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SEITE 10 LOKAL-ANZEIGER SAMSTAG, 18. JULI 1992 Kitzhak: Unterrichtsthema "Schulbuffet" Von Aufbrüchen war die Rede in meinem letzten Beitrag und vom Sich-auf-den Weg-machen. Was ist es, das einen Menschen aufbrechen läßt, ihn auf "den Weg" schickt? Wir könnten uns ja begnügen mit Erfolg im Beruf, Karriere und Wohlstand. Nein! Wir können es eben ge- rade nicht und manchmal kann ein Schlagertext solche Erkennt- nisse sehr treffend ausdrücken: "Das kann doch nicht alles ge- wesen sein..." Nein, es kann wirklich nicht alles gewesen sein, und wir spüren immer wieder dieses Un- genügen bei all unseren Erfolg- en. Wir können diese innere Stim- me zwar vorübergehend zum Schweigen bringen, besser ge- sagt, sie übertönen auf unserer lärmenden Jagd nach dem im- mer Mehr: mehr Wirtschafts- wachstum, mehr Besitz, mehr neuen Weges sein. Es hilft uns nichts, wenn wir auf dem einge- schlagenen Weg alles mögliche verbessern - nein, die Richtung müssen wir ändern! Das mag uns anfangs mit Un- sicherheit erfüllen, weil wir ge- wohnt sind, in eingefahrenen Geleisen zu denken. Es ist das, was in der religiösen Sprache mit Bekehrung, mit Umkehr bezeich- net wird und ist immer mit Er- schütterung verbunden. Diese Hinwendung auf ein neues Ziel (vielleicht aus der Not geboren) müßte etwas Anziehendes, Fas- zinierendes gewinnen, etwas, das immer wieder und mit zuneh- mender Stärke lockt, je treuer wir ihm unsere Liebe schenken. Unser Vertrauen wird wachsen müssen, daß es uns durchträgt auf den Durststrecken, wenn Zweifel uns befallen. Der Vergleich mit dem Berg- Es ist ja kein Geheimnis, daß Theorie und Praxis sich oft ganz beträchtlich unterscheiden. Da- her hat die Bundeshandelsaka- demie und Bundeshandelsschu- le Kitzbühel im Freigegenstand "Betriebswirtschaftliches Semi- nar" die Abwicklung des Schul- buffets, das schon lange von Schülern in Selbstverwaltung betrieben wurde, zum Unter- richtsthema gemacht. Dabei können die Schüler ihre in der Schule erworbenen Ken- nisse praxisgerecht anwenden. Sie müssen Probleme lösen, die kein Schulbuch, wohl aber die Wirklichkeit für sie bereithält. Überdies sehen sie, daß Höflich- keit und gutes Benehmen die Grundlage jeder Geschäftsbezie- hung sind: sie lernen, im Team zu arbeiten und Entscheidungen in der Gruppe zu treffen. Da das "Unternehmen" nicht auf Gewinn ausgerichtet ist, ver- wenden die jungen Leute Ein- nahmeüberschüsse für soziale Zwecke. Die Sparzentrale Wörgl unter- stützte uns bei diesen ersten Schritten in die Praxis m:t ihrem know-how auf dem Lebensmi- telsektor, welches wir gerne nüt- zen. In Geldangelegenheiten konnten wir uns jederzeit an die Raiffeisenkasse Kitzbühel wen- den, die uns stets in liebenswür- diger Weise mit Rat und Tat zur Seite stand. Wir bedanken uns bei diesen Firmen herzlich. Die Schule muß und wird in Zukunft neue Wege beschreiten. Wir hoffen, daß wir unseren Schülern mit diesen ersten Ver- suchen ein um praktische Kennt- nisse erweitertes solides Wis- sensfundament für ihr Leben mitgeben können. Sprechstunde LT- Vize Walter Kantner Die nächste Sprechstunde von Landtags-Vizepräsident Prof. Walter Kantner findet am Mon- tag, 13. Juli 1992 von 11 bis 12 Uhr in SPÖ-Bezirksbüro Kitz- bühel, Arbeiterkammeramtsge- bäude, (Tel. 05356/3415) statt. Anzeiger-Fax: 05356/ 2510 "Neue Wege" Prestige, mehr Macht (und je län- ger wir diesen Weg verfolgen, desto schwerer wird es uns ihn zu verlassen), aber gerade in die- sem schmerzlich erfahrenen Un- genügen wird so deutlich, daß wir auf einen letzten Sinn hin angelegt sind, den all dies vor- dergründig Erreichte nicht zu erfüllen vermag. Das Wort des Augustinus gewinnt Bedeutung, daß wir zu Gott hin geschaffen sind und unser Herz unruhig ist, bis es Ruhe findet in Ihm. Nichts sei gesagt gegen die Anstrengungen, das Leben schön zu gestalten, nichts gegen gesunde Leistung und redlich erreichten Wohl- stand. Das alles ist zu bejahen, aber es hat sich- so scheint mir- verselbständigt, ist zum eigentli- chen Sinn erhoben worden, an- statt auf einen letzten Sinn hin ausgerichtet zu sein. Das Maß ist uns verloren ge- gangen, die Sinnmitte. Wir müssen den Mut aufbringen, uns das ganz ehrlich einzugestehen und dies könnte der Anfang eines steigen bietet sich an: Auch hier lockt ein Ziel und wir machen uns auf aus den Niederungen, müssen das Gesetz der Trägheit und oft den "toten Punkt" über- winden. Und der leuchtende Gipfel, der uns angezogen hat, kann auf einmal vom Nebel ver- hüllt sein. Wenn Müdigkeit uns lähmt und Lustlosigkeit sich breit machen will, dann ist unsere Anfangsbe- geisterung auf die Probe gestellt. Wer jetzt weitergehen will, muß Kräfte mobilisieren, die bis da- hin unter der Oberfläche lagen. Ich bin aufgerufen, der Verhei- ßung zu trauen die am Anfang stand, weiterzugehen auf ein Ziel hin, das nicht immer mit gleicher Stärke anzieht. Und wir brau- chen Menschen, die mit uns auf dem Weg sind, die unsere Freu- de mit uns teilen, aber denen wir auch sagen dürfen, daß wir müde sind und mutlos oder, daß wir Angst haben. Und wenn wir sol- ches erfahren dürfen und einan- dem schenken - vielleicht ist dann der Weg schon fast das Ziel.
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