Kitzbüheler Anzeiger

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Höhlenbärenskelette aus der Tischoferhöhle bei Kufstein, der ältesten bekannten menschlichen Wohn- stätte Tirols Foto: Heimatmuseum Festung Kufstein der Würmeiszeit, die vor 70.000 Jahren begann, kurzfristige Wärmephasen - sogenannte In- terstadiale - gegeben hat. Eine genaue Bestimmung der an dieser "Schieferkohle" betei- ligten Holzreste wurde nicht vorgenommen, denn es war völ- lig ausreichend und auch wichti- ger, nach den im Lignit überlie- ferten Pollen und Sporen, also auf Grund einer palynologischen Untersuchung, die Zusammen- setzung der einstigen Vegetation zu ermitteln. Die Geologische Bundesanstalt in Wien hat diese Arbeit bereitwillig übernommen, und zu diesem Zweck ist die Sachbearbeiterin Frau Oberrat Dr. Ilse Draxler eigens zur Pro- benentnahme und zu einem in- formativen Gespräch mit Herrn Dr. Pirkl und mir aus Wien ange- reist. Sporen des Königs- farns gefunden Überblicksweise sei nun auf die Ergebnisse von 22 untersuch- ten Proben eingegangen: Der Anteil von Baumpollen weist auf das Vorhandensein von Föhren, Fichten, Tannen, Weiden, Erlen und Birken hin. Kennzeichnend ist ferner der hohe Gehalt an Nichtbaumpollen. Die Nähe frei- er Landschaften, also der Wald- grenze, kann aber daraus nicht abgeleitet werden, da Pollen und Sporen auch eingeweht oder eingeschwemmt sein können, sodaß in einem solchen Fall in der "Fossilgemeinschaft" Flore- lemente aus verschiedenen Hö- henstufen zusammenkommen. Bemerkenswert ist aber das Auftreten von Sporen des Kö- nigsfarnes (Osmunda regalise), der heute vorwiegend in winter- milden, feuchtenKlimabereichen (z.B. auf Korsika oder in Irland) vorkommt. Dieses nach dem palynologischen Befund rekon- struierten Pflanzenkleid kennzei- chend in der ausgehenden Riß- Würm-Zwischeneiszeit, als be- reits nach Überschreitung des Wärmeoptimums, unsere Tal- landschaft. (Die Einstufung in ein frühes, sich zwischen 70.000und 40.000 Jahre vor heute einschiebendes Interstadial ist aus den bereits erwähnten Grün- den unwahrscheinlich.) Prof. Dr. 0. Schulz hat in sei- ner Monographie über die Koh- len in Tirol aus mineralogischer Sicht eine detaillierte Analyse der Apfeldorfer "xylitischen Weichbraunkohle" - so die ge- naue Klassifikation - gegeben. In diesem Zusammenhang stellt sich nun auch die Frage nach der Entstehung der Lager- stätte. Bei Kohlenvorkommen unterscheidet man einerseits sol- che, die aus Sumpfwäldern an Ort und Stelle ("autochthon") entstanden sind, andererseits Lagerstätten, die aus zusammen- geschwemmten Pflanzenresten ("allochthon") gebildet wurden. Ist also im Falle der Apfeldorfer Lignite ein versumpfter Wald zugeschüttet worden - wobei man insbesondere an Hangrutschun- gen denken muß - oder wurden große Mengen von Treibholz fallweise in einem Sumpf zusam- mengeschwemmt und anschlie- ßend gleichfalls verschüttet? Verschiedene Aufschlußbe- funde, wie z.B. die Anhäufung von Baumteilen, von kleinstdi- mensionierten Bruchstücken or- ganischen Materials (von nur bruchstückhaft erhaltenen Pollen und Sporen) lassen auf eine Zu- sammenschwemmung in ver- sumpfte Stellen der damaligen etwas höher aufgeschütteten Talsohle schließen. 1200 m hoher Würmgletscher Umgekehrt ist aber zu beach- ten, daß im Falle des interglazia- len Alters dieser von Moränen bedeckten pflanzlichen Reste der 1.100 bis 1.200 m dicke Würm- gletscher im mehreren Vorstö- ßenjahrtausendelang darüberge- glitten ist. Ein Wunder geradezu, daß die Reste dieser am Talrand erhalten gebliebenen Lagerstätte nicht gänzlich beseitigt bzw. aus ihrem Zusammenhang gelöst wurden. Regelmäßige Flözwiederho- lungen sind für die großen Koh- lenlagerstätten typisch und eher der Ausdruck eines autochtho- nen Rhythmus im Bildungsraum als die Folge einer eher zufälli- gen Entstehung allochthoner An- sammlungen. Mehrfache Flözwiederholung tritt auch in Apfeldorf auf. So empfiehlt es sich hier, die Kohlenbildung aus an Ort und Stelle entstandener Pflanzensubstanz nicht ganz auszuschließen und die Lager- stätte daher als "parautochtthon" (als mehr oder weniger boden- ständig) einzustufen. Höhlenbären im letzten Interglazial Im letzten Interglazial der ausklingenden Altsteinzeit ist bereits das Vordringen des Men- schen in den alpinen Raum er- wiesen. Bemerkenswert ist fer- ner das Auftreten einer großen Bärenart, nämlich des Höhlen- bären. (In den Ausstellungsräu- men der Festung Kufstein sind derartige Bärenskelette zu sehen.) Noch einmal war mit dem Wie- derkehren der eiszeitlichen Glet- scher die Lebewelt gezwungen, sich aus weiten Teilen der Alpen zurückzuziehen. Nach 60.000 Jahren endete die vorläufig letzte (von nur kurzzeitigen Warmzei- ten unterbrochene) Eiszeit. 10.000 Jahre sind seither vergan- gen und wir leben höchstwahr- scheinlich in einer Zwischeneis- zeit. Allerdings mit einem No- vum in der Erdgeschichte: Der Mensch greift in ihren natürli- chen Ablauf ein. Klimaprognosen erfordern nicht nur die Kenntnis des äu- ßerst komplexen und schwierig faßbaren aktuellen Geschehens, sondern auch das breitgefächerte Wissen um die Vergangenheit, das unerläßliche Verständnis für die Evolution. Dr. Kurt Jaksch, Oberstudien- rat, Gymnasialprofessor i. R. in St. Johann i. T., hat grundlegen- de wissenschaftliche Arbeiten zu geographischen Fragen veröf- fentlicht. Er ist u. a. Mitglied der Österreichischen Geologischen Gesellschaft. Heimatmuseum Kitzbühel: Sonderausstellung Bosse-Keramiken Im Heimatmuseum der Stadt Kitzbühel ist bis 27. September eine Sonderausstellung mit Ke- ramiken der Werkstätten von Be- atrix Hartmann-Bosse (1906- 1989) und Walter Bosse (1904- 1979) zu sehen. Die Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 9 bis 12 Uhr, Sonn- und Feiertage von 10 bis 12 Uhr. 1
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