Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Der Weiler Hörbrunn ("Glashütte") in einer alten Aufnahme, ganz rec hts das bis 1872 genützte Schulhaus, daneben das ehemalige Herrenhaus, später Gasthaus. gen Grund, bis ich endlich den letz--en Absatz erklomm und nun vor mir das Krummbachthal erblickte. Nach den letzten müh- eligen Klettereien, die mich 2 :'is 3 Stunden höchst überflüssi- er Weise gekostet hatten, war mir die Überzeugung zunächst erfreulich. Dann erst gings auf ein Prüfen der Aussicht. Die nächste Nähe war uninteressant, die Kalkalpen auch meist vom Thorhelm verdeckt, ganz wun- derbar schön aber der Anblick des Gerloskammes mit den wild- zerrissenen Häuptern der Rei- chenspitze und Wildgerlosspit- ze. Fast greifbar nahe thürmten sich die gewaltigen Berge auf und zeigten dem Beschauer die volle Breitseite. Dann folgte, durch Mühlbach- und Geier- spitze vom Gerloskamm ge- trennt, die Venedigergruppe, gleichfalls bis in die kleinsten Einzelheiten erkenntlich, die Fortsetzung der Tauern aber verbarg der ziemlich uninteres- sante Nordabhang des Pinzgaus mit seinen platten kahlen Felsen- köpfen. Aber immer wieder haftete der Blick an der prächtigen Gerlos- grippe, die ein gradezu unüber- treffliches Bild gewährte. Der Abstieg ging erst im Schie- fergeröll, dann auf steilen Gras- halden das Schönthal hinab, und schien mir auch hier die Karte wieder total verzeichnet zu sein Statt zweiter Thäler entdeckte ich nur eins, das Schönthal, das sich aber nicht zur Mühlbachspitze, sondern zum Stuhlkarkopf hin- zog. Das Thal fiel in mehreren Ter- rassen ab, auf deren Grund sich Sennhütten und rothborstige Schweine genug, aber keine Men- schen und keine Vorräthe fan- den. Erst als ich die Vereinigung mit dem Krummbach erreicht und das Thal sich nun in eine enge Schlucht verwandelt hatte, an deren Abhängen der Weg bald auf, bald abwärts ir endlosen Windungen sehr ermüdend, gaaz wie auf der Strecke von Gerlos nach Zell, entlang führe, begeg- nete mir ein Mensch. ein Melker, fern aus dem Balerland ent- stamml und im Schönthal in Dienst mit dem ich seit etwa 10 Stunden zum ersten Male von der Gabe des Sjreciens Ge- brauch machen und nige Ess- materialien eintauschen konnte. Durch Schluchten und Waldwege Der Weg führte auf den Kamm zwischrn Krummbachthal und dem nach Ronac1 führenden Dürrbcden hinauf, dann in dem letzten durch Schluchten und Waldwege, zuletzt über sumofi- ge Weiden hinab. Da es Sonr lag war, so zogen die Gerloserinnen mit ihren Burschen zu Holze, um Erdbeeren und WaidDeeren zu pflücken und ich st'iie manch liebesseliges Pärchen im stillen Flüstern. Hätte mich nicht das Versprechen in Ze11 am Abend einzutreffen gebunden, ich hätte gerne mit der Jugeid mich ver- gnügt, so aber liess ich die Ar.er- bietungen unberücksichtigt und zog mit manchem Scherz ernst meiner Wege. Um 4 Uhr langte ich wohlbehalten bei Kammer- landet an - die Absicht nach Zell zu gehen, wurde durch ein los- brechendes fuchtbares Gewitter vereitelt; geruhig sah ich in dem sauberen Häuschen dem Donnern und Blitzen zu -and liess den wartenden Freund in Zell bei der Post das Gleiche thun, d.h. Sit- zen, bis andern Tages die Verei- nigung bewirkt wurde. Der Weg von Kelchsau bis zum Fusse des Frommerauergründl- jochs erfordert beim langsamen Gehen 4 1/4 Stunden - in 1/2 bis 3/4 Stunden ich die Jochhöhe erreicht und der Abstieg direkt zur Gerlos erfordert 2 Stunden, so dass man von Kelchsau be- quem in 7 bis 8 Stunden Gerlos