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SAMSTAG, 8. AUGUST 1992 LOKAL-ANZEIGER SEITE 3 Schweizer erstes Opfer der "Todesstreifen" Der schwerverletzte Pius Gig r in Krankenhaus St. Johann Von Stefan Aufschnaiter ST. JOHANN. Ein Motorrad- fahrer, der möglicherweise nie mehr richtig gehen wird, einer, der zu Redaktionschluß noch mit dem Leben rang, sind die er- schreckende Bilanz zweier Tage auf der Hochkönigbundesstraße zwischen St. Johann und Fieber- brunn. Ausschlaggebend für die schweren Stürze dürften in bei- den Fällen jene gummiartigen Bi- tumenausbesserungen sein, über die sich Motorradfahrer schon seit Monaten beschwert hatten und vor denen auch die Gendar- merie im "Anzeiger" vor zwei Monaten schon gewarnt hatte. Weil es dem Staat für die Stra- ßenerhaltung so sehr am Geld fehlt, daß nicht einmal die Be- zahlung der Angestellten bis zum Jahresende gesichert ist, wurden Ausbessserungen fast nie mehr mit dem teuren Asphalt durchge- führt, sondern fast ausschließ- lich von einer Privatfirma mit dem billigen Bitumengummi. Der Schweizer Motorradfah- rer Pius Giger wurde Opfer die- ser tückischen Falle. In einer Kurve geriet er auf einen dieser gefürchteten Streifen. 'Der Vor- derreifen rutschte wie bei Aqua- planing weg, ich schlitterte di- rekt in ein entgegenkommendes Auto", schildert Giger den Un- fall, der ihm möglicherweise zeit seines Lebens ein steifes Bein bescheren wird. Noch schlimmer erwischte es einen Tiroler in der Nacht auf gestern, der nur einen Kilometer entfernt scheinbar grundlos KITZBÜHEL. Mit einem un- geschickt formulierten Fragebo- gen zum Lkw-Verkehr auf der B 312 hat die Handelskammer Kitzbühel ihre Mitglieder verär- gert. In dem Papier, das vergangene Woche an alle Betriebe entlang der Bundesstraße ausgeschickt wurde, fragt die Kammer gleich zu Beginn provokant: "Können Sie sich Ihre betriebliche Ab- wicklung ohne Zulieferung mit- tels Lkw vorstellen?" Die Wirte und Hoteliers rea- gieren empört. "Eine hinterhälti- ge Fangfrage. Das ist, als ob man wissen will: Brauchen Sie Luft zum Atmen?", schimpft Martin schwer stürzte. Auch in diesem Bereich wurde mit der Gummi- ausheserung nicht gespart. Zur Zeit kämpfen die Arzte in der Innsbrecker Klinik um sein Le- ben. Der ziständige Beamte beim Land, Dr. Eckhard Schumacher, verwcst auf die Erprobtheit des Prodkts in ganz Osterreich, sichert aber die labortechnische Un:ersuhung des umstrittenen Belaes zu. Motorradstrefn der Gendar- meric meiden inzwischen die Gefahrenzonen und auch Oster- reichs bester Moocross-Fahrer- Karl Sulzer wäre am Wochenen- de fast gestürzt: 'Dieser Gummi ist lebnsgefährlich...' Untcriner, Besitzer des Lär- chenhof in Erp2endorf. Wie sei- ne Kollegen argwöhnt Unterrai- ner, die ganze Aktion habe nur den Zweck, der Frächterlobby Arguiriente zu liefern, mit denen sie den Lkw-Transit auf der B 312 rechtfertigen könne. Ähnliches vermutet auch Wai- drines Bürgermeister Heinz Kierpontner, Sprecher der lärm- geplaten Gemeinden an der B 312. 'Die Frage geht doch am Kern der Sache orhei. Niemand will die regionale Zulieferung abstellen. Uns geht es um sekto- rale Fahrverboie für Hackschnit- zel-. Zement- und Alteisentran- sporte. Die gehören auf die Bahn". VP-Landtagsabgeordne- ter Simon Brüggl scharf: "Die Handelskammer entwickelt sich immer mehr zur Frächterkam- mer und trampelt auf den Inte- essen des Tourismus herum'. Der Kammerobmann argu- mentiert, man erhebe die Dalen für das Land. "Wir sind nur En- füllungsgehilfen", sagt Carl Hofinger, der die Aufregurg nicht verstehen kann. "Es ist d:c:h an den Haaren herbeigezogen, daß die Aktion als Mittel zum Zuschlagen für den Transit ver- wendet wird". Hofinger gesteit aber ein, daß "wir vielleicht etwas zu blauäugig in die ganze Sache gegangen sind". (hm) De Gschciftsleit a da Innschbrug- gc, Stroß hombs gean ruhig, riet hc'id fit a da Gödtasch" Wirte böse: Fragebogen als Transithilfe
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