Kitzbüheler Anzeiger

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Kelchsau vor der Jahrhundertwende 4' 4 als der Thorhelm angegeben) ohne besonders große Anstre- nung nebenher mitnehmen. Das Langegrundjoch ist allge- mein bekannt, der Übergang durch das Frommauergründl dagegen weder in Trautwein, noch in Ball, noch in Amthor be- rührt, daher eine kurze Beschrei- bung desselben wohl am Platz. Am 27. Juli 1872 brach ich um 5 Uhr 15 Min. Nachmittags von Hopfgarten auf, erreichte in 55 Min. die Glashütte (4.) und in weiteren 65 Min., also im Gan- zen in 2 Stunden das Wirtshaus in Kelchsau. Gleich hinter Hopf- garten biegt man bei der Säge rechts in den gutgehaltenen Thal- weg ein und bleibt im Schatten mächtiger Wälder. Die Berge bestehen aus Schiefer und in mancherlei Windungen hat der Bach sich sein Bett in das weiche Gestein eingefressen, wie es sich in anderem Maßstabe im rheini- schen Schiefergebirge und an der Mosel zeigt. Um die Glashütte waren Berge von Holzklözen angehäuft, die in künstlichen Flötzvorrichtungen aus den obe- ren Waldungen, herabge- schwemmt, hier aufgefangen und zum Trocknen aufgescheitert waren. Das Dörfchen Kelchsau liegt in einer sonnigen Thalweitung ganz weitverloren: ein mir be- gegnender Bauer, nach dem Wirthshaus gefragt, nannte de- ren zwei, ein Zeichen der Unpar- teilichkeit, da er selbst Besitzer des einen war, wie ich später entdeckte, als ich mich im Hir- schen (6.) häuslich einzurichten anfing und nun mein Interloku- tor von oben, mittlerweile noch etwas mehr angesäuselt als vor- her, eintrat. Spuren von früherer Anwesenheit von Touristen waren nicht vorhanden, doch zeigten sich Schläfung und At- zung reinlich und gut. Dank der Fürsorge der Wirthin und des Töchterleins Amile (5.), was bei der letzten um so mehr anzuer- kennen war, als sie ihre Auf- merksamkeiten zwischen mir und einem ziemlich stürmischen Freier zu theilen hatte. Der Men- schenschlag war schön. zuthrau- lich und treuherzig, so dass ich hier noch oft das "Du" zu hören bekam, das sonst nur auf der Bühne und bei den Pseudotiroler Handschuhhändlern als Probe tirolischen Gesellschaftstones verabreicht wird. Statt des projectirten Übergan- ges durch den Langen Grund schlug man mir den durch das Frommauergründl vor, als 1/2 Stunde kürzer und öfter began- gen, trotzdem er in Reisebüchern und der Generalstabskarte nicht angedeutet war, und ich ent- schloss mich auch dazu, in der Hoffnung auf den Stuhlkarkopf Entschädigung für den Thorheim zu finden. Am 28. Juli, 5 1/2 Uhr Mor- gens brach ich auf, erreichte in 3/4 Stunden Zwieselstein (7.), wo der Kurze Grund mit den Übergängen nach Ronach im Pinzgau abzweigt, dann in wei- teren 1 1/2 Stunden die Erlen (8.) mit der Gabelung zum Lan- gengrund rechts, zum Frommau- ergründl links. Im Thal und auf den Berghängen Weiden, einzel- nen Bauernhütten hoch über dem Weg, dann Wald und kal-ile ver- witterte Felsenkämme — das war die allgemeine Ansicht, in keiner Weise großartig, doch ganz an- ziehend. Nachdem dann durch steilen dichten Wald der Eingang im Frommauergründl gewonnen worden, führte der Weg mässig ansteigend in 1 1/4 Stunden zum Thalschluss, wo auf ebenem Grund eine Anzahl Hütten er- baut war. Kein Mensch zu sehen! In weiteren 3/4 Stunden wird ein steiler Abhang erstiegen und die letzte Hütte, ein ärmliches Steingebäu (9.), erreicht, wie- derum ganz leer. Auf die Men- schen hätte ich gern verzichtet, wenn nur Milch vorhanden ge- wesen. Nur Molken statt Milch Statt deren gab' s nur Molken, vor welchem "Gsüff" mein Magen einen unüberwindlichen Abscheu empfindet, und ich musste mich begnügen, mit dem Hafen der Senner nur Wasser zu schöpfen. Grade vor mir südlich stieg nun dem Laufe des Bachs fol- gend ein Jochsteig einen begra- sten Abhang hinan, der nach dem Kompass und der Richtung ins Gerlosthal führen musste. Der Karte nach sollte aber der Bach zwischen Geierkopf und Mühl- bacbspitze (10.) entspringen, das vorliegende Joch also nach dem Mühlbach- und Salzachthal in Pinzgau führen, womit mir heute nicht gedient war. Die Karte war falsch, ich vertraute ihr aber mehr und schlug mich von der Hütte statt südlich scharf westlich den Abhang hinan. In 3 Absätzen war derselbe erklettert und als ich auf der höchsten Spitze stand, ent- deckte ich, daß ich auf dem Tren- nungsgrat zwischen dem langen Grund und des Frommauergründl stehe, indess südwestlich vor mir der Stuhlkarkopf sein ver- wittertes Felshaupt emporstreckt. Auf den richtigen Weg hinabzu- steigen, hatte ich nun gar keine Lust, beschloss vielmehr mög- lichst in gleicher Höhe bleibend jene Spitze zu gewinnen und von dort in Kruinmbachthal und zur Gerlos abzusteigen. Das gelang auch über Erwarten gut, das Schiefergestein war so verwit- tert und ausgeschartet, dass über- all sich ein Durchgang oder Emporweg erzwingen liess. Mehrfach glaubte ich schon die Spitze erreicht zu haben, immer aber sah ich wieder statt in die Gerlos in den langweiligen Lan- 6 lILO .... \. t••.. ...; •••••l•9'., so ioptgarten-'' 100011t. '-° ' .‚. :' - PEP4NING A pI.d.q.6 496 - WES ENDOr.- 0 O : HORBRUNN AUFFACH \ 1' 6 z 474 N KELCHSAU6 ‚ 1926 0 •. Nor ±. / 1 14 o Sd...g.... 1990 - - ZWI050L - M0000STOCK 1" «:.. 0xt - WEGSCIIEID 0 3ERtA „‚• un - ob ) 2470 / .‚.' 2344. 92: T..Ø4 .5. 2362 . ....... S A 1 Z ß 11 R G .2490. Skizze des Gemeindegebietes von Hopfgarten (aus der Heimat- chronik 600 Jahre Markt Hopfgarten von Vinzenz Dablander und Josef Sieberer 1962).
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