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Seite 10 kJtzbüheler .}1nzeiger Samstag, 22. Dezember 1990 Warum gibt es in Kitzbühel die kostenlose Sperrmüllabfuhr nicht mehr? Mit Erstaunen und teilweiser Verärgerung haben Kitzbüheler Bürger registriert, daß 1990 die kostenlose Sperrmüllabfuhr nicht mehr gemacht wurde. Dazu und zu Grund- satzfragen der Entsorgung befragten wir Bürgermeister Friedhelm Capellari. Wer hat die kostenlose Sperrmüllabfuhr eingestellt? Der Kitzbüheler Gemeinderat hat noch un- ter meinem Vorgänger Hans Brettauer ein- stimmig beschlossen, die Sperrmüllabfuhr aus verschiedenen Gründen zu ändern. Da- her gibt es seit Jänner 1990 eine laufende Abfuhr gegen Gebühr. Trotz laufender An- kündigung dieser Abfuhr dauert es einige Zeit, bis die Notwendigkeit der Neuerung bekannt wird. Erst kürzlich hat der Gemein- derat mit großer Mehrheit klargestellt, daß eine Rückkehr zur alten Form nicht möglich ist. Warum hat man die bewährte alte Form aufgegeben? Ich zweifle, ob die alte Form sich noch be- währt hat, wenn man das steigende Umwelt- bewußtsein einerseits und die Praxis im Herbst 1989 andererseits anschaut. Um Ko- sten zu sparen, wurden damals große Sam- melplätze eingerichtet. Die Abfuhrmann- schaften fanden auf einigen von ihnen bei Nacht und Nebel angeliefertes Material, das offenbar von Bürgern benachbarter Gemein- den stammte. Es blieb nichts anderes übrig, als das Material abzuführen. Allerdings war etwa 20 Prozent davon Sondermüll, der mit hohen Kosten nach Salzburg und Oberöster- reich in Recyclingwerke abgeliefert werden mußte. Da mit dem erfreulich steigenden Umweltbewußtsein die Abfuhrmengen ge- waltig anstiegen, war eine unbedingt not- wendige Aussortierung auch beim »einhei- mischen« Material unmöglich. So wurden z.B. Mengen an Holz auf den Müllplatz ge- führt, wo Holz nicht hingehört. Der Sinn der Entsorgung war nicht mehr gewährlei- stet und die Kosten wären nur angestiegen. Warum kassiert die Gemeinde für die Sperrmüllabfuhr? Die Müllabfuhr muß kostendeckend geführt werden. Das war sie, solange einfach einge- sammelt und auf den Müllplatz geführt wur- de. Da war auch das Verständnis noch nicht vorhanden, daß man nicht einfach weglie- fern und das Material liegenlassen kann. Die Stadt Kitzbühel betreibt seit fast 20 Jah- ren einen Müllplatz, der nach den erst jetzt erlassenen Gesetzen enorme Investitionen benötigt. Wir haben mit den Gemeinden Jochberg und Aurach zum Abwasserver- band auch einen Abfallbeseitigungsverband gegründet. Der Müllplatz erfordert allein im Jahr 1991 Investitionen von rund 8 Mil- lionen Schilling, auch in den Folgejahren wird man mit dieser Größenordnung rech- nen müssen. Die neue Steuer »Abfallabga- be« des Bundes kostet Kitzbühel im Jahr 1990 eine halbe Million Schilling, von der nicht ein Schilling in Kitzbühel bleibt. iVlit der Gebühr für die Sperrmüllabfuhr kann man doch diese Millioneninvestitio- nen nicht finanzieren. Warum ist sie dann doch eingeführt worden? Die Nulltarif-Müllabfuhr, wie sie in den Oststaaten bis vor kurzem war, widerspricht den Auffassungen aller politischen Parteien in Osterreich. Im wesentlichen wird auf das Verursacherprinzip gesetzt. Wer Müll ab- liefert, muß dafür bezahlen. Sicher ist, daß die Gebühr für die Sperrmüllabfuhr nur ein Teil der Gesamtfinanzierung der Entsor- gung ist. Wir hatten im ersten Jahr eine Ge- bühr von 5 200.— (plus Mehrwertsteuer) pro Kubikmeter Material. Das ist ein ver- tretbarer Preis für den Aufwand und die Ent- sorgung. Vor einigen Wochen hat der Ge- meinderat aus sozialen Gründen einen niedrigeren Tarif für kleinere Mengen be- schlossen (5 100.