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SEITE 14 LOKAL-ANZEIGER SAMSTAG, 21. DEZEMBER 1991 LESERPOST Die hier veröffentlichten Leserbriefe geben PLi_jS&MINUS nicht die Meinung der Redaktion, sondern nur die des Verfassers wieder. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. Draußen vom Walde flüstert der Wind Ein (wahres) Wintermärchen 24. Dezember 1999. Das klei- ne Mädchen aus Fieberbrunn stapfte durch den nahen Wald. Viel Schnee lag, obwohl die Winter immer milder wurden, wie die Erwachsenen erzählten. Der kleine Fuß des Mädchens stieß an etwas, das raschelte. Es mochte kein Schnee sein, denn dieser knirschte. Ein bißchen Angst hatte sie schon, zugege- ben, dennoch blieb sie stehen und blickte nach unten. Etwas, das aussah wie ein Stück Papier, lag zu ihren Füßen. Nur nicht so grau, wie jenes, das sie Umwelt- papier nannten, sondern eines, das bunt und ganz freundlich schien. Sie bückte sich und hob das Papier ganz nahe vor ihre Augen. Es dämmerte schon und die Klei- ne dachte einen Moment daran, daß sie sich sputen müßte, wenn sie noch rechtzeitig daheim sein wollte. Die Großmutter hatte ihr ein- geschärft, ja nicht stehenzublei- ben und sich zu beeilen. Denn das Christkind wartet schon. Trotz dieser Ermahnungen blieb die Kleine stehen. Es schien ihr, als würde ihr jemand zuflü- stern: "Wirf mich nicht weg, ich mache dir Freude. Und in der fremden Stimme klang es wie ein Glöckchen nach. Plötzlich ertönte die Stimmte wieder: "Falte mich dreimal, dann Das kleine Mädchen dachte an die vielen Märchen aus alter Zeit, die die Großmutter immer erzählte und die nichts mit den neuen Geschichten, die jetzt er- zählt wurden, gemein hatte. Wer glaubt im Zeitalter der vielen Geschichten, die auf fremden Planeten spielen, mit unbekann- ten Wesen, freundlichen und schönen, bösen und häßlichen, noch an den Froschkönig oder an Rotkäppchen Dennoch: Sie faltete das Blatt Papier. Da, wie von Geisterhand herbeigezaubert, näherte sich ein Licht, das immer größer wurde und vor ihr stehenblieb. Ein Mädchen wie sie, leuchtend, freundlich lächelnd, stand vor ihr. "Wer bis du?" frage die Klei- ne. "Ich bin die Fee aus dem Müll, der überall verstreut liegt", sagte das leuchtende Kind. Die kleine Spaziergängerin kam aus dem Staunen, da ein bißchen mitAngst vermischt war, nicht heraus. "Wieso gibt es dich?" fragte sie. "Das ist eine Geschichte, die schon vor einiger Zeit begann. Wenn du Zeit hast, erzähle ich sie dir'. Und sie setzte sich auf einen unsichtbaren Lichterstein, der sie wohl wärmen mochte und begann der Staunenden zu er - zählen: "Vor einigen Jahren, es moch- te wohl 1991 gewesen sein, da bemühten sich die Menschen in Fieberbrunn, einen eigenen Müllplatz zu bauen. Der Grund wäre da gewesen, viel guter Wille und alle gesetzlichen Vorausset- zungen erfüllt. Doch der Wille der Fieberbrunner nützte nichts. Rein gar nichts. Denn fernab, im Westen, in einem großen Haus, das spöttisch das St. Bürokrati- ius Landhaus genannt wurde, re- gierte der blaue Wolf, der der Rat des Landes für Müll war und der nicht Lugger ließ und immer wieder sagte: "Wozu, zum blau- en Waldrand mit den vielen Pro- teststimmen, braucht ihr einen eigenen Müliplatz. Der, den wir gebaut haben für eine ganze Region, ist genug". Nun gut, aber dieser einzige Müllplatz lag auch fernab und der Transport des Mülls verschlang nicht nur viel Geld, sondern auch die Atem- luft, denn die Transporter ver- die selten die Luft, die hier im Tal und weiter draußen