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Kelchauer Dörfl um 1908 Nr. 5 Mai 1992 2. Jahrgang Bergfahrt über den Stuhlkarkopf vor 120 Jahren Von Hans Graß Durch chronistischen Zufall machte ich die Bekanntschaft von Reinold Kruse, Mitglied des Deutschen Alpenvereins, Sektion Rheinland-Köln. Kruse arbeitet an einer Biographie Otto Welters, des Gründungs- und Vorstandsmitgliedes der Sektion. Dabei stieß er auf einen Artikel, der 1873 in der Zeitschrift des Alpenvereins veröffentlicht wurde. Otto Welter (1839 - 1880) war Kölner, begann früh mit Alpenreisen, über die er in der Kölner Tagespresse und in Fach- zeitschriften berichtete. Im Jahre 1873 beschrieb Weiter eine Berg- fahrt "Von Hopfgarten nach Zell am Ziller über das Frommauer- gründljoch und den Stuhlkar- kopf', die er im Sommer 1872 gemacht hatte. Man kann in die- sem Artikel die früheste Touris- muswerbung für Kelchsau sehen. Kruse ist auf den beschriebe- nen Wegen Welters gewandelt und stellt mit Freuden fest: "Der von Welter begangene Weg und Übergang hat sich in alpinen Kreisen nicht durchgesetzt. Er blieb von Markierungen und Anlagen frei. Entsprechend wenig wird er begangen, was sicher zur Freude der dort arbei- tenden Menschen dient. Auch wird die ganze Natur dort nicht so strapaziert. Ich behalte den Otto-Welter-Weg über das From- mauergründljoch in bester Erin- nerung." Bemerkenswert ist, daß die Bezeichnung Stuhlkarkopf kei- nem Einheimischen bekannt ist. Den Namen verwendete bereits 1842 Johann Jakob Staffier in seiner "Topographie des Landes Tirol". Bei Staffier findet sich auch der Begriff "Elbaneck", was sicherlich ein Hör- und Schreib- fehler für die an bezeichneter Stelle befindliche Alm "Ölbank" darstellt. Der Begriff "Stuhlkarkopf'fin- det sich auch im ersten Führer- werk über die Kitzbüheler Alpen (von Horst Höfler und Kurt Ket- ner als Alpenvereinsführer im Bergverlag Rudolf Rother 1976 herausgegeben) nicht. Der Be- schreibung Welters nach kann es sich dabei nur um den Kasten- wendenkopf (2.329m) handeln. Der Führer von 1976 beschreibt den Berg so: "Kastenwenden- kopf. Östlichster Gipfel in der Umrahmung der Wilden Krimml. Schöner Aussichtsberg. Leicht zu erreichen" (Seite 98). Für Otto Welter, der dem Führerwerk mehr als ein Jahr- hundert voraus war, war es nicht so leicht, den Weg zu finden. Welters früher Tod im Jahr 1880 unterband weitere Aktivi- täten des Kölner Bergsteigers in den Kitzbüheler Alpen. Otto Welter starb in einer Gletscher- spalte auf der Südseite der Ziller- taler Alpen. Sein Bergführer war der im gesamten Alpenraum bekannte Johann Niederwieser, genannt Stabeler, aus Sand in Taufers. Der Stabeler (1853 - 1902) gilt als Bergführer der klassischen Epoche, der auch Zigmondy, Helversen und Trepp- tov führte. Der mittlere Turm der Vajoletgruppe im Rosengarten trägt seit der Erstbegehung durch Niederwieser den Namen Stabe- lerturm. Der bekannte Führer stürzte 1902 am Schaflaner Nock im Mühlwalder Tal tödlich ab (Eduard Widmoser, Südtirol A - Z, 3. Band 1988). 120 Jahre nach der Bergfahrt Otto Welters ist es amüsant, sei- nen Weg zu verfolgen: Von Hopfgarten bis ins Zillertal Bei vielen Reisenden in Tirol pflegen Hohe Salve und Zillertal die ersten Stationen zu sein. Man besteigt die Salve von Söll oder Hopfgarten aus, kehrt dann meist über Hopfgarten zur Ei- senbahn (1.) zurück, fährt bis Jenbach und läßt sich zuletzt im Stellwagen die endlose, langwei- lige Landstraße durch das untere Zillerthal (2.) nach Zell hinaus rädern. Zumeist wird man sogar die gleiche Fahrt wieder zurück machen, wenn man nicht nach Südtirol oder dem Salzburgeri- schen direkt gehen will. Zwischen der Hohen Salve und Zell gibt es für einen rüstigen Fußgänger auch eine andere hin- reichend leichte und interessante Verbindung durch das Keichsau- erthal nach Gerlos und zwar ent- weder durch den Langen Grund (ef. Trautwein op.103, Ball p. 66) oder durch das Frommauer- gründl, die letzte östliche Ab- zweigung des Langen Grundes. Am Tage des Abstieges von der Salve erreicht man mit Leichtig- keit das Dorf Kelchsau oder bes- ser noch eine der höher gelege- nen Bauern- oder Sennhütten und anderen Tages durch einen or- dentlichen Marsch von 10 resp. 7 Stunden Zell oder Gerlos. Wer Bergsteigungen liebt, kann beim Übergang durch den Langen Grund den viel und mit Recht be- rühmten Thorhelm (S021), beim Übergang durch das Frommau- ergründl Stuhlkarkopf (3.) (von einigen, aber mit Unrecht höher p
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