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SAMSTAG, 18. JÄNNER 1992 LOKAL-ANZEIGER - SEITE 27 Aurachs Kampf um einen eigenen Seelsorger Von Vicar Vigilia Pürkhl zu Aurach 1787 II. Teil und Schluß Die Commission erschien in Aurach. Der Hauptkommissarius war Herr von Rehmstein. Man zeigte der Commission die ganze Gegend um Aurach und um der- selben alles zu zeugen, führte man die Straße hinein zum Wibm Mihl, durch das Hennithal und die Kocha wiederum herauf. Bei der Rückkehr traf die Commis- sion die Bürger von Kitzbichl nechst der Kirche an, ihre "ai- gennützigen Protzstationen" vorzutragen. Allein die Commis- sion rückte den Bürgern ihre schändliche Lügen vor, welche sie eingegeben, nämlich, daß in Aurach nur ein Haus wäre und mehr dergleichen. Daher entschied diese Hohe Commission nach eingenommen Augenschein und eigener An- sicht, daß wegen einer so großen und aus so vielen Berghäusern bestehende Creutztracht es sehr notwendig sei, einen eigenen Seelsorger oder Curaten auf Aurach zu setzen und verfaßte darüber einen Vorschlag ab, welcher dem Vicario zu mehr vermehlten Androhnung eines ansonsten vorzunehmenden "Hinlänglichen Provihsionales" wenn sie keinen Geistlichen nach Aurach stellen wollte, mitgeteilt wurde. Nun glaubte man die Schwie- rigkeit und den Stein des Anto- ßes, der so viel Ärgernis verur- sacht hatte, aus dem Weg geho- ben zu haben und daß endlichen, obwohl mit Gewalt und aus höch- stem Zwang Aurach mit einem eigenen Seelsorger erfreut wer- den. Allein eben diese angedroh- te Gewalt und der Vorgriff der Commission war ein neuer Stein des Anstoßes. Es hatte den An- schein, als wenn seine Hochfürst- lichen Gnaden und Bischoff von Chiemsee um seine bischöflichen Rechte bangte. Die von der kai- serlichen Commission angedroh- te 'Provihsionali" (also eine ei- gene vorsorgliche Entscheidung "bis auf weiteres" zu treffen) ohne deren "derer Gnädigsten Ordina- riates Consens", war absolut nicht im Sinne des Bischofs. Weil aber von seiten des bi- schöflichen Hofes wohl einsehe, daß dadurch, wenn man in einer solchen billigen Sache wider die höchste Stelle handle, beiderseits verschiedene Ungelegenheiten in Kauf nehmen müßte, so wurde doch noch von seiner Hochfürst- lichen Gnaden Bischof von Chiemsee ein Congreß zu St. Joanns in Leoggenthal von allen Interessenten, um das "nöthige abzuhandeln" zusammenberu- fen. Das geschah 1721, den 6. Juny, Der Congreß dauerte bis zum 20. Juny. Dabey sind gewesen als Abge- ordnete und Gewaltträger: Als von den bischöflich-chiemseei- schen Hof geistliche Commis- sion und Vorsteher des Congres- ses Herr Franz Xaveri de Berti, hochfürstl. Salzb. Bürger, auch fürstlicher Chiemseeischer Rath, Dechand und Proparochus zu St. Joanns als gnädigst Deputierter Commissarius mit gnädigst be- fohlener Zuziehung von Herrn Joam Georgs Staudacher hoch- fürstl. Salzb., auch fürstl.-chiem- seeischer Raths Hofrichter und Geistlichen Officier Notarii. Von Seiten der Landesgerichts- obrigkeit Herr Georg Falger, beider rechten Doctor Seiner Römisch. Kaiserlichen-Majestät 0.0 Regt.