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Dieser Anblick des Umwelt-Saulus Egger brachte die Anrainer jahrelang auf die Palme Jetzt ist von Rauch und Gestank beim Naturschutz-Paulus Egger nichts mehr zu bemerken SEITE 4 LOKAL-ANZEIGER SAMSTAG, 20. JUNI 1992 Egger: Wandlung vom UmweltmSaulus Das Egger-Spanpiattenwerk, über Jahre hinweg im Sperrfeuer der Kritik von Medien, Umweltschützern und Anrainern, erhielt am Donnerstag der vergangenen Woche aus der Hand des Wirtschaftministers einen Preis für Innovationen im Umwelt- und Ener- giebereich. Diese für Kenner der Szene kaum glaubhafte Meldung bestätigte sich bei einem Lokalaugenschein des "Anzeiger". Aus dem ehemaligen Umwelt-Saulus ist tatsächlich ein Naturschutz-Paulus geworden. Von Stefan Aufschnaiter Die geradezu sensationelle Methamorphose des St. Johan- ner Industrieunternehmens fand mit der Auszeichnung durch Wirtschaftsminister Schüssel ihren offiziellen Abschluß. Der Preis des international ausge- schriebenen Wettbewerbes "Energie effizient" ist der vor- läufige Endpunkt einer Entwick- lung, die im Frühjahr 1990 ihren Anfang nahm. Firmenchef Fritz Egger, Oster- reichs Unternehmer des Jahres 1989, aber im Zentrum der Kritik von Anrainern, Umweltschützern und Medien, übernimmt kurzer- hand das Büro des Vorarlberger Umwelttechnikers Harald Böh- ler in Feldkirch. Mit ihm an der Spitze wird die "Egger-Umwelt- abteilung" geschaffen, mit dem einzigen Auftrag der Lösung des Abluftproblems des Werkes. Unterschriften, Demo, Medienkritik Es war vor allem der blaue Rauch der gelösten Harze aus dem Schlot und der Geruch, der Gemeinden, Fremdenverkehrs- verbände und Bürgerinitiativen auf die Palme brachte und zahl- lose Proteste, Demonstrationen und Unterschriftenaktionen zur Folge hatte. Böhler und sein Team began- nen mit einer weltweit einzigar- tigen Methode, den Emissionen zu Leibe zu rücken. Die Abluft aus der Spanpiattenerzeugung wird in einem zweistufigen Waschprozeß und mit nachge- schalteten Elektrofiltern gerei- nigt. Die durch die Abkühlung des Abluftstromes und durch die Kondensation von Wasserdampf rückgewonnene Wärme wird mittels riesiger Wärmetauscher zur Vortrocknung der Sägespäne verwendet. Durch diese Maßnahme wird bei der Verarbeitung der Späne der Schwerölbedarf von bisher 7000 Tonnen jährlich um über 60 Prozent auf 3000 Tonnen gesenkt. "Kurioserweise sind wir auf viele dieser Möglichkeiten erst während des Baues draufge- kommen", erzählt Böhler. Die Energie, die durch die Wärme- rückgewinnung entsteht, würde ausreichen, um weit über 1000 Einfamilienhäuser zu beliefern. Zur Zeit wird geprüft, ob Eg- ger das Freizeitzentrum in St. Jo- hann mit überschüssiger Abwär- me versorgen kann. Neben betrieblichen Vorteilen durch die Abluftreinigungsanla- ge sind es in erster Linie die Anrainer, die jetzt im wahrsten Sinne des Wortes aufatmen. Geruch und Rauch drastisch reduziert Die Reduktion bei den Emis- sionen sind beeindruckend: Staub und Aerosole (blauer Rauch) deutlich über 90 Prozent, Schwe- feldioxyd über 90, GeruchsDela- stung über 80, Stickoxyde über 50 und Kohlendioxyd über 25 Prozent. Die Zahlen bestätigen, was die Anrainer mit ihren Sinnen in den letzten Monaten deutlich regi- strieren konnten: die berüchtigte Rauchfahne ist ebenso völlig verschwunden wie der unange- nehme Geruch. Wie auch St. Johanns Bürger- meister Josef Grander bestätigt, sind die Beschwerden aus der
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