Kitzbüheler Anzeiger

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SEITE 4 LOKAL-ANZEIGER SAMSTAG, 16. NOVEMBER 1991 VON MENSCHEN MEINUNGEN Golf-Diskussion trennt Kitzbtihel in zwei Lager Über 300 kamen zur Pressestunde in die Tenne Fotos: STAU Heinz 1(11er, Obmann Tiro- ler Tourismusvereinigung: 'Das meiste Geld kommt bei uns vom Tourismus. Das sollten sich auch die verantwortlichen Politiker bei ihren Entscheidun- gen ganz genau überlegen. Josef Hechenberger, Ge- meinderat Kitzbühel: "Ich bin nicht prinzipiell ge- gen Golfplätze, aber man muß sich einfach fragen, wann es genug ist. Die Grundstücke rund um die Golfplätze sind ein An- ziehungspunkt für Zweitwohn- sitze. Interessant ist ein Vergleich im Flächenverbrauch: ein Golf- spieler braucht laut Statistik 1100 Quadratmeter, ein Tennisspieler nur 12,6!" Hans Heinz Klier Dipl. Ing. Schneider, Golf- platzökologe (BRD): "Die Zeiten der Giftbomben Golfplatz ist längst vorbei. Jetzt geht der Trend eindeutig hin zu besonders naturnahen Anlagen. Pestizide finden auf Golfplätzen fast keinen Gebrauch mehr." Elisabeth Hechi, Hausfrau, Kitzbühel: "Anstatt über einen weiteren Golfplatz für eine Minderheit sollte man sich eher über einen zweiten Kinderspielplatz, Rad- und Wanderwege oder billigere Tarife bei der Musikschule Ge- danken machen." Gerhard Resch, Obmann des TVB Kitzbühel: "Golf ist die beliebteste Sport- art in Kitzbühel. Acht Prozent aller Kitzbüheler sind aktive Golfspieler. Investitionen wie Kinderspielplätze oder Wander- wege kann man sich nur leisten, wenn über den Tourismus ent- sprechend einnimmt. Ohne den Tourismus müßten wir bald wie- Hirnsberger der mit der Petroleumlampe durch die Stadt gehen." Willi Thaler, evangelischer Pfarrer Kitzbühel: "Der Mensch hat den Auftrag, die göttliche Schöpfung zu be- wahren und trägt dafür die Ver- antwortung. Es stimmt mich traurig, wenn ich sehe, was mi: früher so wunderschönen Gebie- ten, wie rund um den Schwarz- sae, passiert ist." Andreas Braun, Tirol-Wer- bung: "Ein derart strukturschwacher Tourismus wie bei uns würde von einem Golfplatz mt seiner hohen Wertschöpfung profitie- ren. Weil aber viele Or.e einen Golfplatz wollen, ist lokalpoliti- scher Egoismus fehl am Platz." Josef Ziepi Robert Hirnsberger, Flote- 11er Kitzbühel: "Ich habe nichts gegen den Sport an sich, glaube aber, daß cem Golf in Kitzbühel ein zu hoher Stellenwert eingeräumt wird. Ich sehe keine Notwendig- keit für einen vierten Golfplatz. Viel mehr Gäste kommen lieber wegen der Kultur und der schö- rien Stadt." Josef ZiepI, Tourismiisverei- nigung Kitzbüheler Alpen: "Wenn immar vom großen Pla:zvernrauch die Rede ist, soll- te eines entgegengehalten wer- den: nur 0,02 Prozent der Fläche Osterreichs sind Gnlfplätze. Statt gegen ilche Projekte zi kämp- fen, solLe man sich eher um die Unterste tzung der Bergbauern kLrnmern." Toni Laucher, Bauer Kitz- bühel: "Jb cie Golf spieler die Berg- bauern unterstützen, wage ich zu bezweifln. Auch glaube ich, daß Toni L.wh'r in tztühe1 das Skifahren im- mer rioci die belieteste Sportart isr. Wir haben 8000 Gästebetten, 300 kdnnen prc• Tag golfen, was machen dann die anderen 7700? Außerdem ist es eine Schande, daß den Einheimischen zum Bauen nur noch die schlechte- sten ?la:ze bleiben." Rudi Sailer, Unternehmer: "Von uniwelischädlich kann keine Rede sein Seit es cen Golf- platzgilrt, gbtes amSchwarzsee hunderte vcn Enten!" Rudi Ilöfinger, Immobilien- makler, Golfplatzbetreiber: "Bisher waren mir die Hände gebunden, weil mit den Grund- stii•cksDesitzern noch nicht alles Rudi Höjinger klar war. Jetzt schlage ich den Gegner noch einmal ein Gesp:ch vor. Ich bin sicher wir werden uns bei vielen Fragen, etwa bei den Spazierwegen, einiger.' Lukas Neuner, katholischer Koprator: "Es ist Zeit, sich zurückzube- sinnen. Tourismus um jeden Preis kann keine Lösung sein." Hannes Lugger, Umweltlan- desrat: "Die Aiiemative zum Golfplatz wäre nur die Landwirtschaft, die ja bekanntlich auch Probleme macht. Wer sagt, caß nchi ejch ein Projekt Golf auf Zeit möglich ist." Lukas Neuner
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