-Advokat, dann Pfle- ger des Urbarlehen, auch Stadt- und Landrichter der Herrschaft Kitzbüchl. Von Seiten des Vocariats Kitz- büchl Herr P. Hieronimus Sägl., Ord. Prod. Vicarius Loci. Im Namen der löbl. Gottes- häuser zu Kitzbüchl Herr Joan Martin Seidl, Unterzechprobst in Assistentia und Herr Christian Millbachers, Stadtschreiber. Im Namen der Creuztracht und der Gemeinde zu Aurach als von der Kochinger Werchat Christian Oberhauser zu Kocha, Peter Wander am Obristen, von der Haslwander Werchat Sebastian Haller zu Filzen, Georg Koidl am Prand, von der Auringer Werchat Michael Kircher zu Aurach, Adam Prunner zu Pi- chaeln, von der Henntahller Werchat Andre Obernauer zu Maurach und Leonhard Hechen- berger zu Oberprun als "ordent- lich dazu Begewaligte Aus- schuß". Bei dieser geistlichen und weltlichen obrigkeitlichen Com- mission hat man sich auf folgen- de Punkte vergleichen und ein- verstanden: 1. vollen vor allem dem Vica- riat Kitzbichl von den Gottes- häusern daselbsten, dann dem Gotteshaus zu Aurach ihre jura Recht und Gerechtigkeiten, wie auch "den H. Ordens P.P. A. Predicotorum die Incorporation" ermelten Vicariats nach Auswei- sung des hierüber ausgefertigen Incorporation-Instruments d' dato 15. Juny a.e. 1655 in Stil -7 stantialibus reservieret verble ben und dabei von heiderseii Hohe Obrigkeiten Gnädig manuteriert (geschützt) worden. hat man sich auf Gnädigste Ratification dahin vereinigt und verglichen, P.P. Praedicatoruni auf den Fall, da die hernach ge- setzte Bedingnissen an Seiten der Gemeinde Aurach werden erfül- let worden sein, durch einen jeweiligen P. Vicarium in Kitz- bichl entweder einem Patrem, den er aus seinen Cooperatoribus für zauglich erachten läßt, oder ei- nen von Gnädigsten Herrn Ordi- nario ac Curem approbierten Weltgeistlichen bei dem Gottes- haus im besangten Aurach unter dem Titel eines Cooperatoris in allweg an- und aufzustellen, bei befunderem erheblichen Ursa- chen zu mutieren und ein anderes taugliches Subjectum zu substio- nieren, solche Substitution dem Herrn Dechant zu St. Joanns gehorsamlich insinuiren und im Fall der Substituondus in Pistum Chiemsee ac Curam mit appro- bieret ware, dem Gnädigsten Herrn Herrn Irdinario pro Ap- probations ac Curam zu sistieren haben solle. Soll solch an- und aufge- stellter Cooperator oder Curatos bei dem Gotteshaus zu Aurach an denen Sonn- und Feier- auch anderen Bestimmten Tägen die gebräuchige Gottesdienst und gestifteten Jahrtäg oder Messe, mit denen gewohnlichen "Creyz- gängen" in gleichen auch alle anderen geistlichen Functiones mit allem angelegenen Fleiß verrichten, die Votivmessen und das gewöhnliche Stipendium per 30 Kreuzer lesen die hI. Sacra- menta der Tauff, Communion, Bueß und Letzte Ölung der Gebühr nach administrieren mit Haltung der Predigt und Chri- stenlehr nach Verordnung des Chiemseeischen Syndonal Con- stitution alternieren, die getauf- ten Kinder nach dem Ritual ent haltenen Formual jederieit flei- ßig einschreiben und solche' , Buch in seiner Verwahr zu he halten. So viel aber die App1isa tion der hl. Messen anbetrifft. neben der Wnchenmesse auch an einem Sonn- und Feiertligen auf ~N 41 Linker Seitenaltar, Altarblatt Mariae Himmelfahrt von Johann Entfelder. Davor eine Herz-Jesu- Statur, aufgestellt zur Hundert- jahrsfeier der selbstständigen Pfarre Aurach am 13. Oktober 199/ welche die Opfertage fallen, dieselbe für die Creuztracht Aurach zu applizieren und die übrigen nach Anordnung eines jeweiligen P. Viktar in Kitzbichl zu lesen und zu applicieren obli- gat sein. Das Jahr hindurch mit seiner unterhaltenden Creuztracht die Vicariatskirche zu Kitzbühel zweimal am Fronleichnamstag und am Tag der Kirchweih an- statt, daß sie ansonsten die Pfarr- kirchen St. Joanns zu besuchen schuldig waren, Procehsionali- ter, oder mit dem Creyz besu- chen, vorher aber zu ermelten Aurach frühzeitig die hI. Messe lesen. '1jtibühekr Der /)igr Redaktionsschluß Dienstag, 17.30 Uhr
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