Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
SAMSTAG, 23. NOVEMBER 1991 LOKAL-ANZEIGER SEITE ii LESERPOST Die hier veröffentlichten Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion, sondern nur die PLUS&MINUS des Verfassers wieder. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. Wer darf zuerst blockieren? Drohender Anschlag auf das Eigentum der Österreicher Manche finden es belustigend, manche beschämend, was sich nunmehr rund um eine geplante Blockade wegen des Bahn- schrankens in Kirchberg abspielt. Blockade - wer darf zuerst, wer hat diese Superidee zuerst gebo- ren? Vielleicht kommt es noch zu einer Blockade der Blockade. Jawohl, der Bahnschranken im Ortszentrum von Kirchherg ist untragbar geworden, der Ver- kehr hat nicht zuletzt durch die ständige Bettenvermehrung ein Ausmaß angenommen, daß da- gegen etwas unternommen wer- den muß. Aber ob ein Streit, wer zuerst blockieren darf hier Ab- hilfe schaffi? Waren die Initiato- ren, die sich offensichtlich im Hinblick auf die Gemeinderats- wahl profilieren wollen, schon einmal bei den zuständigen Mi- nisterien? Blockade im Winter, wenn das Verkehrsaufkommen am größten ist - nein - der Frem- dendverkehr darf natürlich kei- nen Schaden erleiden. Blockiert Kitzbühel besitzt zur Zeit drei hervorragende Golfplätze in den besten und attraktivsten Lagen. Nun wurde eine Dikussion um eine vierte Anlage entfacht, die so manches Gemüt bewegt. Seit zwei Wochen bin ich als Bürger- meister offiziell über den gesam- ten Umfang und Inhalt dieses Projektes informiert. Grundsätzlich wäre hier zu bemerken, daß dieses Golf-Pro- jekt so wie viele andere Projekte in unserer schönen Stadt auch, den unmittelbaren Lebensraum derBürger berührt. Es ist daher sorgtältig, kritisch und mit Vor- sicht zu betrachten. Ich möchte hier nur einige Punkte anführen, die ohne Rat und Untersuchung von Fachleu- ten zu entscheiden nicht möglich sind. Zum Beispiel: Die Berührung des wichtigsten Trinkwasser- schutzgehietes in der Lan gau, daß wir wie einen Augapfel hü- ten müssen; Das Bichlalmgehiet ist zum Reitsportzentrum gewor- den, die dazu notwendigen Reit- dürfen nur die Einheimischen werden - also Blockade im De- zetnber. So hört mans aus der einen Ecke. Viel wichtiger wäre es, wenn man tatsa..hlich Akzente setzt, um die Verkehrsmisere zu beseiti- gen. Wir haben schon vor zwei Jahren den Antrag gestellt, daß die - unserer Meinung - sinnlose Millionenausgabe der Gemein- de besser zur Beschleunigung der Umftihrungsstraße und damit zur Beseitigung des Bahnschrankens eingesetzt würden. Leider wurde unser Antrag von der Mehrheit abgelehnt. Nur wenn wir Kirchbergerin- nen und Kirchberger alle zusam- menstehen, kann eine Lösung erreicht werden und nicht durch kleinkariertes Parteidenken und Profihierungssucht. Protestaktio- nenja, wenn sie notwendig sind, dann aber gemeinsam und gezielt. Peter Kohlreiter, SPO- Vizebürgermeister Kirchberg wege müssen berücksichtigt werden. Spazierwege; weitere Radwege; die verkehrsmäßige Erschließung. Bei all den großen Vorteilen, die uns heute ein fiorierender Tourismus beschert, müssen wir die natürlichen Nachteile die daraus entstehen jn jedem Fall • für alle Bürger Kitzbühels in einem erträglichen Rahmen hal- ten. Ich möchte daher alle Leute, die an dieser Golfdisku.ssion be- leiligt sind bitten, einen kühlen Kopf zu bewahren und objektive Entscheidungsgrundlagen aus- zuarbeiten. Die wirklich brennenden Pro- bleme Kitzbühels und seiner Bewohner sind Wohnungen, Verkehr und die Abfallbeseiti- gung. Sie sind auch der soziale und infrastrukturelle Status für eine harmonische