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Das aus,ezec1znet age-ende Ensemble des Grazer "TheaterneRZ" in der St. Johanne.- "Creatiqi.e" SAMSTAG, 18. APRIL 1992 KULTUR-ANZEIGER SEITE 7 e* Grazer führten Umgang mit Asylanten vor ST. JOHANN. Der Umgang mit Ausländern stand am Sonn- tag im Mittelpunkt der "Creati- que'. In dem Stück "Tu felix Austria" veranschaulichte das Ensemble von "TheatermeRZ" Graz" in 20 Episoden die Vorur- teile der Osterreicher gegen Gastarbeiter und Asylanten. Die Aufführung begann im Vorraum des St. Johanner Ju- gendtreffs. Das Lied der "10 kleinen Negerlein" erklang und endete mit dem Refrain: "Das letzte fuhr in die Kutsch, dann war auch das noch futsch." Dar- aufhin belebte sich die Bühne. Der Cafetier Franz bediente ei- nen Gast, der bei Kuchen und Kaffee eine Horrorvision von einem mit Ausländern über- schwemmten Osterreich zum besten gab, die zunehmende Is- lamisierung beklagte und die Schwierigkeiten, die diese Reli- gion speziell für uns mit sich brächte: "Stellen Sie sich vor, sie müssen fünfmal am Tag beten und da stehen Sie zum Beispiel am Grazer Hauptplatz und su- chen Mekka". "Tu felix Austria" ist nicht als Appell an die Osterreicher ge- dacht, von nun an alle Gastarbei- ter und Asylanten ins Herz zu schließen. Das Stück spiegelt in humorigen Episoden mii Gesang und Taiizeinagen lediglich den Alltag im Umgang mit Auslän- dern wider. Es bleibt dem Ein- zelnen Lerlassen, aus den satiri- sche--i Szenerien individuelle SchLisse zu ziehen. Die schauspielerische Glanz- leistung aller Akteure machte Jie- sen Theaterabend in der "Ceati- que" zu einem besonderen Er- lebnis. Mit Sabine Ruck, Willi Bernhart, Risgar Koshnaw, Walter Pretterhofer und Christ:an Ruck waren Profis am Werk, die auch auf großen Bühnen beste- hen könnten. Da gab es keine Unsicherheit und Aussetzer, die mimische Ausdnickskraft har- monierte mit Sprache und Ge- sang. Alles in Allem eine Vcstell- lung, wie man sie nicht alle Tage zu sehen bekommt (wiku). Variantenreiche Gitarrenklänge im Postkeller zu Waidring WAIDRING. Wieder einmal bot der "Postkeller" den Gästen einen Abend mit Live-Musik. Zu Gast waren zwei Gitarristen, Heli Punzenbacher und Edi Deubzer, die mit Funk, Soul, Blues, Jazz und Latin für Abwechslung im Gemeindegeschehen sorgten. Es waren vorwiegend junge Wai- dringer, die diesem Angebot zusprachen. Der Auftrittsbeginn des Duos verlief etwas enttäuschend und daran trug nicht nur die einstün- dige Verspätung schuld. Wenn- gleich Punzenbacher auch sofort eine Probe seines Könnens im Umgang mit der Gitarre abgab, so hielt sich die Stimmung im Lokal dennoch in Grenzen. Die beiden Profis zeigten wenig Sensibilität im Umgang mit ih- rem Publikum und versäumten es, die jungen Menschen mit tem- peramentvolleren Melodien auf das Konzert einzustimmen. Schade, denn die musikalische Qualität ließ nichts zu wünschen über. Speziell Punzenbacher überraschte mit der Vielseitig- keit des Kangbildes, welches er seinem Saiteninstrument entlock- te. Ob Blues. Rock oder Latin, er handha3te seine Gitarre perfekt und erwies sich als jener vielsei- tige Musike -, der er :atsächlich ist. Es scheint ihm nur noch etwas Einfühlur.gsvermögen für sein Publihum zu fehlen. (wiku). G,tar.ri st Hell Punzenbacher Es ist schön, positive Bilanzer. ziehen zu können, schon gar, wenn es sich dabei um Kutur und Kunst in unserem Bezirk handelt. Und speziell die letzten Monate haben gezeigt, daß die Ebene der Kunst zur Elehnis- weit aller Bevölkerungsschich- ten werden kann. So zum Beispiel im 3ereich der Music In der Hopfgartner Saivena wurde eine Oper aufge- führt und iie Veranstalter erblaß- ten vor Freude: Zum ersten Mal seit langer Zeit kannten sie auf ein volles Haus verweisen. In einer Tishlerei ab es Werke von Haydn zu goutieren: Zwei- hundert Gäste aus iem ländli- chen Raum bevö:kerten die Werkshalle. Wohin mar sich auch wendet, niveauvoiie Mu- sikveranstaltungen erfreuen sich eines ständig wachsenden Zu- stroms. Desgleichen geschieht im Bereich der bildenien Kunst. Die Hemmschwelle hin zum intelek- tuell nicht sofort Begreif-baren, zum Beispiel der zeitgenössi- schen Malerei, nimmt auch in jener Beölkerungsschicht ab, die bisher aus der unbegründeten Angst des Nicht-Verstehens und dabei Ertappt-Werdens Vernis- sagen fern blieb. Mehr noch, inzwischen bilden sich sogar Fan- Trupps, die iie Künstler zu Vernissagen begleiten. So ge- schehen in St. Johann, wo eine Gruppe vn mehr als zwanzig Kunstfreunden einen Omnibus mieteten und der. Aquarellisten Armin Rainer bei seiner Vernis- sage in Salzburg überraschten. Diese Soliiarität mit einem Maler ist ein Beweis mehr, daI Kunst nicht mehr die Sache einer Elite, sondern von uns allen ist. Wilhelm Kuen IM VI$R KUL UJL Kunst als Erlebniswelt
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