so gut ist. Doch nichts nützte. Die Men- schen in Fieberbrunn waren trau- rig. Denn sie konnten sich, we- gen der höheren Müllgebühren, nun weniger leisten an notwen- digen Einrichtungen. Viel Geld für nützliche Dinge wie Kinder- gärten, Schulen oder ein großes Kulturhaus a1 s Treffpunkt für alle Vereine, wanderte in den Müll, weil der blaue Landhaus-Lugger es wollte. Erst dann, wenn an einem Heiligen Abend ein kleines Mädchen den Mut haben würde, das bunte Papier aufzuheben und es zu falten, obwohl es schon dunkel wird, dann wird die Ge- schichte offenbar und die Finde- rin soll die Botschafterin gegen den blauen Landhausriesen sein. Hast du den Mut dazu?" 51 Hier endet das Märchen. In der Hoffnung, daß es nicht Wirk- lichkeit werden muß. Weil Weih- nachten ist und weil es um die Zukunft von uns allen und unse- rer Kinder geht. Umwelt geht uns alle an. Nicht wahr, Herr Landesrat Lugger ...? Euer Walter Hinterholzer, Bgm. Stv. und Umweitrefe- rent von Fieberbrunn. Zu den beliebtesten Hinwei- sen in der Adventzeit gehört heute, daß sie längst nicht mehr die stillste Zeit im Jahr ist. Ohne darüber zu polemisieren, warum das so geworden ist, darf dabei klargestellt werden, daß zusätzlich das Zitat falsch zugeordnet wird. Es gibt eine Sprechplatte von Karl Heinrich Waggerl »Das ist die stillste Zeit im Jahr« aus dem Jahr 1956, der Schriftstel- ler hat aber die Erlaubnis zur Verwendung beim tatsächli- chen Autor eingeholt. Das war der Lehrer und Liedforscher Dr. Norbert Wallner (1907- 1976), der auch lange Zeit in Kitzbühel als Bezirksschulin- spektor und als Lehrer tätig war. Norbert Wallner hat in der Internierung (1945 oder 1946) das weihnachtliche Lied »Das ist die stillste Zeit im Jahr« ge- schrieben, das zuerst der La- gerchor von Glasenbach ge- sungen hat. Viele Jahre wurde dieses Lied bei Adventveran- Spenden für Kinder von Tschernobyl Nur sehr wenige Kitzbüheler kamen zu dem Benefizkonzert der russischen Folkioregruppe 'Kressiwa', das zugunsten der strahlengeschädigten Kinder von Tsehernobyl veranstaltet wurde. Es war ein Konzert, das tief berührte und einen Blick in das Wesen der russischen Seele auf - tat "Kressiwa", der Name des Ensembles, heißt übersetzt Feu- erwerk oder Funke. Sollte nicht dieser Funke ein wenig auf uns überspringen? Vielleicht auch auf diejenigen, die durch die viele Arbeit in der Weihnachtszeit oder auch durch ein Uberangebot an Spendenaufrufen abgehalten worden sind, zum Konzert zu kommen. Wir haben auf jeden Fall ein Sparbuch bei der "Spar- kasse der Stadt Kitzbühel", Nr. 0010-403939, eröffnet, um den Kindern von Tschernobyl einen Erholungsurlaub in Osterreich möglich zu machen. Für Ihre Spenden sagen wir schon jetzt: Vergelt's Gott! Luise Kahrer, Kitzbühel staltungen gesungen und gerne gehört. Kurz nach Weihnachtenjährt sich zum 15. Male der Todestag von Dr. Norbert Wallner. Das ist Rechtfertigung genug, um auf den Schöpfer des weih- nachtlichen Liedes »Das ist die stillste Zeit im Jahr« dankbar hinzuweisen. Hans Wirtenberger Durch die Weihnachts- feiertage in der kommenden Woche muß der Redak- tions- und Anzeigenannah- meschluß für die nächste Ausgabe (Nr. 52) auf diesen Donnerstag, den 19. De- zember 1991, 17.30 Uhr vorverlegt werden. Für die Ausgabe Nr. 1 in der Neujahrswoche ist der Redaktions- und Anzeige- nannahmeschluß bereits am Samstag, den 28. Dezem- ber 1991. um 12 Uhr. Wir bitten um Ihr Verständnis! Die stillste Zeit im Jahr
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