Kitzbüheler Anzeiger

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SEITE 10 LOKAL-ANZEIGER SAMSTAG, 11. APRIL 1992 Die hier veröffentlichten Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion, sondern nur die des Verfassers wieder. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. Kein Tourismusmann im Gemeinderat! Bravo ORF und Presse Die Gemeindewahlen sind vorbei. Die neue Zusammenset- zung des Gemeinderates steht fest. Als dienstältestes Ausschuß- mitglied im Fremdenverkehrs- verband Kitzbühel muß ich dazu einige Worte sagen. In einem der führenden Fremdenverkehrszen- tren in Tirol und in Osterreich, sitzt kein einziger Vertreter der Hotellerie und Gastronomie im neuen Gemeinderat. Das hat es, soweit ich mich zurückerinnern kann, noch nie gegeben. Von 1950 bis 1962 bin ich im Ge- meinderat gewesen. Dann folgte als Vertreter und Sprecher für die Fremdenverkehrswirtschaft Stadtrat und Hotelier Walter Hirnsberger. Danach vertrat der Bürgermeister und Hotelier Her- mann Reisch wirkungsvoll den Tourismus. Nach ihm kam Hote- Busunfall hätte nicht passieren müssen Am Sonntag, 29. März, kurz nach Mitternacht, kam es zu ei- nem tragischen Busunglück auf der Loferer Bundesstraße (B 312). Ein Unfall, der zweifellos nicht hätte passieren müssen, würden die gesetzlichen Stra- ßenerhalter ihrer Verpflichtung nachkommen. Seit einiger Zeit kann man beobachten, daß Straßen erst ge- streut werden (ob Salz oder Split), wenn enorme Unfälle, Verletzte oder gar Tote zu beklagen sind. Und es mutet geradezu grotesk an, wenn dann in den Medien Radio und Fernsehen als Ursa- che zu schnelle Fahrweise ange- geben wird. Ich selbst bin ca. 1/2 Stunde voher mit wohl nicht mehr als 15-20 km/h heimgefahren und bin bei Zurücknahme des Gaspe- dals quergestanden. Ich konnte beobachten, daß es anderen ge- nauso erging. Wer immer die Verantwortung dafür trägt, daß nicht gestreut wird, er hat große finanzielle Schäden zu verantworten, Ver- letzte und Tote. Und er hat auch zu verantworten, wenn ein Chauf- feur, wie dieser Buschauffeur, vor der Öffentlichkeit als Tot- schläger hingestellt wird. Josef Sojer, Eilmau lier Ernst Harisch als Referent und Sprecher des Fremdenver- kehrs. Der Obmann des Frem- denverkehrsverbandes Kommer- zialrat Hotelier Gerhard Resch verstärkte viele Perioden hin- durch die Interessen der Touris- muswirtschaft. Seit 42 Jahren ist es das erste Mal, daß kein einziger Hotelier bzw. Gastronom am Tisch des Gemeinderates sitzt. Seit 42 Jahren das erste Mal kein Hote- lier im Rathaus zu Kitzbühel. Das ist wohl ein grobes Versehen der einzelnen Listenführer. Aber es ist vor allem auch die Schuld der Hotellerie selbst. Entweder sie waren nicht in der Lage sich zu organisieren und einen Mann an eine wählbare Stelle zu bringen, oder sie sind überhaupt nicht interessiert, was in der Gemein- de und mit dem Geld der Frem- Ich bin der Meinung, die Aus- führungen in dem unter dem Titel "Die österreichische Nation - ein konstruierter Begriff' erschiene- nen Leserbrief (KA vom 4.4.) sollten nicht unwidersprochen bleiben. Ich gehe davon aus, daß auch der Autor sich zu einem unabhängigen Staat Osterreich bekennt. Sein vehementer Ver- such, den Begriff einer "Öster- reichischen Nation" als nicht halt- bare Konstruktion darzustellen, läßt jedoch auch den gengeteili- gen Schluß zu. Es ist unverantwortlich, in einer Zeit zunehmender rechtsradika- ler Umtriebe die Eigenstaatlich- keit Osterreichs unterschwellig durch eine Verherrlichung des "Deutschtums" in Frage zu stel- len. Damit werden Repräsentan- ten einer im Parlament (!) vertre- tenen Partei, die verbalen Rechts- radikalismus salonfähig macht (Stichwort "Umvolkung"), si- cherlich nicht der nötige Wind aus den Segeln genommen. Es ist die Aufgabe eines jeden veranstwortungsbewußten Staatsbürgers, unselige