Kitzbüheler Anzeiger

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Servus Österreich, au Wiedersehen Kitz: Gekür.digrer TVB-Direktor Schwendinger Foto: STAU SAMSTAG, 18. JÄNNER 1992 LOKAL-ANZEIGER SEITE 3 "Ich hatte ia nicht die Hand in der Portokasse" Kitzbühels TVB-Direktor Hans-Peter Schwendinger über seine Kündigung und die gegen ihn erhobenen Vorwürfe Beim Kitzbüheler Touris- musverband herrscht dicke Luft, seit Obmann Gerhard Resch seinem Direktor Hans- Peter Schwendinger via Me- dien die Kündigung ausrich- ten ließ. Der Betroffene schießt nun zurück. Ein Interview von Harald Maier. Haben sie eine offizielle Be- gründung für Ihre Kündigung erhalten? Nein, die habe ich nicht erhal- ten. Ich weiß nur das, was den Medien zu entnehmen war. In Interviews hat der Ob- mann des Tourismusverbandes seine Entscheidung damit be- gründet, sie hätten während der Weihnachtsfeiertage am Arlberg geurlaubt? Diesen Urlaub hat es nicht gegeben. Ich habe wie schon seit Jahren die Sylvesternacht am Arl- berg verbracht. Am Heiligen Abend und an den darauffolgen- den Feiertagen war ich ununter- brochen im Büro zu erreichen. Die Vorgangsweise ist schon sehr unseriös. Wenn es Unzu- friedenheit mit einem Mitarbei- ter, noch dazu in einer Führungs- position, gibt, dann soll man das klar sagen. Ich bin ja nicht mit der Hand in der Portokasse erwischt worden. Aber so stellt sich die Situation für mich im Moment dar. "Man hat mir meine berufliche Karriere zunichte gemacht" Wie lange werden Sie noch in Kitzbühel bleiben? Ich gehe davon aus, daß mein Arbeitsverhältnis noch bis zum 31. März dauert, wobei ich mei- ne Aufgaben sicher wahrnehmen werde. Auf der anderen Seite - und das möchte ich schon mit aller Klarheit sagen - hat man mir bis auf weiteres jede berufliche Karriere zunichte gemacht. Ich bin seit 13 Jahren Fremdenver- kehrsdirektor in verschiedenen Orten. Aber in dieser Art und Weise habe ich noch nie gehört, daß man sich von einem Mitar- beiter trennt. Werden Sie rechtliche Schritte gegen den Tourismus- verband unternehmen? Das behalte ich mir vor. Es ist sicher nichts ehrenrühriges, wenn man sich von einem Tourismus- direktor trennt. Warum man das mit einer Rufschädigung kombi- niert, verstehe ich allerdings nicht. Ich war eigentlich der Meinung, daß mein Verhältnis zu Obmann und Vorstand ein gutes ist. Warum glauben Sie, hat man ausgerechnet diesen Zeitpunkt gewählt? Das ist eine Überlegung, die ich nicht nachvollziehen kann. Kann es sein, daß Sie dem Obmann im Hinblick auf die Verbandswahlen im Herbst un- bequem geworden sind? Es ist schon denkbar, daß Herr Resch fürchtet, daß er ohne die Unterstützung seines führenden Mitarbeiters die Wahl nicht gewinnen könnte. "Ich kann nichts dafür, daß seine ehemaligen Freunde jetzt meine sind" Ihm macht sicher Sorgen, daß seine ehemaligen Freunde, die sich ihm Frühjahr 199 verab- schiedet haben (Anm.c.R.: sechs Ausschuß- und drei Ersatzmit- glieder), sich jetzt den Kopf zer- brechen, wer seine Position nach- besetzen könnte. Das seine ehemaligen Freunde heute meine sind, dafür kann ich nichts. Wobei ich sehen betonen möchte, das es nicht Aufgabe eines Direktors ist, sich in Wahl- kämpfe einzmischen. Haben Sie in den vergange- nen drei Jahren alles erreicht, was Sie erreichen wollten? Sicher nicat alles. Ein T:rnris- musverland ist ein schwerfälli- ges Werkel. Jeder, der glaubt, daß mar die Dinge sofort reali- sieren sann, die auch noch Geld kosten ‚ der irrt. Auf der anderen Seite glaube ich, das wir bis auf die Optik des Büros alles n die Richtung kor- rigiert haben, die wir weilten. Das fängt bei völlig neuem Werbematerial an und hört bei der komplett neuen EDV auf. Wir haben auch auf die richtigen Märkte gesetzt. Es hat sich be- währt, saviel Geld in Italien hin- einzupumpen. Die Marktpiäsenz Kitzbühels ist sicher nicht schlechter geworden. Es gab Vorwürfe, die Orga- nisation im TVB-Büro habe nicht funklioniert. Wenn Funktionäre, die einmal pro Wcche hereinkommen, ein paar Uaterschr.ften gebe--i und nach einer halben Stunde wieder weg sind, glauben, sie wüßten über den inerletrieblichen Ab- lauf Bescheid, cann halte ich das gelinde gesagt für Selbstüber- schätzung. Es werden sicher nicht alle Dinge 1 00prozentig gelöst. Aber man muß auch se:en, daß wir mit Abstand die längsten Öffnungs- zeiten aller TVB-Büros in Tirol haben, personalmäßig aber noch immer denselben Stand wie zu Dr. Ziepls Zeiten. "Der Direktor wird von ehrenamtlichen Funktionären gemanagt" Wie selbständig kann ein Tourismusdirektor in Kitzbü- hel agieren. Hängen Sie am Gängelband der Funktionäre? Von der Finanzkraft her ist Kitzbühel sicher eine Kategorie für sich. Am Gängeband zu hängen, ist kein Schwendinger- spezifisches SchLe ksal. Da ergeht es den meisten meiner Kollegen gleich. Ich finde, daß die Struktur des Tourismus neu organisiert ge- hört. Aber wenn ich mir das neue Tiroler Tourismusgesetz an- schaue, hat sich da nichts geän- dert. Die i.eute ja den Verbänden wollen alle hochqualifizierte Manager haben. Die sollten nichts kosten, immer verfügbar sein und den Animateur spielen. Und sie sollten sich managen lassen von ehrenamtlichen Funk- tionären. Da isi der Konflikt schon vorprogrammiert.
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