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Badejreuden am .S'hvursee (1908) fflt3büfj eter S ct*nsztbtätter Heimatkundliche Beilage des "Kitzbüheler Anzeiger" mit Beiträgen über Volkstum, Geschichte, Volksleben, Kultur und Natur. Schriftleitung Hans Wirtenberger Begegnungen: Kitzbühel und die Familie Haberlandt Dr. Gertrud Heß - Habe rlandt Schon unsere Großeltern Heß und Haberlandt waren - damals noch völlig unabhängig vonein- ander - "Sommerfrischler' die- ser Gegend. Familie Heß reiste bereits 1896 mit Sack und Pack aus Prag nach Waidring und verbrachte dort mit Bekannten und neugewonnenen Freunden viele Sommer; bis 1914 und dann von 1919 bis 1937. Die Familie Haberlandt begann ihr Sommerfrischendasein ge- meisam mit den ihr eng verwand- ten "Thirrings" um 1905 in Kitz- bühel. Sie logierten in einem bescheidenen Gasthof, am ehe- sten vermutlich beim Grießwirt, Mein Feriendasein in Kitzbü- hei, es waren damals höchstens drei Wochen, die sich mein Va- ter leisten konnte, begann im Jahr 1930 auf einem Bauernhof in Gundhabing, eine Gehstunde vom 'Stadtl' entfernt. Vom heu- tigen, auch dem geringsten, Ur- laubskomfort trennten uns Welt- en Wasser vom Lauf- brunnen Unsere Familie, meine Eitern, Bruder Wolfgang und ich, beide Volksschüler, waren in zwei Kammern des Hofes einquartiert. Diese waren mit einfachsten Mo- biliar ausgestattet. Auf einem Waschtisch standen zwei schwe- re Porzellanschüsseln und -krü- ge, daneben ein Kübel für das Schmutzwasser. Das Plumpsclo befand sich einen Stock tiefer. Wasser holten wir vom Lautbrun- nen vor dem Haus. Unser Essen durfte meine Mutter, wenn für die Hausleute fertig gekocht und der große Sparherd noch heiß war, in der Küche zubereiten. Abends be- halfen wir uns mit einem kleinen zerlegbaren Spirituskocher, auf dem nur eine Speise oder ein Getränk gewärmt wurde. So leb- p4 ten wir neben und mit den Haus- leuten, zu denen viele Dienstbo- ten gehörten. Wir Kinder trieben uns mit Begeisterung im Stall bei den wenigen Heimkühen herum, durften nach einiger Zeit die Eier aus den Hühnernestei-n einbrin- gen und auch in der Machkam- mer stöbern. Unsere sonstigen "Unterneh- mungen" bestanden bei Schön- wetter in Ausflügen, na, auf das durch gesammelte Beeren und einen Trunk aus der im Wald gelegenen kalten "Erberquelle'. Regentage wurden zum Schwammerlsuchen' genützt, in der Hauptsache Eierschwam- merl, die es oft in Massen gab. Manchmal zogen wir die Wind- jacken aus, knüpften die Armel zu, um den Erntesegen fassen zu können, der zu Hause geputzt, in Fett gebraten, mit Eiern ergänzt, herrliche Mahlzeiten ergab. Wir führten ein überaus bescheide- nes, aber glückliches Leben. Alte Kleidung am Land "abgetragen" An Bekleidung hatten wirjene Stücke mit, die zuhause schon fast zu schäbig waren und des- halb "auf dem Land" aufgetra- gen werden sollten. In solcher Kluft gingen wir auch durchaus ins Stadtl einkaufen, hauptsäch- lich zum Fleischhauer, oder um etwas Obst und Zeilensemmeln. Gemüse gab es fast keines, und alles Andere wie Milch, Butter, Eier, Brot, Salat und Schnittlauch Kitzbüheler Horn, wo wir im Gipfelhaus übernachteten, Fuß- märschen zum Gieringer Wei- her, weil man dort kostenlos baden bzw. schwimmen konnte. Wenn es das Wetter, selten aber doch erlaubte, waren das Auf - enthalte über den ganzen Tag. Mittäglicher Höhepunkt war die von meinem Vater auf besagtem Spirituskocher bereitete Erbs- wurstsuppe, dazu ein Butterbrot. Erglinzen durften wirunserMahl Die Autorin mit der Mutter und dem Bruder Wolfgang beim Pöll-Hof 1931. Ihr Großvater Michael war Begründer des Osterreichischen Museums für Volkskunde in Wien, der Vater Arthur, Direktor des Museums, forschte auch in Kitzbühel. Die Familie Heß-Haberlandter schuf das Buch "Bauernleben"
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