Funktion und Exi- stenz zwischen Bürger und Tour- ismus. Ihnen möchte auch ich meine ganze Kraft widmen. Friedheim Capellari Bürgermeister Kitzbü hei Der neue Föderalismusmini- ster Weiss möchte die Kompe- tenzfür den Grundverkehran die Bundesländer übertragen. Das heißt, daß die Länder Preisober- grenzen für den Verkauf von Eigentumswohnungen festsetzen können. Der einzelne Bürger, kann dann nicht wie bisher, wenn er dies will, seine Eigentumswoh- nung zum Marktpreis verkaufen. Er mißte vielmehr zu dem vom Land festgesetzten Preis seine Eigentumswohnung veräußern. Mit "Eigentum"hat das natür- lich wenig zu tun. Deshalb muß auch die Verfassung geändert werden. Alle Liegenschaftsge- schäfte sollen "verwaltungsbe- hördlichen Beschränkungen" unterworfen werden. Diese Regelung würde auch bei Erbschaft in gerader Linie gelten. Wenn z.B. der Erbe, Sohn oder Tochter, eine andere Staats- bürgerschaft annehmen sollte, so könnten diese, beispielsweise eine Eigentumswohnung, nicht mehr so ohne weiteres übe rneh- men. Das gleiche gilt auch für Zweilwohnsitze. Wer einen Zweitwohnsitz besitzt bzw. über eine Wohnung verfügt, die ver- mietet wird, so könnte diese, wenn die Gesetzesnovelle verabschie- det wird, nur mehr mit Genehmi- gung des Bürgermeisters verkauft werden. Das bedeutet, daß jeder ein- zelne Kaufvertrag, egal ob für Grundstück, Haus oder Woh- nung, der abgeschlossen würde, erst dann rechtsgültig wird, wenn die zuständige Behörde, das wird entweder der Bürgermeister oder die Landesregierung sein, ihre Zustimmung erteilt hat. Dies nicht nur wenn Ausländer kaufen wollen, auch wenn zwei Oster- reicher an der Transaktion be- teiligt sind, kann dann der Er- werb an gewisse Bedingungen geknüpft werden. Wehe dem, der dann schnell verkaufen muß. Man braucht kein Prophet zu sein, um zu erkennen, daß es dann zu enormen Zeitverzögerun gen heim Verkauf oder Kauf von Lie- genschaften kommen wird. Als Argument flur die Beschrän- kung des Grundverkehrs dient den Politikern immer die War- nung vor dem AusverkaufOster - reichs. Dies ist aber fölsch. Zweitwohnsitze von "EG-A uslän- dem" können weiterhin be- schränkt werden, ohne alle Oster- reicher in ihren Eigentuinsrech- ten zu beschneiden. Es gibt Ge- setze die bereits vorhanden sind, die nur EG-gerecht zu adaptie- ren sind. Raumordnungsgesetz, Flächenwidmungs- und Bebau- ungspläne, sowie der bereits seit 1960 in Landeskompetenz über- tragene Ausländergrundverkehr, sind probate Mittel um die Pro- bleme zu bewältigen. Die beabsichtigte Änderung in der Bundesverfassung hingegen bedeutet eine Benachteiligung aller Osterreicher. Diese ins Auge gefaßte Kompetenzände- rung wurde bereits von verschie- denen Seiten entschieden abge- lehnt. Allem voran die Osterrei- chische Immobilienhörse sowie die Standesvertretun gen der Be- rufsgruppe der immobilienmak- 1er und Verinögenstreuhänder, die Handelskammer, sowie an- dere dem österreichischen Staatsbürger gegenüber verant- wortungsbewußt denkende und agierende Vereinigungen spre- chen sich nunmhr vehement gegen die geplante Verfassungs- änderung aus. Es bleibt zu hoffen, daß die umfassende objektive Informa- tion durch die Berufsgruppe der immobilienhändler letzlich ein Umdenken in dieser Richtung bewerkstelligt und dieser "Uber- raschungsanschlag" auf die Grundrechte der Osterreicher noch abgewendet wird. Philipp Reisinger GF der Kitzpichl Realitäten Gesm. b.H. Ihr verläßlicher Partner - Josef Jächl holzbaumarkt Natur- und Pflastersteine Paß-Thurn-Str. 9a, Tel. 0535214203 Zum Thema Golf Redaktionsschluß Dienstag, 17.30 Uhr
< Page 11 | Page 13 >
< Page 11 | Page 13 >