erreichen kann. Wer den Stuhl- karkopf damit verbinden will, muss weitere 2 Stunden für Hin- und Rückweg daran legen. Auch ohne gerade dessen höchste Spit- ze zu ersteigen, zeigt sich schon vom Joch und mehr noch von einem der nördlichen Vorsprün- ge die wunderbare Aussicht auf dem Gerloskamm, die allein den Weg verlohnt. Vordem Langengrundjoch hat also der Weg durch das From- mauergründl zwei Vorzüge, die Verkürzung des Weges um eine halbe Stunde und die Aussicht auf die Gerlosgruppe, die dort ganz durch den Stuhlkarkopf ver- deckt ist, der überhaupt auch von der Venedigergruppe dort nichts durchblicken lässt. Führer sind auf diesem wie fast allen Touren im Schiefergebirge unnöthig, nur ist zu wünschen, dass die neue österreichische Generalstabskarte die Natur des Terrains treuer wiedergebe, als dies die alte und die ihr nachge- arbeitete Reymann' sche thut. Die Jahre von 1929 bis Mitte 1933 waren für Hopfgarten eine Zeit des Schreckens. Drei Män- ner hielten die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Den Hö- hepunkt bildete in der Nacht vom 14. auf den 15. Juni 1932 der Brand der Pfarrkirche. Der da- malige Obermaschinist der Frei- willigen Feuerwehr, Franz Stöckl, ging in der Festanspra- che zum Jubiläum "100 Jahre Feuerwehr Hopfgarten" im Jahr 1970 darauf ein: "Es war einfach grauenhaft, wie zwei große Fackeln brannten die Türme und erhellten die Nacht. Die Glocken fielen her- unter und plumpsten in die zi- schende Glut, markerschüttern- de Schreie durchgellten die Nacht. In Eile rafften die Frauen die notwendigste Habe zusam- men und flohen zu weiter ent- Anmerkungen: Damals war Hopfgarten noch ohne Eisenbahnverbin- dung. die Salzburg-Tiroler-Bahn ("Giselabahn") wurde erst am 6. August 1875 dem öffentlichen Verkehr übergeben. Erster Fahr- gast war aber (inoffiziell) am 17. Juli 1875 der deutsche Kaiser Wilhelm 1., der zu einem Treffen mit Kaiser Franz Joseph in Bad- gastein auch diesen Abschnitt be- nützte. Der Stellwagen wurde erst 1901/02 durch die Zillertalbahn ersetzt. Unter diesem Namen nicht bekannt, kann nur der Kasten- wendenkopf sein. Die Glashütte der Familie Friedrich wurde in diesem Jahr von Franz Friedrich jun. über- nommen, es mußte aber bereits der 1870 begonnene Kirchenbau wegen der schlechten finanziel- len Lage der Familie eingestellt werden. Die Glasfabrik wurde 1886 geschlossen. Hier handelt es sich vermut- lich um einen Hörfehler; dürfte "Wirts-Annele" sein. Vermutlich ein Phantasie- name. Heute nur als "Zwiesel" bekannt. Das heutige "Garberkar". Heute Brennhütte der OBF Vermutlich "Molterfeld- geier" und "Müllners Ochsen- kopf'. fernten Verwandten oder Be- kannten. In welch großer Gefahr unser Markt damals schwebte, kann wohl nur der ermessen, der das persönlich miterlebt hat. Überall zügelte es auf, die bren- nenden Kirchendachschindeln flogen wie Papierfetzen bis nach Itter hinaus. Die Leute standen mit gefüllten Wassereimern auf den Dächern. Nur der Windstille und dem Einsatz aller ist es zu danken, daß nicht der ganze Ort in Schutt und Asche gefallen ist. Als der Morgen graute und man unsere Pfarrkirche, den Dom des Brixentales, in den Trümmern sah, kein Glockenton mehr zum Gottesdienst lud und kein Stun- denschlag mehr die Zeit verkün- dete, da bemächtigte sich der Bevölkerung eine große Verzagt- heit. Es war, als ob alles tot wäre..." Es war, als ob alles tot wäre Der Kirchenbrand in Hopfgarten vor 60 Jahren 6 1
< Page 37 | Page 39 >
< Page 37 | Page 39 >