— für einen halben Kubik- meter). Das Umweltschutzreferat ist zu einer großzügigen Handhabung etwa gegen- über Kleinstanlieferern ermächtigt. DieMüllgebühren wurden deutlich ange- hoben. Ist mit weiteren Steigerungen zu rechnen? Warum steigen die Gebühren an? Das Entsorgungssystem muß auf Grund neuer Gesetze radikal (auch in den anderen Gemeinden) umgestellt werden. Ab 1. Jän- ner 1991 ist die Sperrmüllabfuhr, wie sie in Kitzbühel bis 1989 war, nicht mehr erlaubt. Die Sammlung kleiner Mengen ermöglicht die Trennung der Stoffe. Diese Trennung muß von den Gemeinden angeboten wer- den. Im Bereich des Abfallbeseitigungsver- bandes wird die Zahl der Mitarbeiter im Entsorgungsbereich per 1991 verdoppelt werden müssen. Die vorgeschriebene Müll- trennung erfordert einen Kostenrahmen von einer Million Schilling mehr, als das bishe- rige System. Landesrat Hermann Eigentler hat angekündigt, daß die Nichtbefolgung Strafen von bis zu 5 400.000.— zur Folge hat. Wenn wir die Müllberge nicht enorm anwachsen lassen wollen, müssen wir viel tun. Wir haben die Müllgebühren nach gründ- licher Durchrechnung anheben müssen. Trotzdem wird 1991 aus den allgemeinen Steuergeldern zugeschossen werden müs- sen. Es wird kein Trost sein, aber es ist schon Tatsache: Vergleichbare Gemeinden haben schon bisher wesentlich höhere Tari- fe und müssen mit der Einführung neuer Ge- setze weiter steigern. Steigen die Entsorgungsgebühren ins Uferlose an? Kommen Verbesserungen in der Entsorgung? Allein die Sondermüllabfuhr ist von 1989 auf 1990 von 5 250.000.— auf 5 650.000.— angestiegen. Der Umweltschutzlandesrat hat eine Steigerung der Kosten bei der Glas- entsorgung für 1991 um 75 Prozent ange- kündigt. Die Kosten werden sicher noch ansteigen, aber nicht ins Uferlose. Und man darf den Positivaspekt der besser werdenden Entsor- gung nicht übersehen. Unsere Jugend steht den Fragen des Umweltschutzes sehr positiv gegenüber und wird in den Schulen sensibi- lisiert. Wir haben ohne schlechte Absicht auf den Ablageplätzen Giftbomben produ- ziert. Wir müssen aus der Erfahrung viel lernen, vor allem muß unser »Umweltge- wissen« stärker mitsprechen. Die Gemeinden des Abfallbeseitigungs- verbandes Kitzbühel, Jochberg und Aurach haben Gott sei Dank ein relativ fortgeschrit- tenes System der Mülltrennung. Es bleibt noch viel zu tun. Eine vordringliche Aufga- be ist die Trennung des kompostierbaren Mülls vom echten Hausmüll. Die Verbesse- rungen können nicht verordnet oder von den Umweltschutzreferenten der Gemeinden durchgesetzt werden, auch wenn sie sich weiter stark engagieren, die Verbesserun- gen können nur durch die Mitarbeit vieler einsichtiger Bürger erfolgen. Vielen ist der Schutz der Umwelt auch in den Entsorgungs- fragen ein echtes Anliegen. Diesen danke ich besonders herzlich. Bergweihnacht Den Mensch im Tal, konsumverfallen, mit Geschenken, jeder Wunsch erfüllt, Getriebe, oberflächlich in allem, Lichtblendwerk, die Straßen durch quillt. Der Stille Atem hat keine Halt, die Worte hallen, die Herzen bleib'n stumm. Einsam am Berg, ein Weiblein alt, ein Hund nur Gefährt, karg rundherum, haust, alt die Keusche, Wasser rinnt, damit nichts gefriert, in der Stube vom Quell. Den Weg vereist, mühsam bergauf, wir bringen der Alten ein Weihnachtspaket. In der Stube ein Tisch, ein paar Zweiglein zuhauf, sonst schmucklos und leer, die Alte steht, erschrocken fast und fassungslos als das Paket glitzernd entlädt, viel gute Gaben. Erstaunen erst groß, dann ein Rühren und Freude die Alte erfasst, sie kann's fast nichtglauben, ihr wanken die Knie, fast möcht beten zum Wunder, ihr aufgetan, hat doch Zeiten niemand gedacht an sie allein in einsamer Lebensbahn. Nur2 Fotos von Eltern und Bruder, im Krieg verlor'n sind bei ihr, hier heroben allein, im Schnee hoch am Berg. Daß nichts fast genug, des muss man hier eben zufrieden sein. Und weit unten im Tal, sie versinkt die Welt, ruhelos, echter Freude bar. Es erfaßt uns der Alten, gebrechlichen und welk, tiefinnere Freude. Und Weihnacht war mit einmal in uns, wie nie erlebt, s'durchstrahltim armselig ärmlichen Raum auch unsere Herzen, warm und reich, die Welt im Tal weit entrückendzuin Traum, der Häuslerin Glück, einer Gnade gleich. Dr. Glaser
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