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SAMSTAG, 30. NOVEMBER 1991 LOKAL-ANZEIGFR SEITE 3 Vermieterin und Gast als "Paten" für Flüchtlinge Von Stefan Aufschnaiter KITZBÜHEL. Flieht nach Osterreich", beschwor die Mut- ter des 19-jährigen Rasim Rex- haj unter Tränen ihren Sohn und dessen Freund Ibrahim Kryezin (23) während eines Bombenan- griffs im kroatischen Siawonien. Vorher war die Fabrik, in der die beiden Burschen gearbeitet hat- ten, im Bombenhagel der Luft- waffe in Flammen aufgegangen. Tagelang wagten sich die Fami- lien, die aus dem bitterarmen Kosovo stammen und in Kroa- tien eine neue Heimat gefunden hatten, nicht aus dem Keller ih- res schwer beschädigten Hauses. Ein Soldat der kroatischen Nationalgarde, der sein Fahrzeug in Sicherheit bringen wollte, übergab den beiden Burschen sein Auto, mit dem sie sich durch das Kampfgebiet nach Osterreich durchschlugen. Nachdem sie den Wagen an der Grenze deponiert hatten, kamen sie schließlich per Bahn nach Kitzbühel. Bei mehreren Pensionen wur- den Rasim und Ibrahim abge- wiesen, ehe sie zur Pension KITZBUHEL. Der Kitzbü- heler Gemeinderat gab vergan- gene Woche seine Zustinunung zur Einleitung eines Natur- schutzverfahren für den Golf- platz Eichenheim. Im Beschluß wird allerdings eingeschränkt, daß dies kein generelles Ja zum Golfplatz sei. Die Gemeinde Kitzbühel be- sitzt auf dem geplanten Golfplatz- gelände ein öffentliches Weg- recht. Wie bei allen anderen Grundstücksbesitzern war ihre Zustimmung nötig, um ein Na- turschutzverfahren einleiten zu können. Der Beschluß fiel mit 17 Ja- Stimmen und einer Stimmenthal- tung eindeutig aus. Zuvor wurde jedoch eineinhalb Stunden lang heftig gestritten. Denn Betreiber Rudolf Höfinger hatte sein An- suchen nicht schriftlich, sondern nur mündlich eingebracht - und das entsprach nicht den Buchsta- ben des Gesetzes. Schlußendlich wurde unter der Auflage zugestimmt, daß man die Sicherheit des Grundwasser- Schmidinger in der Ehrenbach- gasse kamen. "Es war schon gegen elf Uhr abend, als die beiden bei mir läuteten", erzähl: Barbara Schmi- dinger. Obwohl sie wußte, daß von dieser Gäs:en kein Geld zu erwarten ist, holte sie die Flücht- gebietes :n dcr Langau genau zu prüfen habe. Auch bedeute diese Zustimmung kein generelles Ja zum Golfplatzbau. Während sich die Befürwo:ter des Projektes vo dem Rathaus- saal in die Arme fielen, herrschte bei den Gegnern Verärgerung. Fini Sulzenbacier kritisierte, man hätle vor der Zustimmung zum NatLrschutz'.'erfahren prü- fen müssen, ob in :1er Causa 'Ei- chenheim' nicht eine Umgehng des neuen Grundverkehrsgesct- zes vorliege. Sulzenbacher: "Es entspricht nicht der moralischen Verantwortung von vereidigten Gemeinderäten, den Wünschen von Herrn Hcfinger zuzustim- men, ohne vorher Klarheit über die Eigentumsverhältnisse zu haben'. Es gebe Gerüchte, wo- nach Höfinger nur ein Strohmann der deutschen Milliardärin Jo- hanna Quandt sei. Bürgermeister Friedhelm Capehari sagte, angesichts der tiefen Klcft, die :n dieser Frage durch die Bevlkerung gehe, müsse man sogar an eine Volks- befragung denken. (hm) linge sofort ins Haus. "Die zwei vereinten und ausgehungerten Buarr. haben mir einfach so leid getan." Zusammen mit einem Stamm- gast des Hauses, Franz Wagen- leitner aus München, übernahm "Weh" Schmidinger die Faten- sctaft für die Flüchtlinge. Die Verrr.ieterin sorgt für VeDfle- gung und Unterkunft, der Sr.amm gast half mit Bargeld aus, be- sorgte Winterkleidung und erle- digte Behördengänge. Dabei wurden ihm die Schwierigkeiten ganz deutlich vor Augen geführt, nut aer ein Flüchtling in Cster- reich zu kämpfen hat. "Ich hätte schon Arbeit?lätze für ie beiden gehabt, das Ar- beit;amt legte sich aber quer," e:zählt Franz Wagenleitner. Jer zuständige Landesrat Walter Hengl erklärt im "Anzei- ger' -Gespräch die Zwickmtihle in Sachen Flüchtlinge: "Auslän- r können trotz großem Bedarf wegen des Ausländerbescnäfti- gungsgesetzes nicht arbeiten, weil die Obergrenze vor zehn Prozent Ausländer bereits er- reclt ist. Nur wenn einem Flücht- Lug, Asyl gewährt wird, darf er we ein Osterreicher ohne Be- schränkung arbeiten." Während Hengl Rexhai und Kryezin gute Chancen auf Asyl gibt ist man bei der zuständigen Au Jänderberatung skep:ischer. 'Bürgerkrieg gilt nicht al Aner- keiunungsgrund", verlautet es. Am Donnerstag dieser Woche fEhlen die leidgeprüften jungen Männer zur Caritas in Innsbruck, die sich ihres Falles angenom- men hat. Das Geld für Fahrt und Verpflegung spendierte wieder Franz Wagenleitner, der sich, wie er selber sagt, erstmals in seinem Leben als Helfer profiliert. "Ich habe als Osterreicher, der vor 25 Jahren ins Ausland gegangen ist, erlebt, wie wichtig Hilfe in der Fremde ist. Ich möchte nicht, daß diese beiden braven Buben aus reiner Not auf die schiefe Bahn kommen." Er und Weti Schmidinger wollen ihre zwei Patenkinder solange im Auge behalten, bis sich sicher versorgt und nach dem Krieg wieder bei der Familie in Kroatien sind. & LOIS ]RIAS "Bualeinaichi, a de Haochfoiza weascht dea Muilpiotz z'Griassn aundla stinkn!" Golfplatz Eichenheim: Gemeinde sagt Ja zu Naturschutzverfahren
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