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SAMSTAG, 24. AUGUST 1991 LOKAL-ANZEIGER SEITE 21 Die älteste Sennerin Tirols Michael Reiter ein 60er lebt in Fieberbrunn Im Winter im Altersheim, im Sommer auf der Alm: Für Maria Mühlbacher besteht das Leben aus einem ständigen Auf und Ab. Am wohisten fühlt sie sich freilich auf dem Berg. Die 83jährige ist schließlich Tirols dienstälteste Sennerin. Ganz nahe am Herr- gottswinkel in der Wohnküche, da hat die gerahmte Urkunde ihren Ehrenplatz. Für 41 Jahre auf der Alm gratuliert der Tiroler Almwirtschaftsverein. Ein halbes Leben hat die Fieberbrunnerin über ihrem Heimatort verbracht. 1930 ging sie zum ersten Mal hinauf auf eine Alm. "Es war immer viel Arbeit', erzählt sie in ihrem Heiligtum, der Wohnkü- che der Lineraim in 1.600 Meter Höhe. Maria Mühlbacher hat Tee gekocht - eine ihrer Spezialitä- ten. Rum ist aufjeden Fall drin, aber mehr verrät sie nicht. Hin- ter den dicken Brillengläsern funkeln lustige Augen. Allein für diesen Tee lohnt sich der fünf- stündige Aufstieg. Doch die Grenze zwischen Romatik und Schinderei ist auf einer Alm fließend - und meist abhängig vom Betrachter. 14 Ziegen, 70 Schafe und über 100 Kühe müssen hier auf der 156 Hektar großen Weidefläche der Lineralm betreut werden. Das bedeutet für Maria Mühlbacher und ihre beiden männlichen Helfer harte Arbeit: 3.30 Uhr aufstehen, im Stall gilt es rund 60 Küche zu melken. Dann Stallausmisten, Jungtiere betreuen, Zäune ausbessern. Am Nachmittag besteht vielleicht die Chance für einen Mittagsschlaf, am frühen Abend müssen die Tiere dann wieder in den Stall getrieben und gemolken werden. Ein langer Arbeitstag - sieben Mal pro Woche. Vieles ist anders geworden auf der Alm: Seit neun Jahren gibt es einen befahrbaren Weg, früher mußte alles stundenlang auf den Berg geschleppt werden. So er - nährte man sich während der Sommrmonate zwangsläufig meist von Milchprodukten, Fleisch gab es selten. Die Milch mußte damals oben sofort zu Käse oder Butter verarbeitet werden. Heute gibt es eine 2,5 Kilometer lange Milchleitung, die das wei- ße Kapital der Almbauern in ei- nen Tank befördert. Von dort geht es mit dem Milchwagen in die Molkerei. Mutter und kam zu einem Bau- ern, seit ihrem 14. Lebensjahr galt es hart zu arbeiten. "Heute will niemand mehr auf die Alm", beklagt sie den Nachwuchsman- gel. "Man muß einen Stolz haben aufs Arbeiten", sagt sie fest und bestimmt. Aber: "Es ist auch immer lustig gewesen." Wo ge- tanzt, gesungen und musiziert wurde, war sie stets dabei. Einsam sei es nie auf der Alm gewesen, berichtet sie. Heute kommt häufig Besuch. Denn wer in einer gemütlichen Privatpen- sion oder auf einem Bauernhof in Fieberbrunn Ferien macht, dem kann es passieren, daß ihn seine Gastgeber zu einem Almhesuch, einladen. Wenn Maria Mühlba- cher dann ihre Spezialitäten der Tiroler Küche auftischt, sind alle begeistert. Die Fieberbrunner feiern vom 7. - 14. September ihre Fest- und Nostalgiewoche und vom 14.- 23. September ihre "Almererta- ge", deren Höhepunkt die Al- mabtriebe sind. So werden am 21. September in Fieberbrunn bei einem großen Sennerfest Mensch und Vieh im Tal begrüßt. Ein großer Tag für die Senner, ein großer Tag auch für Maria Mühl- bacher. Vor allem, wenn man wieder seine Tiere schmücken kann. Denn der prächtige Auf- putz signalisiert, daß es zu kei- nem Unfall auf der Alm gekom- men ist. Vor allem überraschen- de Wintereinbrüche im Spätsom- mer können Schlimmes anrich- ten. Maria Mühlbacher hat das alles schon erlebt. Ob sie auch im nächsten Sommer wieder auf- bricht zur Lineraim, das hängt ganz stark von ihrem Gesund- heitszustand ab. Doch stets war die Alm ihr Jungbrunnen: "Ich bin stolz, wenn ich es wieder einen Sommer lang gepackt habe." Und jeden Frühling will sie erneute auf den Berg: "Wenn ich eine Glocke höre," erzählt die 83jährige, "dann muß ich wieder nach oben gehen." kJftbüheler 1erAnzJgr Seit 40 Jahren die Nummer 1! Leitin losts her, gwiji ist wahr, Eisenhadn-Michi weascht z'Baschtlrnä (24. August) 60 Jahr. Braucht weascht er notwendig übe roi, bei die Bauern, den Gästen und im Stoi. As Jagan macht eahm an narri sche Freid, Weils do as Jagalatein geit. Nun wünschn die Verwandten und Bekannten und sist no a paar Gsundheit, a netts Jagan und vui Freid die kommenden Jahr. L.L. Michael Reiter "Canned Heat" in Fieberbrunn! FIEBERBRUNN. Eine wahre Sensation glückte dem Veran- stalter-Team rund um "Riverhou- se"-Boss Stefan Obwaller. Für die Rocknacht am 2. November konnte die Kultband "Canned Heat" ( "Goin' up the country") verpflichtet werden! Die Gruppe, die durch ihren Auftritt beim Woodstock-Kon- zert Berühmtheit erlangte, zählt seit über zwanzig Jahren zu den leuchtendsten und beständigsten Stars am Rockhimmel. Das Vor- programm werden einheimische Bands bestreiten. üi i't Uui i Jühibacheraus Fieberbrunn i1 1 irels dienstäl- teste Sennerin. Pfarrkirche Fieberbrunn Für den verstorbenen Chri- stian Astl wurden an Orgel- Ihre 40 Jahre Almieben schätzt 1 Die Anzeiger-Faxnummer: spenden S 2.600.— als Kranz- Maria Mühlbacher über alles. Ihr 1 ablöse bezahlt. Leben war nicht einfach. Mit 1 05356/2510 Herzlichen Dank einem halben Jahr verlor sie ihre 1 Pfarrer J. Stifter
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