zu übernehmen, was Schtltzerhaup:mann Paul Landmann auf seine originelle Art mit dem Zwischenruf nach einer Portion »Frischluftzufuhr« würzte. Dr. Haid forderte die schützen auch demonstrativ auf, sich zu öffnen, gegen die Umweltzerstörung Widerstand zu leisten, kurz gesagt »aktiv« zu werden. Denn das Dagegenariftreten, dort wo die Heimat m Gefahr ist, sei eine der elemen- tarsten Aufgaben der Schützen, die sich nicht in der Teilnahme an Prozessionen und Abhaltung von Schützenfesten er- schöpfen dürften. Wie die daran anschließende lebhafte Diskussion, in der auch das Mitwirken von Wintersteller-Schützen in Tracht bei der Antiplöckendemonstration auf dem Paß Thjrn zu Sprarhe kam, zeigte, war man sich in den Sachfragen mit Dr. Haid in vielem einig, wobei ein Schütze aus Waic.ring den Nagel insofern auf den Kopf getroffen zu haben schien, als er feststellte, »Haid ;ceint mir so weit vor- aus. daß er manchmal nicht mehr gesehen wird.<. Was hingegen Haid's Kritik am Tragen von Tracht und Waffen betraf, biß er bei der geschlossenen Phalanx der ganz und gar auf Tradition setzenden Wintersteller- Schützen mit seiner Vorstellung vom »Schützen in Zivil« ebenso auf Granit, wie schon so mancher geistliche Herr aus dem Bezirk vor ihm. Treffend dazu die Bemerkung eines Diskutanten, daß die spitze Feder eines Journalisten, wie auch die eines Dr. Haid, weit gefährlicher sei, als alle Gewehre der Schützen zusammen, die heutzutage nur noch symbolischen Wert besäßen. Den Vorspann zu dieser bis auf den letzten Platz besetzten und allseits positiv und begeistert aufgenommenen Veran- staltung, bildete ein gleichermaßen mit viel Applaus bedachter Vortrag des Volksschuldirektor i.R., Franz Burger, über die Dorfgeschichte von Oberndorf. Ausgezeichnet wurde die Veranstal- tung, die im Rahmen des Cäcilienkirch- gangs der Bundesmusikkapelle Oberndorf mit einer hl. Messe eingeleitet wurde, durch die Anwesenheit des örtlichen Pfarrherrn, Geistl.-Rat. Johann Doll- mann, des Bürgermeisters von Obern- dorf, OR Franz Höck, des Gend. Abt.-Insp. Erich Lehnert, der Komman- danten des Schützenviertels »Unterland«, Bundesmajor Hermann Egger, und des Kommanten des Wintersteller-Schützen- bataillons, Schützenmajor Hofrat Dr. Paul Kirchmeyr. Geburtstage bei den Kaiserjägern Der Obmann des Bundes der Tiroler Kai- serjäger »Kitzbühel und Umgebung« Alois Pletzer und sein Schriftführer Hans Brand- stätter vollendeten heuer ihr 70. Lebensjahr. Pletzer im Juni d. J. und Brandstätter am 20. Dezember. Ihnen wurde von der Versamm- lung die herzlichsten Glückwünsche ausge- sprochen. Der Bundesobmann Kaiserjäger- Major Christian Hager überreichte ihnen das Silberne Verdienstzeichen. Der Bericht über die Versammlung, mit Neuwahlen, folgt! Alois Pletzer (links) und Hans Brandstätter.
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