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Travestieshow in Kitzbü hei: Die Koipinfarnilie klärt auf Travestie in Kitzbü hei: Es war keine grob mangelhafte Organisation SEITE 10 LOKAL-ANZEIGER SAMSTAG, 4. APRIL 1992 Die hier veröffentlichten Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion, sondern nur die des Verfassers wieder. D Redaktion behalt sich PL()S&MINUS das Recht vor. Leserbriefe zu kürzen. Die österreichische Nation — ein konstruierter Begrijj In dem Leserbrief "Jörg Hai- der und seine fragwürdige Poli- tik" werden unter dem Motto "Geschichte richtig beurteilen" Begriffe wie die "österreichische Nation", "deutscher Kulturkreis" und "deutsches Volkstum" inter- pretiert. Die Ausführungen zei- gen entweder Unkenntnis oder erfolgen in Verleugnung des tat- sächlichen Ablaufes der Ge- schichte. Das Bekenntnis zu einem un- abhängigen Staat Osterreich wird heute in unserem Lande im we- sentlichen allgemein, wider- spruchslos und voll getragen. Die staatliche Vielfalt im deut- schen Siedlungsraum in der hi- storischen Entwicklung (siehe z.B. Königreich Bayern, Sach- sen, Hanover, Württemberg) findet in einer Eigenstaatlichkeit Osterreichs einen durchaus ent- sprechenden Ausdruck. Hiezu bedarf es keiner eigenen "öster- reichischen Nation". Die seit 1945 versuchte Kon- struktion eines Begriffes des Bestehens einer eigenen "öster- reichischen Nation" kann aus dem Ablauf unserer vielhundert- jährigen Geschichte keine Basis finden und in Historie und Wis- senschaft nicht begründet wer- den. Viele Jahrhunderte Bekennt- nisse hervorragender Osterrei- cher sind zahllos, welche diese Auffassung stützen, wie z.B. Maria Theresia, welche ihrer Tochter Karoline schrieb: "Sei zeitlebens stolz, eine Deutsche zu sein". Kaiser Franz Josef sag- te, "ich bin ein deutscher Fürst". Bundespräsident Miklas meinte 1933: "Wir haben ein Erbgut zu bewahren, das von Jahrhunder- ten deutscher Geschichte und deutscher Kultur zeugt". Der Sozialist Otto Bauer: "Die österreichischen Sozialisten haben nichts zu schaffen mit dem Spuk des zusammengebrauten österreichischen Menschen ... der nationalen Gemeinschaft des deutschen Volkes entgegenge- stellt". Dr. Schuschnigg sagte in sei- nem Aufruf vom März 1938: "Osterreicher lernt Eure Ge- schichte. Osterreich war das letz- te Bollwerk des Deutschtums ge- gen Türken und Franzosen". "Wir glauben an die Gemeinschaft aller Deutschen", "Wir glauben an den deutschen Geist", "Osterreich ist das letzte Bollwerk des deutschen Geistes", "Osterreich war ein großes deutsches Land, als die Preussen noch kein Wort deutsch sprachen". Osterreich kann stolz auf die großartigen Leistungen österrei- chischer Menschen im Rahmen der deutschen Gesamtkultur, wie Grillparzer, Nestroy, Stifter und vieler anderer sein, wie es auch keinen Grund hat, Goethe, Schil- ler, Lessing, Kant usw. nicht bis zu einem gewissen Grade als eigen zu betrachten. Lebensart, Sprache, Brauch- tum und Kultur erfassen die Menschen diesseits und jenseits der Grenzen wie z.B. im Innvier- tel in Oberösterreich, welches erst im 18. Jahrhundert oder in Salz- burg, welches im 19. Jahrhun- dert österreichisch wurde, wie auch in der gemeinsamen Baju- varen-Ausstellung in Salzburg und Rosenheim bekundet wurde. Auch für die Menschen in Südti- rol trifft dies trotz 1918 zu. Gerade angesichts unserer so lebenswichtigen Probleme wie weitere Sicherung unserer Lebensgrundlagen, Gesell- schaftsentwicklung, Bekämp- fung der Umweltbedrohungen, Staatsschulden-Explosion, Al- tersversorgung, Budgetkonsoli- dierung usw. wäre es wohl an der Zeit, sich nicht weiter mit ge- schichtlich und wissenschaftlich nicht haltbaren Konstruktionen einer "österreichischen Nation" zu befassen, sondern vielmehr sich auf all das zu konzentrieren, was die Situation unseres Landes derzeit dringlich erfordert. Wollen wir doch an die Worte des Sozialisten Dr. Koref den- ken, der 1965 sagte: "Man soll die Osterreicher nicht vor die Alternative deutsch oder öster- reichisch stellen. Sagen wir es vielmehr klipp und klar: wir sind deutsche Osterreicher und spie- len nicht aus Opportunitätsgrün- den Verstecken". Dr. Herbert Glaser, Kitzbühel Eine Travestieshow von Hen- nett de la Meer im Kolpinghaus am 20. März fand die Aufmerk- samkeit des Kultur-Anzeigers. Der Berichterstatter war mit den Leistungen zufrieden, bemängel- te aber die Organisation. Zwischen der Gruppe, die be- reits vor einem Jahr im Kolping- haus aufgetreten ist, und dem Haus gab es einen Gastspielver- trag, wie das üblich ist. Das Kolpinghaus war Versagspar.- ner, aber selbstverstänclich nicht Veranstalter. Die Kolpinghaus- verwaltung hat den Vertrag ein- gehalten. Nicht vorherzusehen war, daß die Gruppe erst um ca. 18.30 Uhr (Veranstaltungsbeginn 20 Uhr) eintreffen wird. Der Hausverwai- ter erwartete sie seit 15.30 Uh:, allerdings nicht vor dem Gebäu- de, sondern im Haus, wo er auch andere Arbeiten hatte. Er half beim Materialtransport, der sich um max. 3 Minuten verzögerte (gerechnet von der viel zu späten Ankunft der Künstler und Tech- niker). Er unterstützte die Auf- bauarbeit und holte über Bitte der Gruppe die Vorverkaufskar- ten ab. Schwierigkeiten ergaben sich für die Künstler und den Techniker, weil die umfassen- den Vorbereitungsarbeiten z.T. erst während des Einreffens der Zuschauer erfolgten. Weil der Techniker entgegen einer ausdrücklichen Weisung einen Anschluß am falschen Platz vollzog, brach das Stromnetz zu- sammen. Glücklicherweise war ein freiwilliger Helfer zu: Stelle, der den akuten Schaden zu behe- ben vermochte. Nach Abschluß der Aufräumungsarbeten stellte die Gruppe fest, daß sie auch c.ie Bucftung für die Nacit überse- hen Latte. Die Kolpinghausver- waltung half um 23 Uhr bereit- will:g aus. Im Kolpinghaus, das :)hne öf- fentliche Förderung eine we- sentliche Aufgabe als Ve:anstal- tung szeatrum erfüllt. braucht niemand Angst zu haben, bei einer Veranstaltung "ertappt zu werden", denn es ist jedermann herzich willkommen. Das Haus ist von kathclischen Vereinen unter großen Opfern erbaut worden und wi:d von der Kolpingsfamilie getreulich ver- waltet. Eine Descrganisation durch Veranstalter, wie oben geschildert, ist bedauerlich, kann aber ebensowenig wie die An- zahl der Besucher einer Veran- staltung iem Kolpinghaus arge- lastet werden. Die Ko13infarni1ie Kitzbühel 1Jtzbühe1cr Der1 'Anztg€r Redaktionsschluß Dienstag 17.30 Uhr
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