Diskus- sionen über eine neuerliche "großdeutsche Lösung" im Kei- me zu ersticken. Wir sollten aus der Vergangenheit lernen. Mei- denverkehrswirtschaft geschieht. Es ist traurig aber wahr. Trau- rig für den Berufsstand und trau- rig für Kitzbühel. Bitte nur in der Zukunft keine Beschwerden und keine Kritik am Gemeinderat. Denn wer nicht bereit ist, Farbe zu bekennen, wer nicht bereit ist, Verantwortung in der Gemeinde zu übernehmen, der hat kein Recht zu kritisieren. Die Kolle- genschaft hat jetzt sechs Jahre Zeit nachzudenken, denn mitre- den und mitbestimmen können sie ja nicht. Ob das Denken allein genug ist, glaube ich nicht. Ei- nem Hirnsberger, Reisch, Ha- risch, Resch wäre das Nachden- ken allein zu wenig gewesen. Zu wenig für sich selbst und zu wenig für Kitzbühel. Sepp Reiter, sen. Hotel Bruggerhof Kitzbühel nungsäußerungen wie jene im oben zitierten Leserbrief tragen zu diesen Lernprozeß nicht un- bedingt bei. Dabei will ich die Existenz eines deutschen Kulturkreises nicht in Abrede stellen. Ich bin jedoch der Auffassung, daß der Begriff einer österr. Nation so- wohl geschichtlich als auch wis- senschaftlich fundiert ist. Zur Geschichte: Osterreich hat auch und vor allem nach 1945 eine Geschichte, die von außer- ordentlichen Leistungen beim Wiederaufbau des Staates und der Etablierung eines überdurch- schnittlichen Wohlfahrtssystem geprägt ist. Dies hat zu einem hohen Identifikationsgrad der Osterreicher mit diesem Staat geführt (im Gegensatz zur 1. Republik). Zur Wissenschaft: Nation ist 'Jedes Volk, das sich seiner selbst bewußt geworden ist und damit zugleich die Bewahrung seiner Eigenart anstrebt." (s. Allg. Staatslehre, ersch. im WS 1983/ 84 in IBK). In Beziehung zur Staatlichkeit ist Nation "das in einem eigenen Staate zusammen- gefaßte Volk." (s. ebenda) Beide Stufen, die des nationalen Be- wußtseins und die der Bejahung Anläßlich der Paralympics in Tignes, Frankreich hat die hei- mische Presse fast totales Desin- teresse gezeigt, obwohl die Sport- lerin Elisabeth Kellner vom SV- Reith nach den zwei Goldme- daillen vor vier Jahren in Innsbruck wieder zwei Goldme- daillen im Riesentorlauf und Su- per-G geholt hat. Mir ist bei der heurigen Winterolympiade kein Sportler bekannt, der dies ge- schafft hat. Schade, daß diese Leistung in der heimischen Zeitung nicht einmal ein paar Zeilen wert ist. Richtig beschämend finde ich, daß es keine der Zeitungen der Mühe wert gefunden hat, zu der am Samstag, den 4.4. in Reith stattfindenden Ehrung zu kom- men, obwohl von der Gemeinde Reith eine Einladung erfolgte. Ich bin gespannt, ob es der ORF für notwendig hält, eimal im Fernsehen über die Paralympics zu berichten, bei der Osterreichs Sportler immerhin 20 Medaillen errungen haben, ein Fernsehteam war jedenfalls in Tignes. Sollte dieses Team nicht gerade auf Kosten der Zuseher auf Urlaub gewesen sein, müßte eigentlich berichtet werden. An dieser Stelle möchte ich den Reithern für die Teilnahme an der Feier danken. Insbesonde- re der Gemeinde Reith mit Bgm. Sebastian Hölzl und dem Ge- meinderat, dem Tourismusver- band, der Musikkapelle, der Ski- schule und dem Sportverein. Gidi Achorner Reith b. Kitzbühel eines eigenen Staates, treffen für das östereichischen Volk zu und rechtfertigen die Bejahung einer österreichischen Nation. Es ist nicht meine Absicht, in chauvinistischer Manier die österr. Nation zu verherrlichen. Ich sehe unsere Zukunft vielmehr in einem Europa der Bürger, in dem nationalstaatliche Eigenin- teressen in den Hintergrund ge- stellt werden sollten. Eines will ich jedoch klarstellen: Ich fühle mich nicht als "deutscher Oster- reicher", sondern schlicht als Osterreicher und Europäer. Mag. Martin Grander, Waidring Es ist unverantwortlich, das "Deutschtum" so zu verherrlichen
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