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Die Familien Herco und Avdukic mit ihrer Gastgeberin, Fini Suizenbacher (m.) Foto: Maier & LOIS J4%S in Brixen stoppte die Gendarmerie einige unbelehrb.nire Lkw-Lenker, die trotz Fahrverbot durchs Brixental unterwegs waren Foto: Mcier "Da Siega van Goifturnia wor hoiwats blind, die Goifplana afie gonz. Siehst hädis oi Vaord- nunga uhdaschaut!" SAMSTAG, 27. JUNI 1992 LOKAL-ANZEIGER SEITE 3 Hilfe im Bezirk für bosnische Flüchtlinge KELCHSAU, KIRCH- BERG, KITZBÜHEL, ST. JOHANN. Für 48 Kinder und Frauen aus Bosnien hat die Flüchtlingsodyssee aus der zer- bombten Heimat vorerst ein glückliches Ende gefunden. Hilfsbereite Menschen im Be- zirk haben sie in Privatquar- tieren und Pensionen unterge- bracht. Von Harald Maier Die Erleichterung steht Adnan Herco, einem 16jährigen bosni- schen Jungen, ins Gesicht ge- schrieben. Nach einer vierwö- chigen Odyssee durch seine vom Krieg erschütterte Heimat, durch Auffangstationen und Flücht- lingslager ist er mit seinem Bru- der, seiner Mutter und einer weiteren Familie in Kitzbühel gelandet. Im Garten der Familie Sulzen- bacher, die den Bosniern in einer leerstehenden Wohnung Quartier gewährt hat, sitzt Adnan jetzt und erzählt von den Greueltaten, die in seiner Heimatstadt Bosna, nahe Sarajewo, passiert sind. Frauen und Kindern seien die Kehlen durchgeschnitten, Schwangeren die Bäuche aufge- schlitzt worden. "Wir mußten fliehen, um unser Leben zu ret- ten", sagt Adnan. So wie Adnans Familie sind in den vergangenen Wochen tau- sende Menschen vor dem Krieg Richtung Norden geflüchtet. Weil die deutschen Grenzen dicht bleiben, ist unter anderem auch Tirol mit einer enormen Flücht- lingswelle konfrontiert. 570 Bosnier sind derzeit in Tirol un:ergebracht, rund 50 davon im Bezirk. Neben den sechs Frauen und Kirideri, die privat in Ktzbühel un:ergebracht sind, wohnen 28 Menschen im Bauernhaus der Farn. Riedmann in der Kelchsau, weitere 12 sind in der Pensic.n Ritsch in St Johann einquartiert. In diesen Tagen wird auch das Alpengasthaus Maierl in Kirch- berg Flüchtlinge aufnehrnn. Probieme gibt es keine, wie alle Gastgeber bestätigen. "Die Leute sind wirklich hochanstän- dig", sagt Gertrude Wedmarin. Und auch die Nachbarn haben die neuen Gäste positiv aufge- nommen. "Die Flüchtlinge be- kommen Kleidung unc. frisches Obst. Die Schulkinder haben sogar Spielzeug gesammeit", erzählt die Gastgeberin. Die Hilfsbereitschaft der Tiro- ler ist enorm, aber sie darf nicht versiegen. "Derzeit haben wir 200 Quartiere in Reserve. Aber am Wochenende kommt der nächste Flüchtlingsschub aus Salzburg und dann brauchen w:r wieder dringend Räumlichkeiten", ap- pelliert Dr. Andreas Egger von der Caritas Innsbruck. So können Sie helfen: Wenn Sie private Quartiere zur Verfügung stellen können, mel- den Sie sch bitte bei der Caritas Ibk., Tel. 0512/589181 oder 586836. Inhaber von Pensionen, Gasthäusern und Hotels rufen bit- te Dr. Segmar Koi:ll von der Flüchtlingsbetreung des Landes, Tel. 0512/508-252. Für die Aufnahme und Ver- pflegung von Flüchtiingen wird 5 1 .500/Monat (privat) und 5 200/ Tag (Pension) bezahlt. Genauere Informationen ertelen beide Institutionen gerne auf Anfrage. Dauerstau durch Sperre der B 312 GOING. Die zur Neuasphal- tierung der Loferer Bundesstra- ße bei Going unerläßliche Sper- re der B 312 - sie dauert voraus- sichtlich noch bis zum Wochen- ende an - lenkt den Verkehrs- strom, von Lofer kommend, über Erpfendorf und Kössen, und von Wörgl kommend über das Bri- xental ab. Die Folge: Es bilden sich dort zeitweise kilometerlange Staus. Speziell am Dienstag, dem er- sten Tag der Sperre, blockierten einige Fernlaster die schmalen Ortsdurchfahrten im Brixental und brachten den Verkehr völlig zum Stillstand. Die Lkw-Lenker hatten das bestehende Fahrverbot einfach ignoriert.
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